Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Scheiße!«, flüsterte Ntoko. Die Flammen waren inzwischen kaum noch fünfzig Meter entfernt und näherten sich rasend schnell. Sie schossen sieben, acht Meter hoch in die Luft.
Lawrences Display gab bereits Hitzewarnungen aus. Sein Panzer wurde ganz weiß, um den massiven infraroten Strahleneinfall zu reflektieren. Langsam erhob er sich, um die Flammen zu erwarten. Der Rest des Platoons folgte seinem Beispiel. Die Sensoren mussten zwei Lagen Filter aktivieren, um das höllische Licht der Flammen zu bekämpfen.
Lawrence deaktivierte seine visuellen Sensoren ganz in dem verrückten Bemühen, das Entsetzen dadurch zu vertreiben. Es funktionierte nicht; die Dunkelheit war noch nervenaufreibender. Sein indigofarbenes Displaygitter hing in der Mitte von Nichts. Die Ziffern, die die externe Temperatur registrierten, begannen zu verschwimmen, als hätten sie stattdessen angefangen, Millisekunden zu zählen. Lawrence aktivierte die Sensoren wieder. Die Flammen waren nur noch zehn Meter entfernt.
Zwei Mann des Platoons murmelten Gebete. Er wünschte, er hätte sich anschließen können, doch er kannte keines. Die Temperaturwarnungen waren so unglaublich, dass es fast wie ein Witz aussah.
Rings um ihn herum verwelkte das Gras im Zeitraffertempo, und Dampf strömte aus jedem Spreit, während es schwarz wurde und zu schwelen begann. Dann brannte es unter Lawrences Füßen. Der Feuertsunami war plötzlich da. Fast hätte die Wucht ihn erneut von den Beinen gerissen. Irgendetwas packte seinen Skinsuit und begann daran zu rütteln, als wäre Lawrence in einer Zeitlupenexplosion gefangen.
Er konnte nichts sehen. Kein Diskriminierungsprogramm hätte etwas in dem flammenden Chaos erkannt, das gegen ihn anbrandete. Er sah nichts außer dem einen Displaygitter, das den Status seines Skinsuits anzeigte. Jeder einzelne thermische Indikator sprang in Richtung Überlastung. Und doch stand er hier, absolut komfortabel im Zentrum des Feuersturms. Er hielt den Atem an, spannte jeden Muskel, als er sich auf den bevorstehenden Tod vorbereitete. Dann zwang er sich dazu, ruhig und gelassen zu atmen. Nichts, was er unternahm, würde etwas bewirken. Es hing alles nur noch von der Technologie ab und davon, wie groß die in den Skinsuit eingebaute Sicherheitsspanne war.
Seine Hand fuhr zu seinem Hals und der Stelle, an der der Anhänger hing. Rings um ihn herum begannen Muster zu materialisieren, schwache Schatten, die das unerträgliche Licht durch seinen Helm warf, und dann wurde es langsam wieder dunkel. Es war wie Wasser, das über ein schmutziges Fenster lief und undeutliche Bilder dessen erzeugte, was sich dahinter befand.
Die Flammen erstarben und enthüllten ein Land, das vollkommen schwarz war. Spitze Wurzelknollen übersäten den gebackenen Erdboden, und noch immer quollen dichte blaue Rauchwölkchen hervor. Ein dichter Ascheregen sank herab, und Flocken landeten auf jeder Oberfläche einschließlich Skin.
Er wandte sich um und sah die Flammenwand keine zehn Meter hinter sich. Sie entfernte sich so rasch, wie sie gekommen war. Der Rest des Platoons stand in einem lockeren Kreis herum, schwarze Silhouetten vor dem massiven Gleißen des Feuers. Als Lawrence eine Hand hob, um sie zu untersuchen, sah er, dass der Panzer in tiefem Zinnoberrot glühte, während die Thermofasern ihre gewaltige Ladung abstrahlten. Er überflog seinen Status und stellte erleichtert fest, dass die Reserveblasen ihre Integrität behalten hatten. Mit ihrer Hilfe und den Reserve-Blutpacks konnte er es leicht bis zum Raumhafen schaffen.
Lachen und erleichterte Jubelrufe erfüllten das allgemeine Kommunikationsband. Der Lärm besaß einen entschieden hysterischen Unterton.
Noch immer regnete Asche herab, doch Lawrence weitete seine Sensorerfassung aus und versuchte, den Regen zu durchdringen. Die zweite Welle von Buschfeuer wütete noch immer vor ihnen und sandte einen dichten Vorhang von Rauch und noch mehr Asche in den Himmel. Er konnte kaum glauben, wie viel Zerstörung sich in so großer Geschwindigkeit ausgebreitet hatte. Der Holocaust, den sie losgelassen hatten, war inzwischen über einen Kilometer weit und dehnte sich noch immer aus. Er fragte sich, wie weit er gehen würde. Nicht, dass mit dem Gedanken Schuldgefühle aufgekommen wären. Santa Chico musste derartige Katastrophen kennen.
»Ich kann den Captain nicht erreichen«, sagte Ntoko.
»Meinst du, das Feuer ist schon bei ihm angekommen?«
»Könnte sein. Die Skins werden es überstehen. Weiß
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