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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Wahnsinns sehen?
    Quint Tamat saß ein wenig nach vorne gebeugt auf seinem Stein, und seine funkelnden Augen verfolgten jede kleine Bewegung von Seld.
    Es war ein kalter Herbst, und das bedeutete, dass der Hequiser Rat sich schneller einigte als noch vor einigen Monaten. Die Tradition verlangte, dass nach Beginn der Versammlung kein Holz mehr nachgelegt werden durfte. So sollte verhindert werden, dass ein Ratsmitglied eine nötige Entscheidung zu lange hinauszögerte. Und keine Versammlung durfte ohne Entscheidung des Rats enden.
    Seld erhob sich. Er holte einen Beutel aus einer Tasche, schüttete etwas Pulver daraus in die hohle Hand und steckte den Beutel zurück. Vorsichtig streute er das Pulver ins Feuer – es bestand aus zerriebenen Eisblumen von den steinigen Hängen der Koan-Berge. Daraufhin verfärbten sich die Flammen zu einem knisternden Blau.
    »Mögen die Drachen uns stets gewogen sein. Die Ratssitzung ist eröffnet«, sagte Seld leise, wie es dem Ritual entsprach. Er ging zu dem letzten freien Stein, setzte sich, und damit war die Runde geschlossen. »Sagt mir, was ihr denkt.«
    Der alte Flinn sprach als Erster. Er war ein alter, aber zäher Mann, dem auch bei harter Arbeit kein Stöhnen über die Lippen kam. In seinem schmächtigen Körper ruhte noch immer eine Kraft, die die von vielen jungen Hequisern übertraf. Sein Gesicht war faltig, und seine hellen Augen wanderten aufmerksam von einem zum nächsten. »Seit vielen Jahren führt meine Familie die Chronik von Hequis. Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, in den Schriften nach Hinweisen zu suchen, ob die Drachen schon einmal die Berge verlassen haben. Die Antwort ist nein – dergleichen ist niemals geschehen. Ich weiß nicht, was ich denken soll.«
    Auch die anderen Ratsmitglieder schienen so zu empfinden, denn niemand von ihnen erhob das Wort.
    »Die Drachen haben die Dämonen hinter die Koan-Berge getrieben, und seitdem halten sie dort Wache, schützen uns Menschen«, sagte Seld. »Wenn die Drachen die Berge verlassen, kann es nur den Grund haben, dass die Dämonen stärker als die Drachen geworden sind und kurz vor einem erneuten Angriff stehen.«
    »Aber wenn es so wäre, würden die Drachen nicht die Berge verlassen, sondern die Dämonen bekämpfen!«, rief Ogon aus, ein Mann, der Seld um einen Kopf überragte.
    »Warum sollten sie das?«, fragte Mirsa, eine Frau, die fast so alt wie Flinn war. Sie verfolgte meist schweigend das Geschehen im Rat, aber wenn sie mit ihrer ruhigen Stimme sprach, bekam sie immer die Aufmerksamkeit der Ratsmitglieder. »Wenn Seld Recht hat, begeben sich die Drachen in Sicherheit. Wir würden uns genauso verhalten. Viel leicht sollten wir das auch tun – Hequis verlassen.«
    »Leeres Gerede.« Alle Blicke wanderten zu demjenigen, der die Stimme erhoben hatte. Es war Quint. »Wir wissen überhaupt nicht, ob die Dämonen noch existieren. Seit vielen Jahren hat niemand in Derod ein Zeichen von ihnen vernommen. Aber die Drachen sind Wirklichkeit, und sie sind eine Gefahr für uns. Nun sind die Drachen fortgegangen, und ich fühle mich deswegen wohler.«
    »Nur ein Narr fühlt sich wohl, wenn etwas verschwindet, das er nicht beherrschen kann«, knurrte Flinn.
    Es war an Seld, dem Rat seinen Vorschlag zu unterbreiten. »Hört mich an«, sagte er nun.
    Die Ratsmitglieder blickten Seld an, nur Quint schaute hinab ins Feuer.
    »Ich bin der Meinung, dass wir unseren Herrscher bitten müssen, seine Truppen hier zu stationieren«, sagte Seld.
    Ein ungläubiges Raunen erhob sich, sieben Augenpaare lagen auf Seld.
    »Es wird mir nicht leicht fallen, wieder vor Talut Bas zu treten. Und, bei den Göttern, ich werde meinen Wunsch unterdrücken müssen, ihn tot sehen zu wollen. Aber es geht nicht um mich, sondern um unser Dorf. Ohne sein Heer werden wir nicht überleben, wenn die Dämonen kommen. So der Rat mir zustimmt, werde ich morgen nach Klüch aufbrechen.«
    Quint schien nicht mehr an sich halten zu können. »Er flieht aus Hequis!«, entfuhr es ihm. »Unser Vorsteher möchte sich selbst in Sicher heit bringen!« Schwer atmend funkelte er Seld an.
    Dieser erwiderte ungerührt den Blick. »Soll ich hier bleiben?«, fragte Seld. »Hier – mit euch allen? Wollen wir mit unseren verrosteten Waffen exerzieren und uns den Dämonen entgegenstellen? Zweihundert Männer, Frauen und Kinder gegen dunkle Wesen, die so mächtig sind, dass sie Drachen zerschmettern können?«
    »Wenn es unser Schicksal sein soll, werden wir uns ihm

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