Drachentempel 02 - Drachenfeuer
feuern. Das dumpfe Geräusch der Granaten war durch den Skinhelm hindurch zu hören. Ntoko feuerte in die entgegengesetzte Richtung. Schwache Rauchspuren erschienen in der Luft und bildeten weite Bögen, die von dem in Deckung kauernden Platoon nach draußen verliefen.
Die erste Granate detonierte. Es war, als wäre eine neue blaue Zwergsonne aufgegangen. Ein Halo aus blendendem Licht stieg aus dem Tigergras auf. Die Brandgranaten waren für den Einsatz in einer gewöhnlichen Atmosphäre geschaffen und brannten hier im überschüssigen Sauerstoff der Luft sehr viel heißer als gewöhnlich. Das Unterholz stand augenblicklich lichterloh in Flammen.
Lawrence feuerte weiter. Er bewegte den Werfer in präzisen Inkrementen. Die sonnenhellen Detonationen verschmolzen rasch zu einer Wand aus prasselndem Licht. Die Flammen leuchteten in lebendigem Blau und fraßen selbst die saftig-lebendige Vegetation. Saft zischte und verdampfte, noch bevor das Feuer heran war, und die verwelkten Blätter zerplatzten im Feuer.
Es dauerte weniger als eine Minute, bis sie vollkommen von Flammen eingeschlossen waren. Der Kreis brannte unbarmherzig nach innen, doch Lawrences Sensoren sahen, dass ein breiterer, gleich heller Ring aus Feuer sich nach draußen fraß.
»Schieß die restlichen Granaten auch noch ab!«, befahl Ntoko. »Ich habe keine Lust, die Hitzegarantie des Herstellers dieser Munitionssäcke auf die Probe zu stellen.«
»Einverstanden.« Lawrence verfeuerte zuerst sämtliche Brandgranaten, dann die Splittergranaten in willkürlicher Streuung. Als er fertig war, nahm er den Munitionssack von der Schulter und schleuderte ihn zusammen mit dem nutzlos gewordenen Granatwerfer in Richtung des heranbrausenden Infernos.
Die Vögel hatten sich alle in Sicherheit gebracht und kreisten hoch oben über den wütenden Flammen. Foster lag tot am Boden. Blut troff aus dem offenen Notventil seines Helms und versickerte im Boden.
»Jetzt wollen wir doch mal sehen«, grollte Ntoko.
»Und wie sollen wir aus dieser Scheiße entkommen?«, fragte Jones mit Panik in der Stimme. »Es gibt keinen Weg durch die Flammen!«
»Genau so war es gedacht«, entgegnete Ntoko. »Du musst schon auf deinen Skinsuit vertrauen, mein Freund. Dieses Feuer brennt so schnell, dass es in ein paar Sekunden an uns vorbei ist.«
»Heilige Scheiße, Sarge!«
»Bleib einfach dort, wo du bist!«
Lawrence hätte beinahe aufgelacht. Er hatte es für sich herausgefunden, bevor er angefangen hatte zu feuern. Die Zeit für Einsprüche war längst vorbei. Jetzt blieb ihnen nichts anderes mehr übrig, als es durchzustehen.
Die Audiosensoren seines Helms übertrugen das wütende Brüllen der Flammen. Es wurde stetig lauter. Sie kamen mit unglaublicher Geschwindigkeit näher, während sie das Tigergras fraßen. Sein Briefing hatte eindringlichen Warnungen über Feuer in dieser Atmosphäre enthalten, doch so etwas Gewaltiges hätte er sich nicht im Traum vorgestellt. Jetzt waren Schreie zu hören, die das Brüllen im Hintergrund übertönten. Ein Neuer Eingeborener rannte am Platoon vorbei. Es war ein Zweibeiner mit Armen, die bis zu den Knien reichten. Eine lange Mähne roter Haare wuchs auf seinem Rückgrat, und es hatte bereits angefangen zu schwelen und sich zu kräuseln. Lawrence bemerkte eine Art Bandoliere mit zylindrischen elektronischen Modulen, die in Schlaufen steckten. Der panische Neue Eingeborene bemerkte das Platoon und änderte augenblicklich die Richtung, mehr aus Angst als aus Überlegung.
»Renn nur, Arschloch!«, brüllte Ntoko hinterher. »Du kannst rennen, aber du kannst dich nicht verstecken!«
Zwei weitere Neue Eingeborene rannten vorbei. Einer von ihnen war ein stämmiger Vierbeiner mit einer Art Hunde-DNS im genetischen Cocktail. Lawrence blickte ihm hinterher, wie er die Flammenwand ansprang, die ihm entgegen raste. Er konnte kaum glauben, dass etwas so Großes so unglaublich hoch springen konnte. Doch selbst das brachte ihn nicht hoch genug. Die wütenden blauen Flammen erfassten seinen Unterleib und fraßen sich durch das gelbe Fell. Risse bildeten sich in dem schrumpelnden, schwarz angelaufenen Fleisch, und dampfende Flüssigkeit quoll daraus hervor. Der Neue Eingeborene stieß einen schrillen Todesschrei aus, während seine gesamte Haut schlagartig in Flammen aufging. Der Tod musste mit gnädiger Geschwindigkeit über ihn gekommen sein. Das Wesen regte sich bereits nicht mehr, als es mitten in den Flammen auf dem Boden aufkam.
»Heilige
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