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Drachenspiele - Roman

Titel: Drachenspiele - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blessing <Deutschland>
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Zhou nichts zu spüren.
    Â»Eine Prognose«, fuhr er fort, »ist schwierig. Sie kann in diesem Zustand noch mehrere Jahre leben oder auch in zwei Wochen sterben.«
    Â»Gibt es vielleicht andere Medikamente, die...«
    Â»Nein«, unterbrach ihn der Neurologe. »Sie können ihr etwas gegen die Krämpfe und gegen die Schmerzen geben, und das tun Sie bereits. Natürlich stellt sich die Frage, ob sie hier richtig aufgehoben ist. Aber das ist eine familiäre Entscheidung, keine medizinische, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Â»Was kann sie von ihrer Umgebung noch wahrnehmen?«
    Â»Nichts.«
    Â»Wird sich Ihr Zustand weiter verschlechtern?«
    Â»Aus neurologischer Sicht geht es kaum schlechter. Lungenentzündungen sind ein Problem, Hautentzündungen ebenfalls. Ihr Mann muss aufpassen, dass sie sich nicht wund liegt. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Paul fielen keine weiteren Fragen ein, er blickte zu Da Long, der mit ausdruckslosem Gesicht ins Leere starrte.
    Zhou packte seine Sachen zusammen, lehnte höflich die Einladung zum Mittagessen ab und ersparte ihnen jede Floskel, wie leid es ihm tue, keine bessere Diagnose stellen zu können; es war ihm anzusehen, dass er so schnell wie möglich zurück nach Shanghai wollte.
    Während Da Long ihn im Hof verabschiedete, behauptete Paul, etwas vergessen zu haben, und lief ins Haus zurück. Er ging zum Bett von Min Fang, zupfte ein Büschel ihrer grauschwarzen
Haare aus der Bürste, die auf dem Nachttisch lag, steckte es in ein Briefkuvert, das er aus dem Hotel mitgenommen hatte, und ließ es in seinem Rucksack verschwinden.
    Es fiel ihm schwer, Da Long jetzt allein zu lassen, aber er musste spätestens um 17 Uhr in Shanghai sein, und Zhou hatte sich angeboten, ihn mitzunehmen. Paul war sicher, dass sie sich bald wiedersehen würden. Sollte sein Verdacht stimmen, vermutlich in wenigen Tagen. Ein kurzer Abschied, das Versprechen, sich aus Shanghai noch einmal zu melden, bevor er zurück nach Hongkong flog.
    Doktor Zhou fuhr einen schwarzen Audi, ein bei höheren Parteikadern sehr beliebtes Modell; der Wagen war so neu, dass das Innere noch nach Gummi, Kleber und Plastik roch. Er lenkte ihn schnell und geschickt über die schmalen Straßen, auf der Autobahn schlängelte er sich so rasant zwischen den Container-Transportern durch, als nähmen sie an einer Rallye teil.
    Paul hielt sich am Griff über der Tür fest und rutschte unruhig in seinem Sitz hin und her. »Schönes Auto, wie viel PS?«, sagte er in der Hoffnung, auf diese Weise ein Gespräch anzufangen. Nichts in der Welt interessierte ihn weniger als Hubraum und Pferdestärken.
    Â»Keine Ahnung. Es gehört meiner Frau«, antwortete Zhou.
    Â»Ist sie auch Ärztin?«
    Â»Nein. Immobilienmaklerin. Ärzte können sich keinen Audi leisten. Sie fahren Passat.«
    Â»In welchem Krankenhaus arbeiten Sie?«
    Â»Ruijin Hospital.«
    Â»Sind Sie ein guter Freund von Da Longs Sohn?«
    Â»Ja. Er hat von meiner Frau zwei Wohnungen gekauft. Wir sehen uns häufiger.«

    Â»Ich dachte, er arbeitet bei einer Versicherung?«, wunderte sich Paul.
    Â»Tut er auch. Er hat an der Börse viel Geld verdient und das in Immobilien investiert.«
    Â»Hat er Ihnen erzählt, dass in dem Dorf noch zwei ältere Frauen mit ähnlichen Symptomen erkrankt sind?«
    Â»Nein.« Zhous Stimme klang nicht so, als wolle er auf der Stelle umkehren, um auch sie zu untersuchen.
    Â»Merkwürdig, oder?«
    Â»Da ich sie nicht gesehen habe, kann ich nicht sagen, ob es Parallelen gibt. Halte ich auch für unwahrscheinlich, um ehrlich zu sein.«
    Â»Wie bekommt man eine solche Hirnerkrankung?«
    Der Arzt zuckte die Schultern. »Schwierige Frage. Möglicherweise eine genetische Geschichte, von der Da Long nichts weiß. Wären wir in England und Frau Wu eine Schlachterin oder starke Fleischesserin, würde ich Rinderwahn nicht ausschließen. Aber BSE gibt es in China nicht.«
    Â»Können Katzen den Virus übertragen?«
    Kopfschütteln.
    Â»Und Fische?«
    Dr. Zhou lachte laut auf. »Wie sollen denn Fische Rinderwahn übertragen? Der trägt seinen Namen nicht ohne Grund.«
    Â»Könnte es auch etwas ganz anderes sein? Eine Vergiftung zum Beispiel?«
    Â»Sind Sie ein Freund der Familie oder Detektiv?«
    Paul überging die Frage. »Ja oder nein?«
    Â»Ich bin kein Toxikologe, aber

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