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Draculas Brüder -ebup-

Draculas Brüder -ebup-

Titel: Draculas Brüder -ebup- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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im Park zeigte dreizehn Minuten nach Mitternacht.
    Sanchez meldete Harmon, was er gesehen hatte. »Das ist alles«,schloß er. »Das Geld ist immer noch da.«
    »Was sagt der Graf?« fragte Harmon.
    Sanchez wandte sich um. Er war allein auf dem Dach. Er wollte Harmon diese Entdeckung mitteilen, als er unten im Park Bewegung ausmachte. Die Uhr war plötzlich von flatternden, kreisenden Gestalten eingehüllt. Sie flogen paarweise, und zwischen jedem Paar schien etwas zu baumeln. Erst als das Einsammeln der Pakete begann, erkannte Sanchez, daß es Netze waren.
    Nicht alle Mitglieder des Schwarms waren so ausgestattet. Fünf oder sechs Wesen landeten bei den Paketen und schoben eins nach dem anderen vorsichtig über die Kante und in das vom jeweiligen Trägerpaar aufgehaltene Netz.
    Das erste Zweigespann flog mit seiner Beute davon, dann ein zweites und ein drittes. Die Operation lief mit erstaunlicher Präzision ab, rasch und zielstrebig, ohne Durcheinander oder Unsicherheit. Jedes Tier schien genau zu wissen, was es zu tun hatte. Zehn Pakete wurden in die Netze geladen, zehn Trägerpaare flogen nach Norden, die großen Flügel im Gleichtakt auf und nieder schlagend.
    Um zwölf Uhr zwanzig war die Oberfläche der Uhr leer. Im Norden verschwanden die letzten geflügelten Silhouetten zwischen den Baumkronen des Parks. Die großen Fledermäuse waren verschwunden.
    Bis auf die eine, die sich nun aus den Büschen jenseits der Uhr emporschwang. Etwas größer als die anderen, folgte die Kreatur, die seit ungezählten Generationen unter ungezählten Monden geflogen war, ihren ,kleinen Brüdern’.
    Sanchez raste die Feuerleiter hinunter, verließ die
    Toreinfahrt und eilte die Vierundsechzigste Straße entlang. An der Kreuzung der Madison Avenue sah er ein Taxi und winkte.
    »Neunundsiebzigste. Zwischen York und Zweiter«, schnaufte er, als er einstieg.
    Der Wagen rollte weiter, und Sanchez hatte Zeit zu verschnaufen und in alle Richtungen zu spähen. Wenn man ihm folgte, stellten die Leute sich wirklich geschickt an.
    Der Verkehr um diese Zeit war schwach, und der Fahrer hielt ein zügiges Tempo. Sanchez gab ihm einen Dollar Trinkgeld und stieg aus. Die Straße war nicht allzu hell beleuchtet, aber als das Taxi davonfuhr, ging Sanchez vorsichtshalber hundert Meter in östlicher Richtung weiter, trat dann in einen Hauseingang und wartete fünf Minuten lang. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand hinter ihm her war, ging er zurück.
    Sein Wagen wartete drei Blocks weiter in einem Parkhaus zwischen der Zweiten und der Dritten Avenue. Es war der schwarze Cadillac.
    Zwei Uhr früh. Der Cadillac stand auf dem Parkplatz eines durchgehend geöffneten Drive-In-Restaurants am Ortsrand von Tarrytown. Hinter dem Lenkrad saß Carmelo Sanchez und schlürfte heißen Kaffee aus einem Pappbecher. Tarrytown war eine logische Zwischenstation auf seiner Jagd. Hier gab es eine Brücke über den Hudson, und außerdem lag es südlich von Ossining, in der gleichen Gegend, wo der Fledermausschwarm in der vergangenen Nacht gerastet hatte.
    Er tat es auch in dieser Nacht. Das Ortungsgerät bestätigte es. Von Harmons beiden Fahrzeugen bevorzugte Sanchez den Kombiwagen, hauptsächlich, weil er den Motor selbst frisiert hatte, aber auch wegen der Unauffälligkeit dieses Fahrzeugs. Der Motor des Cadillac brauchte nicht frisiert zu werden, aber im Alltagsbetrieb war der Wagen zu auffallend und unhandlich. Daß Sanchez sich diesmal
    für ihn entschieden hatte, hatte einen einfachen Grund: Wenn Navarre oder seine Freunde hinter ihm her waren, würden sie nach dem Kombiwagen Ausschau halten.
    Auf dem grünen Glas der Mattscheibe waren zwei weiße Punkte zu sehen, dicht beisammen. Einer war der Graf. Der andere war der Miniatursender in einem der Geldpäckchen. Die Kriminalabteilung, vertreten durch Farnsworth und Navarre, hatte das Geld mit eigenen Wanzen spicken wollen, doch Proctor hatte die Erlaubnis verweigert und sich damit wahrscheinlich unbeliebt gemacht. Aber zu seiner Abmachung mit Harmon gehörte, daß die Polizeifahndung aus diesem Fall herausgehalten würde, wenigstens im Stadium der Lokalisierung des Erpressers, und er wußte gut genug, daß eine Wanze in den Geldpaketen sein würde.
    Proctor. Er würde tun, was er tun müsse, hatte Harmon gesagt. Sanchez fragte sich, ob Navarre seinen gegenwärtigen Wohnsitz von Proctor erfahren haben könnte. Er war im Haus gewesen, als Navarre seinen überraschenden Besuch in Westhampton machte.

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