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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Welt. Er spürte die Unendlichkeit, das Wissen und die Unsterblichkeit, die die Drachen in sich trugen, und er erhielt nun einen Teil von ihr. Es fühlte sich für ihn an, als ging sein Geist auf eine Reise, von der es keine Wiederkehr gab; sein Geist machte einen Schritt über das Menschliche hinaus. Er erkannte, dass es nicht nur ein Drache war, der vor ihm stand, dies war der Inbegriff aller Drachen – das älteste Lebewesen, das es auf dieser Welt gab.
    »Was geschieht mit mir?«, fragte Seld. Er machte einen Schritt zurück und blickte sich um. Die Münzen auf dem Boden ... wenn er sie anblickte, wusste er, wie es zu der Zeit gewesen war, als sie geprägt worden waren. Er schien in der Zeit der frühen Herut-Dynastie gelebt zu haben, in der die Münzen entstanden waren. Doch sein Geist drang noch tiefer ein, fühlte die Jahrtausende, die das Gold unter der Erde verbracht hatte, bis es von Bergleuten ans Tageslicht gebracht worden war.
    Seld taumelte und sank zu Boden, hielt seinen Kopf, der zu bersten drohte. »Es ist zu viel ... zu viel«, murmelte er.
    » Du bist stark, Seld Esan. Diese Last des Wissens wirst du tragen, wie es keinem Menschen vor dir gelungen ist. « Es hatte sich etwas verändert, doch es dauerte einen kurzen Moment, bis Seld erkannt hatte, was anders war. Die Stimme des Drachen befand sich nun nicht nur in seinem Kopf – sie drang ebenfalls an seine Ohren. Nun sprach der Drache.
    Seld blickte auf. Das Blut pochte in den Adern auf seiner Stirn, und das Gefühl des Schwindels und der Schwäche ebbte nur langsam ab. »Warum? Was ist mit mir? Warum gebt Ihr mir dieses Wissen?«
    » Damit du dies verstehst, musst du die wahre Geschichte dieser Welt kennen lernen. Wir haben schon oft versucht, dies einem Menschen zu zeigen, doch alle stürzten in den Wahnsinn, denn sie konnten es nicht erfassen. Nur dir wird es gelingen, die Reise in unseren Geist bis zum Ende zu gehen. «
    Seld stand auf, atmete durch. »Ich bin bereit«, sagte er.
    » Gut «, vernahm er die Stimme des Drachen.
    Dann explodierte Selds Geist.
    Und nachdem ein Blinzeln oder eine Ewigkeit vergangen war, fand sich Seld an einem Ort wieder, der ihm vertraut und gleichermaßen fremd war: Er stand am Fuß der Drachenspitze, doch nun war es neblig und kalt. Über sich hörte Seld das Schlagen vieler Flügel, doch wegen des Nebels konnte er nicht sehen, woher es kam.
    Der kristallene Drache stand neben Seld. » Diese Welt gehört nicht den Drachen, nicht den Dämonen, nicht den Menschen. Sie gehörte den Ettanin. «
    Das Schlagen von Flügeln wurde lauter, Seld blickte nach oben. Ein Schatten erschien im Nebel, glitt immer schneller herab und landete vor Seld und dem Drachen.
    Es war ein goldenes, klauenbewehrtes Ungetüm, das auf zwei Beinen leicht vornüber gebeugt dastand und mit zwei Krallenhänden durch die Luft fuhr. Der Ettanin war dreimal so hoch wie Seld und überragte stehend sogar den kristallenen Drachen. Von seinem Rücken standen zwei durchsichtige Schwingen ab, die der Ettanin nun zusammenfaltete, so dass sie hinter seinem Rücken verschwanden. Sein Kopf war rund, aber sein Maul war spitz zulaufend und voller Zähne. Während der Körper mit goldenen Schuppen überzogen war, schien das Gesicht von einer rauen Haut bedeckt zu sein. Seld bemerkte, dass der Ettanin goldene Pupillen besaß, die von Weiß umgeben waren. Seld erinnerte sich an die Statue, die er mit Mesala bei der ersten Landung in dieser Welt gefunden hatte – sie hatte einen Ettanin abgebildet.
    » Seit Anbeginn der Zeit beherrschten sie diese Welt « , sagte der kristallene Drache. » Ihr Wissen war gewaltig, es reichte zurück bis zur Entstehung allen Lebens. Zwar verbrachten sie Zeiträume, die euch Menschen wie eine Ewigkeit vorkommen, doch sie waren nicht unsterblich. Sie schufen gewaltige Städte und auch die Drachenspitze – das letzte Zeugnis ihrer Macht.
    Doch obwohl sie ungeheures Wissen angehäuft hatten, das sie durch die Generationen weitergaben, war dies einigen von ihnen nicht genug. Sie strebten nach Unsterblichkeit und nach der letzten Erkenntnis über Welt und Zeit. Wieder andere wendeten sich von dem ererbten Wissen ab und versuchten, ihr Dasein in dieser Welt mit gewaltigen Gefühlen zu überhöhen, wofür sie sogar eine kürzere Lebensdauer in Kauf nahmen.
    So entfremdeten sich diese beide Gruppen, und über die Jahrtausende hinweg wurden daraus die Drachen, unsterblich und im Besitz des allumfassenden Wissens, und die Menschen,

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