Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Baumaterial die natürliche Ordnung der Dinge durcheinanderbringe. Bei freiem Zugang zu Baumaterial konnten selbst einfache Bauern gute Steinhäu-ser errichten, wie die Kaufleute. Sie würden sich für etwas Besseres halten. Also verbot man den Bauern die Steine, und Aberglaube war immer die billigste Bewachung gewesen.
    Das Ergebnis bestand darin, dass Oreg und ich, als wir uns den noch stehenden Mauern näherten, über viel loses Geröll klettern mussten. Einige der umgestürzten Steine waren größer als ich, und viele davon zeigten Spuren ausführlicher Bearbeitung, auch wenn sie häufig gerissen und zerbrochen waren. Ich staunte über die Qualität der Arbeit.
    »Wurde der Tempel von Zwergen gebaut?«, fragte ich Oreg.
    »Wie?« Dann grinste er. »Du nimmst den Zwergen also ihre Behauptung ab, dass sie die Einzigen seien, die wissen, wie man Stein bearbeitet? Nicht, dass sie keine Meister gewesen wären - von ihnen stammt die Arbeit in der Bibliothek von Hurog -, aber es gab auch gute menschliche Steinmetzen, so wie diejenigen, die das hier geschaffen haben. Solche Kunstfertigkeit kam jedoch schon vor Jahrhunderten aus der Mode. Stuck und Holzschnitzereien sind billiger und schneller.«
    Das Stück erhaltener Mauer, auf das ich zuging, hätte die höchste Mauer von Hurog überragt. Früher einmal war es sogar noch höher gewesen, aber die Krone war heruntergefallen. Die Mauer bog sich leicht und war in vier Fuß hohe Bereiche unterteilt, jeder ein Stück weiter zurückgesetzt als der darunter.
    Ich stellte mir vor, dass das Ganze einmal Teil einer Kuppel gewesen war. Die einzelnen Bereiche waren mit Reliefs überzogen, aber immer noch zu weit entfernt, als dass ich in den wachsenden Abendschatten Einzelheiten erkennen konnte.
    Wir umgingen ein paar Steinhaufen und kletterten über einen weiteren hinweg zu einer kleinen geräum-ten Fläche nahe der Mauer.
    »Das hier war der innere Tempel«, sagte Oreg wenig betrübt. »Er war mit leuchtenden Farben bemalt, blau und lila, orange und grün. Nirgendwo gab es etwas Vergleichbares.«
    Nachdem ich es wusste, konnte ich tatsächlich erkennen, dass die Wand einmal bemalt gewesen war.
    Wo die einzelnen Teile zurückgesetzt und dadurch vom Wetter geschützt waren, sah man es sogar noch recht deutlich. Im untersten Bereich waren seltsam übertriebene Personen dargestellt, die offenbar den nächsten Teil mit ihren Steinhänden hielten. Als ich näher hinschaute, erkannte ich, dass sie alle unterschiedliche Gesichtszüge und Kleidung hatten. Ein paar standen auf den Händen und stützten den oberen 219

    Teil mit den Füßen. An einer Stelle bog sich der Rand des nächsten Bereichs sogar ein wenig nach oben, wo ein sehr kräftiger kleiner Mann ihn schob. Nahe der ersten Bresche in der Mauer gab es einen kleinen Burschen, der besonders heimtückisch dreinschaute. Als ich genauer hinsah, konnte ich erkennen, dass seine Hände die Steinplatten über ihm gar nicht berührten.
    Die zweite Reihe von Bildern zeigte Bäume, aber von einer Art, mit der ich nicht vertraut war. Die darüber …
    »Bei Siphern«, rief ich, was Oreg, der geduldig darauf gewartet hatte, dass ich es bemerkte, in Lachen ausbrechen ließ.
    Wie die meisten Götter Tallvens war Aethervon eine Gottheit von Gegensätzen: Kummer und Vergnügen. Die Leutchen in der dritten Reihe wirkten, als hätten sie wirklich Spaß miteinander.
    Ich betrachtete eine bestimmte Szene. »Das hätte ich anatomisch nicht für möglich gehalten.«
    »Die Frau muss sehr beweglich sein«, sagte Oreg grinsend.
    Ich sah ihn zweifelnd an. »Ich glaube nicht, dass ich dieser Mann sein möchte, wenn sie das Gleichgewicht verliert.«
    »Vielleicht«, spekulierte er scheinbar vollkommen ernst, wenngleich seine Augen immer noch funkelten, »ist das Risiko es wert.«
    Ich schüttelte den Kopf und setzte meine Erfor-schung fort, wobei Oreg im inneren Tempel zurück-blieb. Ich entdeckte Ciarra, die oben auf einem breiten Stück Mauerrest stand, von dem aus sie auf das tief unter dem Hügel liegende Estian hinabschaute.
    Ich trat vorsichtig hinter sie, um dafür zu sorgen, dass sie nicht stürzte.
    »Groß, wie?«, fragte ich. Ciarra hatte Estian nie zuvor gesehen.
    Sie schüttelte den Kopf und machte eine schrump-fende Bewegung mit den Händen. Ich schaute wieder hinab und dachte darüber nach, was sie gesagt hatte.
    Estian war eine alte Stadt, vielleicht älter als Hurog.
    Oreg würde es wissen. Aus dieser Höhe vermittelte eine Reihe von

Weitere Kostenlose Bücher