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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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waren in die Häuser geflohen, und nur einige Krieger hasteten jetzt an Kemaq vorüber.
    » Ja, er war blau, und sein Reiter war das blinde Mädchen«, sagte Pitumi nachdenklich. Dann gab sie Kemaq einen Stoß. » Nun komm endlich, jetzt wird nur noch wichtiger, was ich dir zeigen will.«
    » Aber ich muss Rumi-Nahui melden, dass die Fremden hier sind«, sagte er widerstrebend.
    » Gar nichts musst du, Läufer. Außerdem war es bisher nur einer dieser fliegenden Götter, und es ist gar nicht gesagt, dass noch mehr kommen.«
    » Diese Drachen sind Boten des Unglücks, Pitumi«, erwiderte Kemaq. » Wo sie erscheinen, folgen bald darauf Feuer und Tod.«
    » Das mag sein, aber ich kann dir etwas zeigen, was dir vielleicht hilft, die Dinge etwas anders zu sehen, Läufer.«
    Wieder streckte sie die Hand aus, aber er schüttelte den Kopf. » Ich habe Melap getroffen«, sagte er düster, » und ich weiß, was er getan hat. Ich will nichts mehr zu tun haben mit … mit dem, was ihr vorhabt. Viele habt ihr ins Unglück gestürzt, auch meinen Bruder Qupay.«
    Pitumi sah ihn stirnrunzelnd an. » Du kannst eigentlich nur wissen, was Melap getan hat, wenn er es dir selbst gesagt hat. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sich einer eurer Priester dazu herablassen würde, einem Chaski etwas über die Deutung der Zeichen zu verraten, oder?«
    Aber Kemaq wollte sich nicht wieder einwickeln lassen. » Ich höre dir nicht mehr zu, Heilerin.«
    Die Alten, die sich beim Anblick des fliegenden Schattens in die nächsten Hütten geflüchtet hatten, waren inzwischen zögernd wieder hervorgekommen. Einer von ihnen hatte gehört, was Kemaq zuletzt gesagt hatte, und rief jetzt: » Was zögerst du, Chaski? Hast du Angst vor der Chachapoya? Ihr Volk hat uns schon oft geholfen. Ich sage, du kannst ihr vertrauen, nein, du musst ihr vertrauen, denn viel hängt davon ab.«
    Kemaq bedachte den Mann mit einem finsteren Blick. » Und wieder höre ich nur Andeutungen und rätselhafte Worte. Wenn so vieles von mir abhängt, warum sagt ihr mir nicht einfach, was es ist?«
    » Ich kann verstehen, dass dich das erzürnt, Chaski«, sagte Pitumi sanft, » doch erschien es mir besser, es dir nicht vor der Zeit zu sagen. Du hast schwer zu tragen, und ich wollte deinen langen Weg nicht noch mit zusätzlichen Lasten beschweren. Doch jetzt bist du da, wo du sein solltest, und ich werde dir enthüllen, soviel ich dir eben enthüllen kann.«
    Kemaq war immer noch misstrauisch, aber schließlich siegte die Neugier. » Doch wenn ich dir jetzt folge, heißt das nicht, dass ich das auch weiterhin tun werde, Heilerin«, erklärte er.
    » Die Silbermine, habt Ihr auch die Silbermine gesehen, Comtesse?«, fragte der Alchemist aufgeregt.
    » Wir haben nichts dergleichen gesehen«, antwortete Nabu an Milas Stelle. » Nur eine recht kleine Stadt, ganz aus Stein errichtet und mit einer starken Mauer gesichert.«
    » Aber es ist Tanyamarka, oder?«, fragte der Gelehrte.
    » Wir hatten keine Gelegenheit, uns nach ihrem Namen zu erkundigen«, erklärte der Drache trocken, wandte sich ab und zog sich einige Schritte von dem schmalen Pfad zurück.
    » Ihr solltet vielleicht die Indios fragen, Meister Albrecht«, schlug Mila vor.
    » Natürlich, natürlich, aber ich weiß nicht, ob einer von ihnen die Stadt näher kennt. Es war doch schon schwer genug, eine zuverlässige Wegbeschreibung zu bekommen.« Damit entfernte er sich eilig.
    Mila hörte Hernando Pizarro ausspucken. Er sagte: » Dieser elende Pfad ist eine Zumutung. Wie weit ist es noch bis zu diesem sagenhaften Ort, Condesa?«
    » Wir haben für den Rückweg kaum mehr als das Viertel einer Stunde benötigt. Aber wenn ich Nabu richtig verstanden habe, schlingt sich dieser Weg um einige Hügel herum. Dennoch, morgen Mittag solltet Ihr dort sein.«
    » Ich hoffe wirklich, dass diese Mühen sich lohnen, Condesa, und ich bedaure, dass Ihr nicht selbst gesehen habt, was es dort gibt. Ich traue diesen Drachen nicht«, erklärte Don Hernando missmutig. Dann ging er zu seinen Männern.
    Mila seufzte. Dass Francisco Pizarro aber auch ausgerechnet seinen Bruder zum Anführer dieser Expedition hatte machen müssen! Sie hielt die Nähe dieses Mannes von Tag zu Tag weniger aus. Fünfzig Spanier waren aufgebrochen, ein Dutzend davon zu Pferd. Vier Drachen flogen ihnen voraus, und fast zweihundert Indios marschierten an ihrer Seite. Die meisten waren Krieger, Yunga aus dem Tiefland, die mit Almagro nach Caxamalca gekommen waren.

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