Dracula II
makabren Verstecken locken.
Marek war es egal. Er hatte sowieso mit ihnen zu tun. Ob nun Vollmond war oder nicht.
Bevor er sich in Bewegung setzte, leuchtete er den Hang hinab. Das Risiko wollte er einfach eingehen. Zudem wußten die Blutsauger, daß er sich in der Nähe aufhielt.
Die Schräge behielt den Winkel ungefähr bei. Für Marek hieß es, daß er nicht mehr zu hangeln brauchte, er konnte sich auf dem normalen Boden weiterbewegen.
Auch jetzt mußte er höllisch achtgeben, denn der Untergrund war ziemlich glatt. Ein falscher Tritt konnte das Aus bedeuten. Dann rollte er in den eiskalten See und würde möglicherweise von den tonnenschweren Massen des Wasserfalls erschlagen.
Frantisek Marek ging seinen Weg mit dem Mut eines Mannes, der es gewohnt war, alles auf eine Karte zu setzen. Nichts hielt ihn davon ab. Er fand immer wieder Buckel, um sich abstützen zu können. Meter für Meter ließ er hinter sich, begleitet vom geisterhaft fahlen Licht des Mondes, der sich in dieser Nacht besonders zur Schau stellen wollte.
Er mußte noch seine Richtung leicht verändern, weil er dort aufkommen wollte, wo der reißende Gebirgsbach begann und die Massen den See verließen.
Marek keuchte vor Anstrengung und Konzentration. Mehr als einmal war er ins Wanken geraten, aber er hatte sich immer wieder fangen können, was ihm jedesmal Mut gab, weiterzumachen. Zudem gab es auch keine andere Möglichkeit.
Fast wäre er auf den letzten Metern noch ausgerutscht. Er konnte sich gerade noch am hoch wachsenden Gras festklammern. Einen Fluch quetschte er durch die Zähne, machte weiter und ließ mit einem letzten bewußt angesetzten Rutscherden Hang hinter sich.
Marek sank zusammen. Er fiel einfach in die Hocke, setzte sich hin, stützte sich ab und war dem Flerrgott einfach dankbar, daß er ihm bei dieser Kletterei zur Seite gestanden hatte.
In der Nähe des Wassers fühlte er sich einfach wohler. Wenn er nach vorn schaute, den Kopf dabei nach rechts drehte, sah er den mächtigen Schwall aus der Höhe schießen.
Das waren Tonnen, die in den kleinen See hineinschmetterten. Die würden einem Menschen, wenn sie trafen, sämtliche Knochen brechen. Was hinter dem Wasserfall lag, konnte Marek nicht erkennen. Wahrscheinlich Fels. Zischend atmete er aus, drückte sich in die Höhe und suchte nach dem weiteren Weg.
Dabei wandte er sich nach links, denn genau dort hatte er die Steine entdeckt, die aus dem Wasser ragten. Zwar schössen die Fluten über manche von ihnen hinweg, für Marek waren sie insofern günstig, als daß er sie mit kleinen Sprüngen würde erreichen können. Er probierte es.
Im Gegensatz zu seiner lebensgefahrlichen Kletterei war dies ein Kinderspiel. Marek war auch über seine Schuhe mit den dicken Sohlen froh. Der Weg war relativ sicher, und er erreichte auch ohne große Mühe den zweiten Stein. Wenn er den dritten berührte, hatte er die Hälfte bereits hinter sich.
Um ihn herum schäumte und gurgelte das eiskalte Wasser. Natürlich hatte er nasse Füße bekommen, auf derartige Kleinigkeiten aber achtete er nicht.
Er wollte weiter, er mußte weiter, stieß sich ab, machte einen großen Schritt, erreichte den dritten Stein und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Nur mit viel Glück und äußerster Mühe konnte er sich fangen. Er klappte die ausgebreiteten Arme wieder zusammen, atmete tief durch und dankte seinem Schöpfer abermals, daß dieser ihn vor dem Schlimmsten bewahrt hatte.
Marek drehte sich nach rechts. Er schaute am Wasserfall vorbei in die Höhe, wo der Himmel dunkel war.
Noch dunkler zeichneten sich die Umrisse der großen Fledermaus ab, die Marek entdeckt haben mußte und so wirkte, als würde sie direkt auf ihn zufliegen.
Obwohl der Halt nicht eben optimal war, mußte der Pfähler es versuchen. Er holte seinen Pfeil aus dem Kcicher, legte ihn auf und spannte den Bogen. Dann drehte er sich und zielte auf die heransegelnde Fledermaus. Viel konnte er nicht sehen, sie befand sich noch nicht in Höhe des Wasserfctlls, glitt aber nun mit wehenden Schwingen an ihn heran, und Marek glaubte, die kleinen roten Augen zu sehen, oder war es ein rotes D, das sich auf dem kleinen Kopf zwischen den beiden Schwingen abzeichnete?
In der Finsternis zu zielen und zu treffen war nicht ganz einfach, aber Marek tat es.
Er wartete den Zeitpunkt ab, bis sich die unheimliche Fledermaus in Höhe des Wasserfalls befand, dann schickte er seinen Eichenpfeil auf die Reise.
Die Sehne schlug wieder zurück. Der
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