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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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Blut ab.
    „Sie bekommen gleich Ihr Bett. Dann geht’s mit dem Fahrstuhl nach oben auf die Quarantänestation. Wie fühlen Sie sich?“
    „Nach dem Duft der Gummihandschuhe könnte ich frische Luft vertragen.“
    „Das geht nicht.“
    Klar, was hatte er denn erwartet. Ein Pfleger fuhr ein Krankenhausbett in den Raum. Der extrem saubere Geruch der Bettwäsche ließ seinen Magen zusammenkrampfen. Seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen. Schnell schluckte er den Würgereiz hinunter. Dieser sterile Mief wirkte hier im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen.
    „Bitte legen Sie sich hin.“
    Seine weichen Knie dankten es ihm. Sein Magen rebellierte jedoch weiter gegen diesen Geruch von Desinfektionsmitteln. Die Ärztin untersuchte Marcus Augen, zog die Lider auseinander und überprüfte mit der Taschenlampe seine Pupillenreakt i on. Dann weitete sie mit einem zangenähnlichen Instrument seine Nasenlöcher. Der Geruch der Latexhandschuhe löste den nächsten Würgereiz aus.
    „Magenkrämpfe, die ersten Anzeichen.“ Sie sah zum Pfleger. Wir bringen ihn erst hoch und legen ihm zunächst eine Infusion.
    „Ich brauche keine Infusion. Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen und dieses sterile Zeug ...“
    „Ganz ruhig. Wir kümmern uns um Sie.“ Die Ärztin sah ihm ins Gesicht. Marcus setzte sich auf. Dieses Gehabe fühlte sich nach Bedrängnis an. „Bitte, ich möchte ...“ Der Pfleger drückte Marcus zurück aufs Kissen. „Sie bekommen lediglich eine Kochsalzlösung.“ Er schob das Bett auf eine Metalltür des Fahrstuhls zu, die sich in diesem Moment öffnete.
     
    Endlich kehrte Ruhe ein. Marcus lag in seinem geruchsintensiven Bett. In seinem linken Arm steckte unterm Klebeband die Kanüle der Kochsalzinfusion. Diese hellgrünen gefliesten Wände ohne jeden Wandschmuck, die weiße Decke mit dem kalten Neonlicht ließen Marcus’ Puls immer weiter in die Höhe schnellen. Der Gedanke an ein Versuchslabor, er als Versuch s person, erreichte hier eine Lebendigkeit, die ihn zittern ließ. Außer dem Bett, auf dem er lag, stand nur ein Nachttisch im Raum. Dieses Fenster zum Gang empfand er als das Schlimm s te an diesem Zimmer. Dadurch fühlte er sich wie ein Affe im Zoo, der jederzeit begafft werden durfte.
    Nach einer halben Stunde ging die Tür zu seinem Gefängnis auf. Dr. Schneider, in einem durchsichtigen Menschenkondom gehüllt, kam an sein Bett. Marcus lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ausgerechnet Dr. Schneider! Marcus setzte sich auf.
    „Um ehrlich zu sein, hätte ich Sie gern unter anderen Umständen hier behandelt.“ Unter der Plastikhaube beobachtete Marcus den Atem des Mediziners, der sich innen feucht niede r schlug. Mindestens die schwarze Pest rechtfertigte eine solche Maßnahme. Wie erbärmlich er sich hier fühlte, wie ein Aussä t ziger, dem niemand zu nah kommen durfte, der für die Gesel l schaft zur Bedrohung wurde.
    „Wie fühlen Sie sich?“ Die Stimme des Arztes klang dumpf unter dem Plastik.
    „Das wollen Sie bestimmt nicht hören, aber abgesehen von diesem Desinfektionsgestank und diesem Affenkasten“, demonstrativ schaute er auf dieses Fenster zum Gang, „fühle ich mich großartig.“
    „Wie mein Kollege gestern schon vermutet hat, sind Sie eine außergewöhnliche Kämpfernatur. Ich bin sicher, auch diesen Infekt werden Sie bald überstanden haben.“ Er stellte sich ans Bettende. „Zur Bekämpfung dieser wirklich aggressiven Erreger müssen wir Ihnen ein Medikament verabreichen.“
    „Ein Medikament? Geht es vielleicht auch etwas genauer?“ Der Kerl log doch. Auch ohne Lügendetektor erkannte Marcus das deutlich. „Zuerst mal würde ich gern wissen, was ich denn diesmal Spektakuläres haben soll, bevor Sie mich mit irgendeiner Chemie vollpumpen.“
    „Aber, aber Herr Sonntag. Wer wird denn da so hitzig werden?“
    „Ich und hitzig? Das liegt wahrscheinlich daran, weil ich nicht in Ihr Lehrbuch passe und Sie jedes Mal, wenn ich hier bin, von dem überrascht sind, was ich Ihnen bieten kann. Vielleicht wären Sie so freundlich und würden Dr. Stelzer her bitten.“
    „Dr. Stelzer ist erst morgen Mittag wieder im Dienst.“
    „Gut, dann werden wir bis morgen Mittag warten. Aber wo Frau Peterson abgeblieben ist, das werden Sie mir doch sagen können, schließlich kam ich mit ihr hierher.“
    „Ist Frau Peterson eine Verwandte?“ Dr. Schneider runzelte die Stirn. Das sollte dem Arzt doch so was von egal sein.
    „Hören Sie, ich habe einen ziemlich leeren

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