Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
Vom Netzwerk:
auf ein Wäldchen gegenüber, das undurchdringlich dicht und dunkel wirkte. »Zur Büffelhalle gehört ein Jagdwald, der sich bis weit hinter das Gebäude erstreckt. Wir schlagen uns durch diesen Wald, bis wir auf der Höhe der Rattenhalle sind.«
    Doch erst mussten wir es über die Straße schaffen. Wir warteten, bis der Diener aus unserem Blickfeld verschwand. Freie Bahn. Ryko tippte mir ans Bein, damit ich mich gut festhielt. Ich drückte mich an ihn und er preschte vor. Erleichtert atmeten wir auf, als wir den Schutz der Bäume erreicht hatten.
    Wir schienen eine Ewigkeit zu brauchen, um uns durch das Dickicht des kleinen Waldes zu kämpfen. Die Wege waren schmal und in der Dunkelheit kaum zu finden, und ich spürte Ryko keuchen, während er Bäumen auswich und sich durchs Unterholz schlug. Dann und wann stob ein Nachttier vor uns auf. Der Halbmond kletterte dem Zenit entgegen und die Mitternachtsglocke würde bald schlagen, doch ich konnte unser Vorankommen allenfalls dadurch beschleunigen, mich so leicht wie möglich zu machen.
    Endlich begannen sich die Bäume zu lichten. Ryko wurde langsamer und schnaufte vor Erschöpfung. Jenseits eines breiten Grasstreifens, der keine Deckung bot, erhob sich das gewaltige steinerne Bollwerk der Rattendrachenhalle. Wir blieben im Schutz der letzten Bäume stehen. Ryko atmete tief durch und musterte die Oberkante der dicken Mauer.
    »Wir warten«, keuchte er und rückte seine dicke Bauchtasche zurecht. »Vielleicht patrouillieren Wächter auf dem Wall.«
    Wir warteten also und beobachteten die Mauer, doch es tauchten keine dunklen Helmträger auf.
    Ryko drehte sich zu mir um und ich sah einen lächelnden Mundwinkel. »Los geht’s.« Mein Herz schlug schneller, als wir die Freifläche querten. Ob Ryko meine Angst spürte? Im Schatten der Mauer schlichen wir vorsichtig zur Vorderseite der Halle. Auf halbem Weg kamen wir an ein schweres Eisentor. Ich blickte auf und sah die sechs vergoldeten Dorne, von denen Dillon gesprochen hatte.
    »Hier ist es«, hauchte ich Ryko ins Ohr.
    Er nickte und setzte mich ab. Kaum stand ich auf dem Boden, läutete die Mitternachtsglocke. Ein Knall schlug mir in die Ohren und Feuer flog in hohem Bogen pfeifend über die Mauer und zerstob in einer Funkenkaskade. Dann wurde ich in den Schmutz gestoßen. Ryko lag über mir und drückte mich mit seinem Gewicht in den Dreck. Aus der Halle drangen Stimmen, die Befehle brüllten. Ich versuchte, mich ein wenig aufzurichten, um wieder atmen zu können.
    Endlich rollte Ryko von mir herunter und kniete neben mir.
    »Alles in Ordnung, Mylord?«
    Wir horchten auf, als ein Schloss aufgesperrt wurde. Dillon spähte mit angstgeweiteten Augen vorsichtig aus der Tür.
    »Eon?« Er schüttelte den Kopf. »Ich meine, Lord Eon, seid Ihr das?« Er sah Ryko neben sich aufragen, rief: »Ihr Götter!«, und duckte sich in die Halle zurück, doch Ryko war schneller, erwischte ihn am Arm und zog ihn heraus.
    »Keine Angst. Ich bin Lord Eons Leibwächter«, knurrte er.
    Dillon warf mir einen wütenden Blick zu.
    »Schon gut«, sagte ich beruhigend und befahl Ryko mit einer Kopfbewegung, ihn loszulassen. »War die Explosion dein Werk?«
    Dillon nickte. »Ich habe einige Feuerwerkskörper geopfert, die für das Fest des Zwölften Tages gedacht waren. Aber wir haben trotzdem nur wenig Zeit.«
    Ryko zog mich auf die Beine. »Eure Hüfte, Mylord – ist alles in Ordnung damit?«
    Ich war verspannt und hatte das Gefühl, völlig zerschunden zu sein, aber jammern hätte nichts gebracht. Am Ende hätte Ryko dann noch darauf bestanden, dass ich draußen wartete.
    »Mir geht’s gut«, sagte ich. »Lasst uns loslegen.«
    Dillon winkte uns durch den Torbogen und schloss vorsichtig die Tür hinter uns. Wir standen in einem langen Gang zwischen zwei Gebäuden.
    »Wie viele Wächter gibt es?«, wollte Ryko wissen.
    Sein Ton ließ Dillon zusammenzucken. »Nur acht. Die anderen hat Lord Ido als Geleitschutz mitgenommen.« Er wies nach links. »Zur Bibliothek geht es dort entlang, in den Garten. Sie ist in den Hügel hineingebaut.«
    »In den Hügel hinein ?«, fragte ich.
    Dillon nickte. »Ich hörte Lord Ido sagen, sie liege auf einer kraftvollen Drachenlinie, um die Macht voll auszunutzen.«
    Diese Worte ließen mich frösteln.
    Wir gingen den schmalen Weg entlang – Dillon vorneweg, ich in der Mitte, Ryko als Nachhut. Irgendwo im Kutschenhof vor uns brüllte eine Stimme Befehle. Am Ende des Gangs blieb Dillon stehen. Über seine Schulter

Weitere Kostenlose Bücher