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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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ausgesprochen höflich!
    »Ja, bitte!«, rief sie, wie sie es gelernt hatte, richte sich auf und strich ihr Gewand glatt.
    Es war keine große Überraschung, dass Waja den Raum betrat. Allerdings nicht allein. Sie wurde begleitet von fünf Dienerinnen, die beladen waren, als würden sie einen Marktstand eröffnen wollen. Eine silberne Platte, auf der verschiedene Sorten Brot, Pastetenscheiben, Käse und gebratene Geflügelstückchen angerichtet waren, wurde auf dem kleinen Tisch abgestellt, ein Korb voller Früchte daneben drapiert. Zwei Krüge, ein feiner Glasbecher, mehrere Teller, Besteck und ein Stapel Servietten vervollständigten das Menü. Vor das Bett stellten die dienstbaren Frauen auch noch eine Truhe, bevor sie eine nach der anderen wieder nach draußen huschten.
    »Du wirst heute noch nicht mit uns gemeinsam speisen, du sollst dich zunächst eingewöhnen. Falls du noch etwas brauchst, rufe einfach nach La'ad! Er schläft vor deiner Tür!«
    Mit diesen Worten verschwand auch Waja wieder. Janica hörte, wie draußen der Riegel wieder vorgelegt wurde. Kopfschüttelnd betrachtete sie die Speisen, die ihr gebracht worden waren. Von dieser Menge wäre ein halbes Dutzend Soldaten der Schlosswache ihres Vaters satt geworden, und diese Männer pflegten ordentlich zuzulangen. Janicas Gedanken wanderten zu ihrer Zofe. Hoffentlich hatte man sie nicht dafür bestraft, dass sie aus Janicas Schlafgemach davongeschlichen war, um den Wachkommandanten zu treffen. Was würden sie jetzt wohl machen, Gerun und ihr Nadif? Jetzt, wo Gerun nicht mehr als Zofe der Prinzessin arbeiten musste, konnte sie ihren Liebsten vielleicht sogar heiraten!
    Nachdem Janica festgestellt hatte, dass einer der Krüge kühles klares Wasser und der andere einen sehr guten süßen Weißwein enthielt, widmete sie sich der Truhe. Das Möbelstuck war randvoll mit Kleidern gefüllt. Andächtig strich Janica über das oberste Gewand aus scharlachrote Seide, von einer Qualität, die selbst der rührigste Händler im Westlichen Reich nicht heranschaffen konnte. Mit einem leisen Seufzer klappte sie den Deckel der Truhe wieder zu. Vorerst reichte das Gewand, das Kana-Tu ihr an diesem Morgen gegeben hatte, vollkommen aus. Für wen sollte sie sich herausputzen? Sie war ganz allein!
    »Nicht schlecht, Ma Che!«, krächzte es da von einem der Fenster her. Janica zuckte zusammen. Was war das nun wieder?
    Ein bunt gefiederter Vogel quetschte sich durch das Gitter des offenen Fensters. Eine azurblaue Feder segelte zu Boden, der Vogel selbst flatterte in schönster Selbstverständlichkeit auf die Rückenlehne eines Sessels und schüttelte sein Gefieder zurecht.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Papageien so fett sind! Nächstens versuche ich mich lieber an einer Nachtigall, wenn ich dich besuchen will. Die sind klein und zierlich und passen durch jedes Gitter. Aber nein, da fällt mir ein, Nachtigallen können nicht reden, nur singen. Ich weiß nicht, ob du auf meinen Gesang stehen würdest, Prinzessin!«, schnarrte es aus dem großen krummen Schnabel.
    Janica ließ sich auf den anderen Sessel fallen und starrte die farbenprächtige Erscheinung mit den azurblauen Flügeln, dem dunkelroten Brustgefieder und den dunkelgrün, beinahe schwarz schimmernden Schwanzfedern an.
    »Du hast einen verdammt langen Schwanz!«, sagte sie schließlich.
    »Wenn du das noch einmal sagen würdest, wenn ich in meiner menschlichen Gestalt vor dir stehe, würde mich das sehr glücklich machen, Ma Che!« Der Papagei drehte eitel seinen Kopf hin und her. 
    »Kana-Tu? Wie kommst du in diesen Vogel hinein?«
    »Arr! Diese Frau begreift es nie!« Es wirkte fast verzweifelt, wie der Vogel die Flügel lupfte. »Ich bin nicht in diesem Tier drin, ich bin Kana-Tu höchstselbst, aber eben mit Schnabel und Federn! Genau wie Onkel Kajim eben der Drachen ist, der die Jungfrauen einsammelt! Ist das jetzt klar?«
    »Naja!« Janica betrachtete den Papageien noch immer sehr skeptisch. »Ich meine, als Mensch bist du doch ziemlich stattlich, Kana-Tu! Wenn ich dir das jetzt schon glauben würde mit dem Gestaltwandel, wie schaffst du es nur, zu einem so kleinen Tier zusammenzuschrumpeln?«
    »Schrumpeln? Sagtest du schrumpeln? Da macht man sich schon die Mühe und will nachsehen, wie es dir geht, und dann wird man so empfangen!«, beklagte sich der Vogel.
    »Meine Bemerkung mit dem großen Schwanz hat dir gefallen! Aber was bin ich für eine schlechte Gastgeberin! Darf ich dir von diesen Beeren hier

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