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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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wurden«, erklärte ich ihr.
    »Was für eine ungewöhnliche Ladung!«, erwiderte Lucy. »Was könnte jemand denn mit fünfzig Kisten voller Erde anfangen wollen?«
    »Es ist wirklich sehr merkwürdig. Aber noch seltsamer und furchterregender ist die Nachschrift im Logbuch, das der Kapitän
     geführt hatte. Die hatte man, in einer Flasche verborgen, in der Tasche des toten Kapitäns gefunden.«
    »Was stand darin?«
    »Der Kapitän hat geschrieben, dass nach zehn Tagen auf See ein Mitglied der Mannschaft vermisst wurde. Ein fremder Mann war
     an Bord gesehen worden, aber man fand keinen blinden Passagier. Dann verschwanden, einer nach dem anderen, immer mehr Matrosen,
     bis schließlich nur noch der |58| Steuermann und der Kapitän übrig geblieben waren. Zu dieser Zeit war der Steuermann schon beinahe außer sich vor Angst. Er
     sagte zum Kapitän«, und hier las ich laut aus dem Bericht im
Daily Graph
vor, »›Es ist hier, nun weiß ich es. Auf Wache letzte Nacht habe ich Es gesehen, so groß wie einen Menschen, mager und totenbleich.
     Es stand am Bug und sah aufs Meer hinaus. Ich schlich mich hinter das Gespenst und stach mit meinem Messer nach ihm; aber
     das Messer ging einfach hindurch, wie durch Luft!‹
    Dann stieg der Steuermann in den Frachtraum hinunter, um die Kisten zu durchsuchen, die sie an Bord hatten. Sogleich stürzte
     er wieder an Deck, schrie voller Furcht, nur die See könnte ihn retten, und warf sich über Bord! Nun war nur noch der Kapitän
     übrig geblieben und musste das Schiff selbst steuern. Zunächst war er davon überzeugt, dass der Steuermann von Sinnen gewesen
     war und all seine Kameraden an Bord umgebracht hatte. Doch am nächsten Tag sah der Kapitän Ihn … Es! In seiner Angst fesselte
     er sich und sein Kruzifix an das Steuerrad, um – laut seinen eigenen Worten – ›den Feind, das Ungeheuer zu bekämpfen‹ und
     bis zum Ende an Bord seines Schiffes zu bleiben.«
    Lucys Antlitz wurde totenbleich, während sie dies anhörte. »Was hat der Kapitän damit gemeint, ›den Feind, das Ungeheuer zu
     bekämpfen‹? Wen oder was hat er denn gesehen? Wer hat all diese Männer umgebracht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist ein Rätsel. Es weiß auch niemand, was aus dem großen Hund geworden ist. Er muss auf das
     Moor hinausgeirrt sein und sich dort wohl immer noch voller Furcht verbergen, denn er hat jetzt ja keinen Herren mehr. Und
     zu alledem ist letzte Nacht auch dem alten Herrn Swales eine schreckliche Tragödie widerfahren.«
    Der alte Seebär, der uns neulich erst mit seinen Geschichten aus Whitbys Vergangenheit erfreut hatte, war am frühen Morgen
     auf unserer Lieblingsbank tot aufgefunden worden, mit gebrochenem Genick und einem Ausdruck von Abscheu |59| und Entsetzen auf dem Gesicht. »Der arme alte Mann!«, sagte Lucy. »Meinst du, die Ärzte haben recht, wenn sie sagen, er sei
     in einem Anfall von Grauen auf den Sitz gestürzt?«
    »Das ist schon möglich. Er war wirklich sehr alt, beinahe hundert, hat er uns erzählt. Vielleicht hat er mit seinen brechenden
     Augen den Tod selbst erblickt.«
    »Zu denken, dass es genau hier, auf unserer Lieblingsbank, geschehen ist«, erwiderte Lucy mit einem Schauder. »Das ist wirklich
     sehr, sehr traurig.«
     
    Ich beschloss, Lucy an jenem Nachmittag auf einen langen Spaziergang zur Robin Hood’s Bay mitzunehmen. Ich hoffte, sie damit
     so zu ermüden, dass sie keinerlei Bedürfnis zum Nachtwandeln mehr verspüren würde. Es war ein wunderschöner Tag. Guter Dinge
     wanderten wir dorthin, tranken in einer kleinen, altmodischen Wirtschaft einen vorzüglichen Tee, während wir an einem Tisch
     an einem Erkerfenster saßen und den herrlichen Blick auf die mit Seetang bedeckten Felsen des Strandes genossen. Mit dem Heimweg
     ließen wir uns Zeit, legten einige, besser gesagt viele Ruhepausen ein.
    »Ich habe darüber nachgedacht, was mir Arthur in seinem letzten Brief geschrieben hat«, sagte Lucy, während wir einen Pfad
     durch eine üppig grüne Wiese entlangschritten. »Es war so süß und lieb, wie er mir seine Liebe gestanden und seine Pläne für
     unsere Hochzeit und unsere Zukunft dargelegt hat. Vielleicht hat Mama recht, und wir sollten wirklich schon diesen Herbst
     heiraten.«
    »Ich glaube, das würde sie sehr freuen.«
    »Arthur hat angeboten, eine Sondergenehmigung einzuholen«, fuhr Lucy mit glänzenden Augen fort, »sodass wir in der alten Pfarrkirche
     seines Heimatortes heiraten und den Empfang in Ring Manor

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