Dracula II
Bogen zitterte noch in seiner Hand nach, er konnte den Weg des Pfeils verfolgen und bekam auch mit, wie er den Körper erwischte.
Frantisek lachte hart auf. Hatte er ihn voll getroffen oder nur angeritzt?
Die Fledermaus bewegte sich weiter. Nur nicht mehr so elegant wie zuvor. Sie hatte einen Drall nach rechts bekommen, was für sie gefährlich wurde, denn sie näherte sich dem Wasserfall. Dann kippte sie weg, geriet noch weiter nach rechts, und das Wasser griff plötzlich zu wie eine gewaltige Kralle.
Der Pfähler sah den Körper darin verschwinden. Für einen Moment wirkte es so, als könnte er sich halten, doch die Kraft des fallenden Wassers war stärker.
Die Fledermaus wurde in die Tiefe gerissen. Der Körper zeichnete sich innerhalb des hellen Wassers ab, und Marek bekam sogar mit, wie er zu fetzenartigen Teilen wurde, die von den Fluten nach unten gerissen wurden. Dann war die Fledermaus verschwunden!
Der kochende See am Ende des Wasserfalls hatte sie regelrecht verschluckt.
Der Vampirjäger schüttelte den Kopf, als könnte er seinen Erfolg selbst nicht glauben. Wenig später begann er laut zu lachen und stieß die Sätze in einem wahren Triumph hervor.
»Geschafft! Ich habe es tatsächlich geschafft! Verdammt noch mal, ich habe es gepackt!«
An einer trockenen Stelle hätte ersichtlich vor Freude getanzt, so aber ließ er es bleiben und mußte zusehen, daß er möglichst sicher auf die andere Seite kam.
Es war schwer genug, denn die nächsten Steinflächen boten ihm weniger Platz.
Mit Geschick, Geduld und Mut schaffte es Marek trotzdem, das Ufer sicher zu erreichen, wobei man von einem Ufer nicht sprechen konnte. Es war nur mehr ein schmaler Raum zwischen dem Bachbett und der senkrecht hochsteigenden Felswand, immerhin breit genug, um Frantisek den nötigen Halt zu geben.
Nicht weil entfernt brandete der Wasserfall in die Tiefe. Er donnerte nicht direkt an der Felswand entlang. Es befand sich zwischen ihm und dem Gestein eine Lücke.
Das konnte Marek erkennen, als er mit der Lampe hinleuchtete. In ihrem Strahl glitzerten die unzähligen Wassertropfen wie kostbare Perlen, und die Gischt schien aus zahlreichen Diamantsplittern zu bestehen. Marek atmete auf. Der Rest müßte eigentlich ein Kinderspiel für ihn sein. Er ging ihn sehr vorsichtig an, denn auch hier war der Untergrund seifenglatt.
Je mehr sich Frantisek dem Wasserfall näherte, um so nasser wurde er. Die Gischtwolken sprühten ihm entgegen. Auf seinem Gesicht spürte er sie wie eisigkalte Körner.
Hätte er sich jetzt mit jemandem unterhalten müssen, er hätte sein eigenes Wort nicht verstanden. Mit der linken Hand an der nassen Felswand entlanggleitend und den Kopf geduckt, überwand er auch die letzten Meter. So glatt die Felswand auch aus der Distanz ausgesehen hatte, das war sie beileibe nicht.
Sie zeigte Risse, kleine Kuhlen — und direkt hinter dem Wasserfall den Eingang einer Höhle.
Das hatte sich Marek gewünscht, es aber nicht zu hoffen gewagt. Ihm war bekannt, daß es hinter den langen Zungen oft Verstecke oder Höhlen gab, doch daß ausgerechnet er das Glück hatte, wollte ihm noch nicht in den Kopf.
Dennoch paßte er auf. Konnten sich in der Höhle ebenfalls Blutsauger aufhalten?
Marek rechnete mit allem. Fallen konnten die Vampire überall aufgestellt haben. Zudem hatten sie womöglich gemerkt, welchen Weg er genommen hatte.
Um sicherzugehen, holte er wieder die Lampe hervor und strahlte hinein in das Dunkel. Auf seinem Rücken spürte er die Nässe, und immer mehr Gischt übersprühte ihn.
Marek leuchtete die Höhle aus, von deren Wänden Wasser tropfte. Im nächsten Augenblick kam er sich vor wie der Beobachter einer schaurigen Szene.
Von der Seite her drängte ein Gegenstand in den hellen Schein der Taschenlampe.
Es war eine Hand, die gedreht wurde, so daß die Fläche nach oben zeigte.
Und der Mittelfinger bewegte sich lockend vor und zurück. Frantisek Marek griff zur Waffe…
***
Er ließ seine rechte Hand allerdings auf dem Griff liegen und zog den Eichenpflock noch nicht hervor. Er war unsicher geworden, so reagierte kein Vampir. Wer dann?
Die Hand blieb noch für wenige Augenblicke im Lichtschein, dann schob sich ein Arm hinein, dem eine Schulter folgte. Marek hatte bereits die Mönchskutte erkannt. Also doch ein Blutsauger!
Mit einer wütenden Bewegung riß er den Pflock hervor, als eine Stimme das Brausen hinter ihm übertönte. »Laß es!«
Sprach so ein Vampir? Marek kamen Zweifel, er zog den
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