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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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wenn sich Berge bewegen. Der Boden zittert beim Klang der Todesglocken. Wenn die Nacht naht, fallen die Städte zu den Steinen. Das Dunkel gebiert das Osertem.‹«
    Seld hielt inne. Diesen Namen hatte er schon einmal gehört – Auf seiner letzten Geistesreise hatte Alur gesagt, dass das Osertem komme.
    Er las weiter: »›Es bringt den Tod über das wartende Land auf schwarzen Schwingen. Das Ajik wird das Kind des Lichts: Drei Drachen und drei Menschen.
    Drei – der Erste muss selbst seine Seele befreien.
    Drei – der Zweite muss den Dritten töten.
    Drei – und der Getötete wird das Ajik.
    Über dem Drachenstein schlagen das Osertem und das Ajik ihre Klauen ineinander. Und aus den Ruinen tritt der neu geborene, ewige Herrscher.‹«
    Darauf folgte die nächste Prophezeiung. Ungläubig schaute Seld zu Ardag. »Das ist alles?«
    Ardag zuckte mit den Schultern. »Ja. Die Prophezeiung des Bematu ist besonders vage. Und nur in ihr tauchen die Namen Osertem und Ajik auf.«
    »Drei Drachen und drei Menschen ...« Seld las den Text nochmals. »Der Erste muss seine Seele befreien. Muss er sich töten?«
    »Das kann es bedeuten«, gab Ardag zurück.
    Seld fuhr fort: »Der Zweite muss den Dritten töten, und der Getötete wird das Ajik.« Er ließ den Text sinken. »Ich verstehe es nicht.«
    Lange betrachtete Ardag Seld. »Ihr habt von der geheimen Prophezeiung erfahren, und Euer Weg hat Euch hierher geführt. Es wird vielleicht noch dauern, doch Ihr werdet verstehen. Diese Prophezeiung bestimmt Euer Schicksal.«
    »Warum glaubt Ihr das?«
    »Ich werde Euch eine Abschrift anfertigen.« Ardag holte seine Schreibutensilien herbei.
    Während der Mann schrieb, verließ Selds Geist seinen Körper.
    Wir sind nahe. Bald werden wir dieses Land verlassen. Du wirst uns folgen.
    Dunkelheit umgab Seld. Die vertraute Stimme schien von überall herzukommen.
    Ich habe die Prophezeiung des Bematu gefunden, rief Seld. Doch ich verstehe sie nicht. Wer ist das Osertem und wer das Ajik? Was hat es mit den Dreien auf sich?
    Es klang, als holte eine überirdische Wesenheit tief Luft.
    Du wirst verstehen, wenn wir angekommen sind. Folge uns.
    Ardag schrieb noch immer, als Selds Geist in seinen Körper zurück-kehrte.
    »Wohin soll ich folgen«, murmelte er.
    Ein Land jenseits des Meeres ...
    Es waren keine gesprochenen Worte – sie wurden in seinen Geist geflüstert. Ardag legte seinen Federkiel beiseite und blies über das Pergament. Dann wendete er sich Seld zu, um diesem das Pergament zu reichen. »Was fragtet Ihr?«
    »Ich ... ich redete mit mir selbst«, sagte Seld.
    Der alte Mann gab Seld das Pergament. Sein Blick blieb auf Seld hängen.
    »Habt Dank«, sagte Seld. »Ihr habt mir sehr geholfen.«
    Ardag nickte.
    Als Seld wieder in den Gassen von Klüch unterwegs war, las er nochmals über die Prophezeiung, bevor er das Pergament zusammenrollte und in seine Manteltasche steckte. Es gelang ihm nicht, eine versteckte Bedeutung zwischen den Worten zu erfassen. Osertem ... Ajik ... drei Drachen und drei Menschen. Ein Land jenseits des Meeres.
    Gedankenverloren streifte Seld durch Klüch, verließ die alten Viertel der Stadt und überquerte den Heke. Er dachte daran, noch einmal zu der Stelle zu gehen, an der er Lokar getroffen hatte.
    Seld schlängelte sich gerade am Hafen durch eine Gruppe Hilfsarbeiter, die auf ein anlegendes Schiff warteten, als er eine Frau entdeckte, die zwischen den Wartenden hervortrat und in Selds Richtung kam.
    Obwohl Seld das Gesicht der Frau genau sehen konnte, schien sich sein Verstand zu weigern, sie zu erkennen, sondern tat sie als Trugbild ab. Schon oft hatte Seld in anderen Frauen etwas erkannt, was ihn an Alema erinnerte – die Form eines Mundes, das Blitzen in den Augen oder eine beiläufige Geste. Doch die Frau, die aus dem Haus gekommen war ... sie war Alema!
    Seld machte noch einen zögernden Schritt und blieb stehen. Kein Geräusch drang zu ihm durch, nichts anderes nahm er wahr als die Frau, die nun in der Menschenmenge verschwand, einen geflochtenen Korb in der Beuge des rechten Ellenbogens haltend. Kaum war sie nicht mehr in Selds Sichtweite, war es für Seld, als wache er auf. Er machte einen tiefen Atemzug, schüttelte die Verwirrung ab, die sich seiner Gedanken bemannt hatte, und stolperte nach vorne.
    Er stieß einige Leute beiseite, um schneller zu der Frau zu kommen, und nahm die Flüche nicht wahr, die ihm nachgerufen wurden. Gerade noch erhaschte er einen Blick auf das blaue Kleid der Frau,

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