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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gefragt, wie denn ein weiblicher Ritter wohl genannt werden würde.«
    Trotz dieser angeblichen Schwierigkeiten schien der Conte bester Laune zu sein, und sein helles Lachen wirkte ansteckend. » Mein Onkel hat vorhin den Begriff Ritterschwester verwendet«, erwiderte Mila, unsicher, ob er nach ihrer Meinung gefragt hatte.
    » Nicht übel, denn unsere Männer werden ja auch als Ritterbrüder bezeichnet. Unsere Ritter spanischer Zunge schlugen erst Dragónesa und dann Amazona vor, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich Euch wirklich als Amazone in die Liste eintragen will, Comtesse. Nun, vielleicht finden wir im Gebet die Antwort, wie Fray Celso meinte. Er erwartet Euch übrigens in der Kapelle.«
    » Jetzt gleich? Ich habe noch gar nicht gefrühstückt.«
    Der Marschall lachte wieder: » Es tut mir leid, Comtesse, aber Eure unbeschwerte Jugend endet heute. Ihr werdet beim nächsten Sonnenaufgang zum Ritter geschlagen, und bis dahin werdet Ihr beichten, beten und fasten. Und wir werden sehen, ob wir Schwert und Rüstung für Euch auftreiben können, auch wenn es da düster aussieht. Nun macht aber nicht so ein finsteres Gesicht, Comtesse. Ein Ritter des Ordens sollte seiner Weihe mit frohem Mut entgegensehen.«
    Immerhin durfte Mila zunächst noch bei der Auswahl einer Rüstung mitwirken, was sich schwierig gestaltete.
    » Unsere Drachenritter sind mit leichtem Gepäck gereist, Mila«, erklärte ihr Großonkel. » Der größte Teil unserer Ausrüstung befindet sich an Bord der Flotte, und die kämpft immer noch gegen widrige Winde.«
    Mila erfuhr, dass zwar ein Schmied unter den Waffenknechten war, der aber nichts hatte, womit er hätte arbeiten können, denn Eisen oder gar Stahl fand sich hier nicht. » Und aus Silber oder Gold können wir sie schlecht machen«, meinte der Hochmeister entschieden.
    Aber dann brachte Don Mancebo etwas in die Kammer – etwas, das, wie Mila ahnte, nicht sehr schwer sein konnte: » Dies ist eine Rüstung, wie sie die Azteken tragen. Sie stammt direkt aus Tenochtitlan. Ich habe darüber nachgedacht, sie selbst zu tragen, wenn ich nicht auf Ianus sitze, doch kann ich auch auf sie verzichten.«
    Mila betastete, was der Maure auf den Tisch gelegt hatte. » Das ist weder Eisen noch sonst ein Erz, auch kein Leder«, rief sie, » das ist Wolle!«
    » Ihr habt Recht, Condesa, es ist Baumwolle, in Lauge gehärtet und in doppelter Lage vernäht. Eigentlich ist es mehr ein Waffenrock als eine richtige Rüstung, doch in Neu-Spanien tragen sie viele Konquistadoren. Sie schützt gut genug gegen die schlechten Waffen der Heiden, und sie ist viel leichter und bequemer als unsere schweren Panzer.«
    » Welche Farbe hat sie?«, fragte Mila und fuhr mit den Fingern über das gesteppte Kleidungsstück.
    » Sie ist von jungfräulichem Weiß, wie frisch gefallener Schnee, so wie Eure Augenbinde, Condesa«, erklärte der Maure.
    Der Hochmeister brummte missbilligend, während er die Rüstung mit den Händen prüfte und an ihr herumzerrte. » Ein Armbrustbolzen käme leicht hindurch«, stellte er fest.
    » Aber die Indios kennen die Armbrust nicht, und ich denke, bis unser Nachschub hier ist, wird diese Rüstung viel besser sein als gar keine«, meinte Don Mancebo.
    » Und schützt sie auch bei einem Sturz von einer Mauer?«, fragte Milas Großonkel düster.
    Die Leichtigkeit des Augenblicks war wie weggeblasen. Mila hatte ganz vergessen, wie sie in Nabus Sattel gelangt war – durch Don Rodrigos Tod.
    Sie fühlte sich plötzlich schuldig.
    » Vielleicht war es doch ein Indio«, warf der Marschall ein. » Eine der Wachen glaubt, heute Morgen einen Spion gesehen zu haben, der um die Mauern herumschlich.«
    » Ein Spion? Warum wurde ich nicht unterrichtet?«, fragte der Hochmeister.
    » Der Mann war sich nicht sicher, ob er wirklich etwas gesehen hat. Er sagte nur, es schlich etwas durch die Felder, vielleicht aber auch ein Tier. Er hat deshalb erst nach Ende seines Dienstes Meldung gemacht. Schließlich war der Spion, wenn es denn einer war, außerhalb der Festung, und ich sehe nicht, wie er hier hereingekommen sein sollte«, sagte der Marschall.
    » Wer war denn der Mann, der das meldete?«, fragte sie neugierig.
    » Einer von unseren Waffenknechten. Warum fragt Ihr?«, wollte der Marschall wissen.
    Aber das wusste Mila selbst nicht so genau, und so kam man allmählich wieder zur Frage der richtigen Rüstung zurück.
    Dietmar wurde gerufen und damit beauftragt, die Baumwollrüstung gemeinsam mit dem Schmied dem

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