Drachentempel 02 - Drachenfeuer
lächelnden, schelmischen Gesichter vermissen. Vertrauen und Bewunderung waren in diesem Alter so leicht zu schenken. Sie fühlte sich wie eine Betrügerin, und das bekümmerte sie.
»Mozark benötigte siebzehn Jahre, um seine Reise rund um das Ring-Imperium zu vervollständigen. Schon Wochen vor seiner Heimkehr hatte das Königreich davon gehört. Auf jedem Planeten wurde gefeiert, und als Endoliyn die Neuigkeit erfuhr, brach sie in Tränen aus, so dankbar war sie, dass ihr Prinz nach Hause kam. Seit mehr als zehn Jahren hatte niemand mehr ein Wort über das Schiff und seine große Reise gehört. Was eine sehr lange Zeit ist, selbst für die beharrlichsten Gemüter unter uns.
Doch nun war der Tag gekommen, und Millionen Untertanen hatten sich um das gigantische Landefeld versammelt. Sie warteten stundenlang und starrten in den Himmel hinauf, wo sich das galaktische Zentrum von Horizont zu Horizont erstreckte und alles in sein silbernes Licht tauchte. Schließlich wurden sie mit dem Anblick eines winzigen schwarzen Pünktchens hoch oben in der Luft belohnt. Es wuchs und wuchs, bis seine Umrisse erkennbar wurden, und ein unglaubliches Rufen erhob sich von der Menge. Das Raumschiff landete genau auf der gleichen Stelle, von der es gestartet war und die in all den siebzehn Jahren leergestanden und auf seine Rückkehr gewartet hatte.
Mozark kam als Erster hervor und wurde von seinem Vater, dem König, begrüßt, der vor Freude über die Rückkehr seines Sohnes öffentlich weinte. Die restliche Mannschaft wurde mit großen Ehren empfangen, denn obwohl keiner von ihnen so berühmt war wie der Prinz, so hatten sie doch einen entscheidenden Anteil an der Reise gehabt.
Und dann, als all die öffentlichen Feiern hinter ihnen lagen, reiste Mozark zu dem Palast, wo Endoliyn lebte, und bat sie um Vergebung.«
»Warum?«, fragte Jedzella staunend. »Was hat er denn falsch gemacht?«
»Und genau das fragte Endoliyn ihn auch«, antwortete Denise und lächelte die Kleine an. »Auch sie wollte wissen, was er falsch gemacht habe. Und daraufhin antwortete Mozark, dass er siebzehn Jahre ohne sie verbracht habe, und das sei unverzeihlich. Sie hatten sich geliebt, als er aufgebrochen war, und so eine Trennung war nichts, das zwei Liebende jemals erfahren sollten. Sie lachte und sagte ihm, dass er dumm sei und dass sie ihn noch mehr liebte als vorher, weil er zu seiner Reise aufgebrochen sei. Wer wäre schon bereit, so viel für seine Ideale zu opfern? Und dann stellte sie ihm die Frage, die seit siebzehn Jahren auf ihren Lippen gewartet hatte: Was hast du gefunden?
Mozark war so beschämt von dieser Frage seiner Liebsten, dass er den Kopf senkte. Nichts, gestand er. Ich habe absolut nichts gefunden, das wir nicht selbst erdenken oder erschaffen könnten. In dieser Hinsicht habe ich völlig versagt; diese ganze angeblich so noble Reise war vergeblich. Fast hätte ich diese siebzehn Jahre gänzlich verschwendet.
Endoliyns Herz ging auf, als sie den winzigen Hoffnungsschimmer bemerkte. Und sie fragte ihn, was er denn mit ›Fast‹ meinte. Er antwortete, dass es tatsächlich etwas gab, das er gefunden hätte. Eine kleine, triviale, selbstsüchtige Sache, sagte er, die nur für mich und mich alleine ist. Und was ist das, mein Liebster?, fragte sie. Er sah sie an und antwortete: Ich habe herausgefunden, dass das Leben etwas unendlich Kostbares ist. Es spielt keine Rolle, wo man ist oder wer. Das Einzige, was zählt, ist die Art und Weise, wie man sein Leben lebt. Und gelebt werden sollte es, mit ganzer Kraft. Ich weiß nun, dass ich dies nur erreichen kann, wenn ich bei dir bin. Das ist das einzige Wissen, das ich zurückgebracht habe. Es ist mir egal, ob mein Königreich zu großem Ruhm aufsteigt oder untergeht – ich bitte dich nur, dass du bei mir bleibst.
Endoliyn lachte auf vor Freude und sagte, dass sie selbstverständlich ihr Leben mit ihm leben würde. Und Mozark war überwältigt von Glückseligkeit. Bald darauf heirateten sie, und Mozark wurde König, mit Endoliyn als Königin an seiner Seite. Sie regierten ihr Königreich für viele Jahre. Wenige erinnerten sich an einen Monarchen, der so weise und freundlich geherrscht hatte. Und selbstverständlich ging das Königreich nicht unter, sondern es wuchs und gedieh und gab all seinen Bürgern Schutz und Wohlstand und ein würdevolles Leben.«
Die Kinder warteten einen Augenblick, bis offensichtlich wurde, dass Denises Geschichte zu Ende war. Nicht wenige Kinder wirkten
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