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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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und schwere Erz fühlte. Wollten sie die Frau denn erschlagen? Sie wollen sie opfern, das geht nicht, wenn sie tot ist, versuchte er sich zu beruhigen. Aber natürlich mussten sie mit Widerstand rechnen. Es war ja nicht gesagt, dass die Fremde allein durch den Gang kommen würde. Immer noch hörte er die Stimme des Mädchens aus der Kammer. Falls sie einen Begleiter haben sollte, würde dieser den Angriff vermutlich nicht überleben.
    » Wie ich sehe, hattest du keine größeren Schwierigkeiten, Mila«, stellte Maximilian von Friedberg zufrieden fest. Mila nickte. Sie hatte ihrem Großonkel noch einmal einen persönlichen und ausführlichen Bericht ihrer beiden ersten Flüge gegeben. Gewisse Dinge hatte sie jedoch verschwiegen, auch wenn sie das dringende Bedürfnis verspürte, jemanden ins Vertrauen zu ziehen.
    » Du hast dich übrigens vorhin auch gut gehalten«, lobte ihr Großonkel unvermittelt.
    » Danke«, sagte sie überrascht.
    » Du hast deinen Bericht abgegeben und warst so klug, dich während des Disputs zurückzuhalten, auch wenn dir ganz offensichtlich nicht gefiel, was mein alter Freund Tassilo dazu gesagt hat.«
    » Das hast du bemerkt?«
    » Nun, ich kenne dich lange genug, um zu sehen, wenn du verstimmt bist, Milena. Ich denke, du hast dir heute auch damit ein wenig Respekt erworben unter deinen Ritterbrüdern, und du bist klug beraten, dich auch weiterhin aus unseren kleinen Streitereien herauszuhalten, Mila.«
    Mila dachte eine Weile nach, bevor sie antwortete: » Mir scheint, dass unter diesen kleinen Streitereien ein großer Zwist lauert, Onkel, und ich glaube, es würde mir sehr helfen, mich im Orden zurechtzufinden, wenn ich etwas mehr darüber erfahren würde.« »Du bist eine aufmerksame Beobachterin, Mila. Nun, das meiste wirst du früher oder später selbst herausfinden. Vieles davon sind persönliche Rivalitäten, die meisten auch nicht einmal besonders ernst. Das Hauptproblem ist jedoch – und ich nehme an, das ist dir selbst auch schon klar –, dass sich der junge spanische Zweig nicht sehr gut mit dem alten Stamm unseres Ordens verträgt. Die beiden Lager streben voneinander fort, und ich fürchte, der Orden wird eines Tages darunter zerbrechen. Das solltest du eigentlich wissen. Es ist wirklich eine Schande, dass dein Vater, der so viel Wert auf deine Ausbildung im Fechten und Reiten gelegt hat, deinen Unterricht in Bezug auf die Geschichte unseres Ordens so sehr vernachlässigt hat.«
    » Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich jemals so viel mit dem Drachenorden zu tun haben würde.«
    Der Hochmeister lachte. » Er hätte es wissen müssen, denn solange ich dich kenne, bist du schon von den Drachen fasziniert. Es ist vielleicht auch mein Fehler, denn ich hätte deinen Vater früher auf die Mängel in deiner Ausbildung hinweisen müssen.«
    Jetzt war Mila doch ein wenig beleidigt. » Ich bin sicher besser für meine Pflicht geeignet als jeder dieser Knaben, die sich um den Drachensattel beworben haben!«
    Wieder lachte der Hochmeister. » Auch unsere Knappen haben dich unterschätzt, so wie die meisten Ritter – und auch ich. Du hast schon jetzt mehr erreicht, als wir uns vorstellen konnten. Andererseits solltest du nicht den Fehler machen, dieses Land und unsere Aufgabe auf die leichte Schulter zu nehmen.«
    » Was meinst du?«
    » Es gibt viele Geheimnisse hier, und vieles, was wir nicht verstehen. Meister Albrecht kann dir sicher mehr darüber verraten, wenn er erst einmal hier eingetroffen ist.«
    » Es geht um Pachakamaq, oder? Und um etwas, das ihr Azoth nennt.«
    » Deine guten Ohren werden dich noch einmal in Schwierigkeiten bringen, Mila«, sagte der Hochmeister in plötzlichem Ernst. » Dies sind Dinge, die vertraulich sind, und deshalb werde ich dir nichts darüber sagen.«
    » Aber ich habe nicht gelauscht, Onkel! Graf Tassilo hat dieses Wort ganz offen verwendet«, wehrte sich Mila.
    » Wirklich? Das sollte er nicht tun. Dennoch, dies ist nichts, was ich mit einer jungen Ritterschwester diskutieren sollte. Und nun lass mich bitte allein, Mila. Ich habe noch einen Bericht an den Kaiser abzufassen, und der sollte fertig sein, bevor die Flotte wieder ablegt.«
    Mila zog sich zurück. Sie war nicht sehr zufrieden, denn sie hatte doch gehofft, etwas mehr über das eine oder andere Geheimnis zu erfahren. Was mochte es mit dem Azoth auf sich haben? Hoffentlich war Meister Albrecht, der Alchemist, etwas mitteilsamer als ihr Onkel. Sie war in Gedanken, als sie die Kammer

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