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Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Drachentempel 02 - Drachenfeuer

Titel: Drachentempel 02 - Drachenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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kamen, wurde der Nebel ungleichmäßig. Der Wind trieb ihn vor sich her. Doch das war scheinbar alles, was sich änderte. Der Weg vor ihnen sah genauso aus wie hinter ihnen. Hin und wieder ragten große Felsbrocken aus der Schneedecke. Andere Menschen auf dem Weg erschienen als dunkle Schatten im hellen Dunst, bevor sie deutlich erkennbar wurden.
    Abrupt ging es vor ihnen steil in die Tiefe. Sie standen an der Spitze einer Felswand. Der Boden war im Nebel nicht zu erkennen.
    »Wir sind fast da«, sagte Joona fröhlich.
    Wenige hundert Meter weiter wartete der Gipfel des Ben. Lawrence ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Es war nichts weiter als ein flacher uninspirierter Fleck schneebedeckten Bodens, umgeben von Steilhängen. Der Nebel bedeutete, dass sie nicht weiter als fünfzig Meter sehen konnten. Im Verlauf der Jahrhunderte waren mehrere Gebäude rings um die Landmarke errichtet worden, die den absolut höchsten Punkt bildete. Verfallene Steinmauern ragten aus dem Nebel und umrissen die Ambitionen vergangener Zeiten. Nicht eines der Gebäude besaß noch ein Dach. Das einzige intakte Haus war ein Rettungszentrum, ein modernes Iglu aus Komposit mit einem roten Kreuz auf der Seite und einer kleinen Antenne, die aus der Oberseite ragte. Es war fast vom Schnee begraben. Lawrence bemerkte mehrere flache Steine, die sorgfältig dagegen gelehnt waren. Als er sich bückte, um einen Stein in Augenschein zu nehmen, bemerkte er, dass eine Inschrift in die glatte Oberseite geritzt worden war. Ein paar Zeilen Poesie, die er nicht wiedererkannte, gefolgt von einem Namen und zwei Daten, siebenundneunzig Jahre auseinander.
    »Kein schlechter Ort für ein Grabmal«, murmelte er.
    Sie gingen zu der Landmarke und kletterten hinauf, um später sagen zu können, dass sie auch wirklich auf dem höchsten Punkt gestanden hatten. Der Nebel wurde allmählich dünner, als sie zu einer der eingefallenen Mauern gingen, wo sich andere Wanderer drängten. Als sie sich niedergekauert und Schutz vor dem Wind gefunden hatten, öffneten sie ihre Lunchpakete. Jackie hatte ihnen ein paar Sandwiches mit dicken Beefscheiben gemacht. Lawrence war nicht besonders hungrig, die Kälte hatte ihm den Appetit geraubt, doch er aß trotzdem ein Sandwich.
    Dann klärte sich der Nebel völlig, und er stand auf, um die Aussicht zu genießen. »Wow!« Man konnte tatsächlich halb Schottland sehen. Berge und Schluchten und Wälder erstreckten sich bis zum dunstigen Horizont. Langgezogene Wasserflächen funkelten blendend im strahlenden Sonnenschein. Er starrte in einer Mischung aus Staunen und Hoffnungslosigkeit hinunter. Wie konnte Amethi jemals hoffen, so eine Aussicht zu haben? All diese Anstrengungen …
    Joona schmiegte sich an ihn. »Wenn es richtig klar ist, kannst du sogar Irland sehen.«
    »Tatsächlich? Hast du es schon mal gesehen? Oder ist das ein lokaler Mythos, den ihr leichtgläubigen Touristen erzählt?«
    Sie schlug verspielt nach ihm. »Ich habe es gesehen! Einmal. Vor ein paar Jahren. Ich komme nicht jeden Tag hier herauf, weißt du?«
    Die Sonne war so hell, dass er blinzeln musste. Und der Wind ließ seine Augen tränen.
    »Bleib hier.«
    Sie sagte es so leise, dass er im ersten Augenblick meinte, sich verhört zu haben. Dann bemerkte er ihren Gesichtsausdruck. »Joona … du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Doch, du kannst. Wir sind diese neue Gesellschaft, nach der du suchst, Lawrence. Hier kannst du ganz von vorne anfangen. Dort unten in den Tälern leben freie Menschen ihr freies Leben und machen, was sie wollen.«
    »Nein.« Er sagte es, so sanft er konnte. »Das ist nichts für mich. Ich war gerne hier, besonders mit dir, aber irgendwann muss ich wieder zurück. Ich bin zu anders als ihr.«
    »Nein, bist du nicht!«, beharrte sie. »Dein kostbares Offizierscollege hat dich abgelehnt, und du hast uns gefunden. Es ist unausweichlich. Das musst du doch erkennen!«
    Schon wieder dieser tiefe Ernst. Manchmal machte es sie zur stärksten Persönlichkeit, die er je erlebt hatte. Doch zu anderen Gelegenheiten verriet es eine besorgniserregende Verwundbarkeit. Sie verstand nicht wirklich, was um sie herum vorging. Sie interpretierte die Ereignisse auf ihre eigene Weise.
    »Tu das nicht«, sagte er. »Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, und wir haben noch eine ganze Woche vor uns.«
    »Du musst bleiben, Lawrence! Ich liebe dich!«
    »Hör auf damit. Wir sind erst ein paar Tage zusammen.«
    »Aber siehst du denn nicht, wie

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