Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Mädchen in einfachen weißen Baumwollkleidern mit geschnürter Vorderseite lehnten am Geländer und musterten ihn von oben. Eine von ihnen zwinkerte. Er beherrschte sich gerade noch, um nicht laut zu pfeifen. Er war also wirklich am richtigen Ort gelandet. Schick.
»Hmmm.« Die Spitze von Madames Zunge fuhr über ihre lavendelfarbenen Lippen. »Wir hatten noch nie einen Fremden hier bei uns.«
Einen verlegenen Augenblick lang glaubte er, dass sie selbst diejenige sein würde. Nicht, dass es ihm allzu viel ausgemacht hätte, aber im Grunde genommen suchte er nach etwas Jüngerem. Hal grinste spitzbübisch. »Ich mag vielleicht ein Fremder sein, aber ich bin trotzdem kompatibel, Ma’am.«
»Bevor wir weiter reden, gilt es, so fürchte ich, die Frage nach der Bezahlung zu klären. Auch das Geld muss kompatibel sein, wenn Sie verstehen.«
Sie nannte ihm einen Betrag, der ihn zögern ließ. Diese gottverdammten Einheimischen. Sie wussten, dass er verzweifelt war – doch das galt schließlich für jeden anderen auch, der hierher kam. Unter ihrem gleichmütigen Blick zerrte er ein dickes Bündel Banknoten hervor und reichte ihr den größten Teil davon.
»Werden Sie der fraglichen Dame gegenüber ungewöhnliche Bitten äußern?«, erkundigte sich Madame. »Verstehen Sie mich nicht falsch, wir können fast alles liefern, was Sie begehren. Doch Sie müssen mich im Voraus informieren. Ich möchte keinerlei Aufregung und keine nachfolgenden Unannehmlichkeiten.«
»Nein, keine«, sagte Hal. »Ich bin ganz normal und geradeaus. Nichts Außergewöhnliches.«
»Ich verstehe. Und Sie sind ein junger Mann. Ein viriler Mann.«
»Hey, Sie kennen das doch. Ich halte mich in Form.«
Sie hob vielsagend eine Augenbraue. »Das sehe ich, ja. Mehrere meiner Damen wären wahrscheinlich imstande, mit Ihrer Ausdauer mitzuhalten. Gewiss nicht alle, wie ich hinzufügen möchte.«
Hal wusste, dass er grinste wie ein Neandertaler. Es war ihm egal. Sein Penis wurde bereits hart.
»Micha vielleicht«, überlegte Madame. »Obwohl sie sehr erfahren ist. Würde Sie das abstoßen?«
»Ich kann mit jeder leben, die weiß, was sie tut«, antwortete er.
»Vielleicht.« Die Madame führte einen manikürten Finger an die Lippen, als stellte Hal ein außergewöhnlich forderndes Problem dar. »Ja, jetzt weiß ich’s. Avril. Sie ist sehr jung, und das ist sehr aufregend, nicht wahr?«
»O ja.« Er musste sich zusammenreißen, um keinen lauten Schrei auszustoßen.
»Sehr schön. Dann bitte hier entlang.« Die Madame winkte und setzte sich in Bewegung. Er folgte ihr die Treppe hinauf. Die beiden Mädchen am Geländer beobachteten ihn mit Schmollmündern, als er an ihnen vorbeiging.
Die Madame öffnete eine der Türen entlang der Galerie. Als er sah, was dahinter auf ihn wartete, hätte er sie fast aus dem Weg gestoßen. Er konnte nicht glauben, was dort neben dem großen Bett stand. Zuhause wäre sie wahrscheinlich illegal gewesen. Avril war schlank und geschmeidig, braun gebrannt, mit schulterlangem kastanienbraunem Haar, das ein gespielt schüchternes Lächeln einrahmte. Sie trug Sportkleidung, sehr kurze Laufhosen und einen Büstenhalter aus Lycra, der eng genug war, um ihre kleinen frechen Brüste zu halten und die Nippel durchschimmern zu lassen.
»Jesus H. Christus!«, brummte Hal.
Die Madame verneigte sich leicht. »Bis später dann.« Sie schloss die Tür.
Hal verbrachte einen langen Augenblick damit, Avril einfach nur anzustarren, während sein Atem schneller und schneller ging. Dann bewegte er sich zielstrebig durch den Raum.
Zu Beginn war es nur ein gewöhnlicher Bericht über einen Vermissten. Gemma Tivon wartete drei Stunden länger als gewöhnlich auf die Heimkehr ihres Mannes von der Nachtschicht, bevor sie versuchte, eine Verbindung zu seinem Armband-Pearl herzustellen und ihn zu fragen, wo er blieb. Sie erhielt keine Antwort; die Kommunikationsmanagement-AS des Datapools meldete, dass sie nicht einmal eine Standby-Verbindung zu seinem Pearl herstellen konnte. Er war abgeschaltet. Das tat er normalerweise nie.
Gemma rief beim Raumhafen an und erkundigte sich, ob Dudley unvorhergesehene Überstunden machte. Der Department Supervisor teilte ihr mit, dass dem nicht so wäre, und beauftragte das Sicherheitspersonal, den Parkplatz und das Log des Tors zu überprüfen. Dudley Tivons Wagen befand sich nicht mehr auf dem Parkplatz, und das Log zeigte, dass er um sieben Minuten nach sechs am Morgen das Gelände verlassen hatte, ein
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