Dracula II
konnte.
Still war es nicht, Marek hörte den Wasserfall. Hoch über ihm schoß er über den Rand hinweg, um in die Tiefe zu fallen wie ein nie abreißender Strom.
Der Pfähler erinnerte sich daran, daß fließendes Wasser für Vampire tödlich war. Wenn es ihm gelang, den oder die Blutsauger unter den breiten Strahl zu locken, war das schon die halbe Miete. Dann würde das Wasser sie zerstören. Er hastete weiter. Einmal hörte er in seiner Nähe ein Krachen. Sofort blieb er stehen, die Hand um den Pfahl gekrallt. Das Krachen wiederholte sich, dann grunzte das Wildschwein, als es aus dem Dickicht schoß und an ihm vorbeirannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Marek bekam eine Gänsehaut. Er dachte daran, daß dieses Wildschwein nicht grundlos die Flucht ergriffen hatte. Es mußte demnach etwas gespürt haben. Er hatte sich breitbeinig hingestellt und schaute sich vorsichtig um. Lauerte einer dieser Blutsauger in der Nähe?
Dem Pfähler fiel auf, daß ihm der Zufall einen günstigen Platz beschert hatte. Hier konnte er sich einigermaßen bewegen, ohne von irgendwelchen sperrigen Büschen behindert zu werden. Er ließ den Bogen von der Schulter rutschen und legte einen Pfeil auf. Hart spannte er die Sehne und ließ sie auch in dieser Stellung. Sollte eine Bestie auftauchen, war er bereit, sofort zu schießen. Noch tat sich nichts.
Marek atmete durch den offenen Mund. Der Wasserfall rauschte vor ihm. Wenn er durch eine Lücke schaute, konnte er trotz der Finsternis die lange, nach unten fallende Zunge sehen, die mit brausenden Geräuschen innerhalb des Sees landete.
Als sich nach einigen Minuten nichts getan hatte, setzte er den Weg fort. Es war auch für ihn nicht einfach, den steilen Hang hinabzuklettern. Normal konnte er nicht gehen, er hatte eine Schräglage eingenommen und stützte sich vor jedem Schritt mit der Hacke ab. Plötzlich war er da!
Der Blutsauger hatte sich einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht, als Marek zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Es war nicht Dracula II, diese Bestie hatte einen Diener geschickt. Wieder einen der Mönche, dessen graues Gesicht aus der Kutte hervorschaute. Die zurückgezogenen kippen zuckten, die beiden Vampirhauer lagen frei, und Marek kam so schnell nicht weg.
Der andere warf sich gegen ihn.
Seine langen Finger waren wie Stricknadeln, als sie sich in Mareks Jacke festklammerten. Sie zerrten heftig an der Kleidung, als wollten sie die Jacke vom Körper reißen.
Marek verlor den Halt.
Plötzlich rutschte er mit dem rechten Fuß weg, fiel auf den Rücken, spürte noch den Druck des Köchers, dann war der Vampir über ihm. Marek kämpfte.
Leider war es ihm nicht gelungen, an seine Waffe heranzukommen. Der Blutsauger klemmte Mareks rechten Arm fest, und die gurgelnden Laute drangen an Mareks Ohren.
Der ehemalige Mönch gierte nach dem Blut des Pfählers, aber Marek war ein Mensch, der sich wehren konnte.
Zudem kamen ihm der abwärts führende Hang und der glatte Untergrund zugute. Beide rutschten sie vor.
Marek begann zu trampeln, während er mit beiden Händen gegen die Brust des Vampirs drückte, um ihn zurückzuschieben. Das gelang ihm nicht. Der andere hatte sich regelrecht an ihm festgeklemmt.
Ein knorriger Baumstamm hieltbeide auf. Das mächtige Wurzelwerk ragte teilweise aus dem Boden. Die unterschiedlichen Gegner verfingen sich darin, und einige Enden verhakten sich auch im Rücken des Blutsaugers, so daß sie ihn praktisch festhielten und Marek seine Chance bekam.
Der Vampir war etwas nach unten gerutscht. Das gab Marek die Gelegenheit, an seinen Pflock zu gelangen. Er war es gewohnt, die Waffe aus allen möglichen Lagen zu ziehen, auch in einer Schräglage konnte er an sie herankommen.
Sofort stieß er zu.
Diesmal erwischte er den Blutsauger im Rücken. Der Pflock traf in eine Lücke zwischen den Wurzeln. Auf dem Bauch liegend bäumte sich die Bestie auf, als Marek den Pflock aus dem Körper zog. Für wenige Augenblicke schimmerte das bleiche Gesicht wie ein gezeichneter Fleck vor ihm, dann war es vorbei.
Der Vampir sackte zusammen und hatte sein untotes Dasein endlich ausgehaucht.
Auch Marek war geschafft. Keuchend blieb er liegen und froh darüber, den ersten Angriff abgewehrt zu haben. Die Muskeln zuckten, die Adern unter seiner dünnen Halshaut ebenfalls. Er rollte sich langsam zur Seite und stand auf.
Am Stamm stützte er sich ab. Die Pfeile hatten glücklicherweise keinen Schaden erlitten, sie waren auch nicht
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