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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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tatsächlich nicht Alema. Ihr Haar besaß einen helleren Farbton, genauso wie ihre braunen Augen, außerdem war sie jünger als Alema. Doch ihre Gesichtszüge, das Funkeln in ihren Augen, die Art, wie die Frau dastand ... all dies erinnerte Seld an seine tote Frau.
    »Ich habe dich für meine Frau gehalten, die ich vor einigen Jahren verloren habe. Wenn ich dir gestern Angst gemacht habe, möchte ich mich entschuldigen.«
    »Angst?« Sie lächelte spöttisch. »Dazu braucht es mehr.«
    Seld näherte sich ihr einen Schritt, und sie reagierte mit einem kleinen Schritt zurück. »Meine Frau kam aus Klüch. Ich frage mich, wie es kommt, dass du ihr derart ähnlich siehst.«
    Die Frau runzelte die Stirn. Ihr Blick wanderte an Seld auf und ab. »Wie heißt du?«, fragte sie.
    »Seld Esan. Ich komme aus Hequis und –«
    Von einem Augenblick zum nächsten schien eine andere Frau vor Seld zu stehen. Sie spannte ihren Körper an, ballte die Fäuste und verengte ihre Augen zu Schlitzen. Hatte sie bislang herablassend, ja resignierend auf Seld geblickt, war sie nun von Wut erfüllt. Mit zwei schnellen Schritten war sie bei ihm und prügelte mit ihren Fäusten auf Seld ein. »Du hast sie getötet! Du hast Alema getötet!«
    Seld bekam einige schmerzhafte Treffer in sein Gesicht, bevor es ihm gelang, ihre Unterarme zu packen. Daraufhin trat sie nach ihm, und Seld drehte die Frau herum und packte seinen rechten Arm um ihren Hals.
    »Du verfluchter Mörder«, keuchte die Frau. »Du hast Alema getötet. Du hast sie in euer verdammtes Nordostland gelockt und den Drachen zum Fraß vorgeworfen.«
    »Wer bist du?«, fragte Seld.
    Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch es gelang ihr nicht. Ihr Körper entspannte sich ein wenig. »Ich bin Alemas jüngere Schwester.«
    Seld lockerte seinen Griff, und sie schob wütend seinen Arm beiseite und stieß ihn nach hinten.
    »Ich erinnere mich an dich. Mesala.«
    Die Frau entfernte sich einen Schritt von Seld und drehte sich zu ihm um. Noch immer war sie wuterfüllt, stand vorgebeugt da, als wollte sie Seld abermals attackieren. In ihren Augen stand blanker Hass. Dann schluckte sie, atmete aus und strich sie die Haare aus ihrem Gesicht und sagte: »So heiße ich.«
    Seld nickte. »Ich habe dich als Kind gesehen, ein einziges Mal. Warum behauptest du, ich hätte Alema getötet?«
    »Mein Vater sagte es mir.« Dann kam ihr in den Sinn, dass ihr Vater vor einigen Tagen seine Meinung geändert hatte. »Allerdings ... glaubt er inzwischen, dass es nicht deine Schuld war.«
    Seld atmete durch. »Ich habe Alema nicht getötet. Ich habe sie geliebt. Sie ist mit mir ins Nordostland gegangen, weil wir dort gemeinsam leben wollten, und ich vermisse sie jeden Tag. Sie hat viel von dir geredet. Es tat Alema Leid, nicht miterleben zu können, wie du älter wirst. Doch wir wollten selbst Kinder haben ...« Seld brach ab.
    Mesala suchte in seinen Augen nach einer Lüge, doch fand keine. »Jemand möchte mit dir reden.«
    Mesala führte Seld die Straße entlang zu einem zweistöckigen Gebäude, das sich direkt am Anleger befand. Es war ein altes Fachwerkhaus, und das Erdgeschoss schien nicht bewohnt zu sein, denn die Türen und Fenster waren vernagelt. Rußspuren waren an der Fassade zu erkennen. Mesala ging mit Seld zur Seite des Hauses, wo sie über eine Steintreppe hinauf zu einer Tür im ersten Stock gelangten. Sie schloss die Tür auf, öffnete sie, trat ein, und Seld folgte ihr.
    Als Seld hereinkam, sah er am anderen Ende des Raums einen Mann auf einem Bett liegen, der seinen Kopf drehte. Seld erkannte ihn sofort – es war Alemas Vater.
    Er hatte den Mann nur ein einziges Mal getroffen, und es war eine unangenehme Begegnung gewesen. Seld hatte damals gehofft, dass Alemas Vater mit ihm reden wollte, doch er hatte nur Verwünschungen ausgestoßen, und Seld war mit Alema sofort in Richtung Hequis abgereist.
    Galen Cohms Augen weiteten sich. Er stützte sich auf die Ellenbogen, wollte etwas sagen und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann schloss er die Augen, atmete, und als er sie wieder öffnete, nickte er Mesala dankbar zu, setzte sich in seinem Bett auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand am Kopfende des Bettes. Seine Augen waren nun klar und aufmerksam. »Komm herüber«, sagte er.
    Langsam näherte sich Seld dem Mann. Hinter ihm ging Mesala ins Nachbarzimmer, und Seld hörte, wie sie Wasser in eine Schale goss.
    »Nimm dir einen Stuhl und setz dich zu mir.«
    Seld tat es.
    Galen

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