Draculas Fluch
Tempel.
Cam erkannte die Stimme wieder. Sie war tief und bedrohend, als hätten sich die Worte schon bewahrheitet.
Ka-Zadok kam aus dem Tempel und richtete sich zu seinen fast drei Metern auf. Sein Lachen war wie Donner an diesem klaren, kalten, windlosen Tag.
»Ich habe viel aus deinen Gedanken gelesen, Cameron Sanchez. Alles, was für mich zu wissen wichtig war. Jetzt bist du für mich nicht mehr von Wert.«
Der steinalte Priester lächelte. »Ka-Zadok hat gesagt, daß er nicht wahllos tötet.«
Wieder stieß der Hüne ein Lachen aus. »Und ich halte mich an mein Wort. Dieser Mann hält sich für einen Kämpfer. Stimmt das etwa nicht, Cameron Sanchez?«
Cam überlegte. »Ich habe zumindest meinen Teil dazu beigetragen«, antwortete er.
Ka-Zadoks Blick ging zu den Männern mit den Lanzen. »Hältst du dich für stark genug, auch nur einen meiner persischen Soldaten zu besiegen?«
Cam maß die Männer. Sie schienen alle aus demselben Holz geschnitzt. Rauhe, von unzähligen Schlachten geprägte Gesellen. Ohne die Rüstung waren sie jedoch gut fünf Kilo leichter als er. Sie waren kleiner und schwächer. Außerdem würde die Rüstung hemmend wirken.
Cam sah den Zauberer an. »Einen?« fragte er. »Warum nicht zwei?«
Mit einem amüsierten Grinsen wandte sich Ka-Zadok an Ktara. »Hohe Frau, entschuldigt, daß ich euch nicht zuerst begrüßt habe. Ihr werdet mir die Unhöflichkeit verzeihen, wenn ihr wißt, daß ich diesen Welpen beiseite schaffen muß, bevor ich mich wichtigeren Dingen zuwende.« Er drehte sich zu dem Priester um. »Du, alter Mann, erinnerst mich an mein Wort. Dieser Sanchez stört mich allein schon durch seine Anwesenheit und erst recht durch seine Prahlerei. Das Schauspiel würde mich ergötzen. Ich, Ka-Zadok, verspüre das Bedürfnis, ergötzt zu werden. Deshalb wird sein Tod, den du miterleben wirst, nicht wahllos sein. Ist das klar?«
Qua Siem schwieg. An seiner Stelle sprach Cam.
»Deine Logik ist schlagend. Wie schlagend sind deine Soldaten?«
Das Grinsen verschwand vom Gesicht des Zauberers. »Du erweckst meinen Zorn, Cameron Sanchez. Willst du erreichen, daß ich dir persönlich die Knochen breche?«
»Nicht ich«, entgegnete Cam, »sondern du hast von einem Kräftemessen mit deinen Soldaten gesprochen.«
»Wie du willst. Du bildest dir also ein, daß du es mit zweien aufnehmen kannst?«
»Ja. Wenn nicht mit dreien.«
Vorsicht! warnte Ktara. Hochmut...
Kommt vor dem Fall, setzte Cam wortlos hinzu.
»Wenn nicht mit dreien!« wiederholte er.
»Und die Waffen?« fragte Ka-Zadok.
»Dieselben wie ihre«, antwortete Cam. »Lanzen oder Schwerter. Oder beides.«
»Und wie steht es mit der Rüstung?«
»Ich brauche keine.«
Ka-Zadoks Stimme war kalt wie das Eis, das ihn umgab. »Wie du willst, Cameron Sanchez. Aber glaube bloß nicht, daß ich dich nicht durchschaue. Du willst mich durch den Kampf mit den drei Soldaten von wichtigeren Dingen ablenken. Du willst Zeit schinden. Ich gebe zu, daß mich der Kampf langsam interessiert, aber viel Zeit wird er nicht kosten.« Er deutete auf den nächstbesten Soldaten. »Du wirst ihm deine Waffen geben.«
Eine Lanze zischte durch die Luft und bohrte sich fünf Zentimeter neben Cams linkem Stiefel in den Schnee. Ein kurzes Schwert mit breiter Klinge folgte der Lanze. Cam ließ die Waffen stecken, zog den Rucksack von den Schultern und stellte ihn neben Ktara. Dann griff er nach der Lanze. Während er sie aus dem Schnee zog, bildeten die Soldaten einen großen Kreis, der als Kampfring dienen sollte.
Drei Männer traten in die Mitte. Die Lanzen im schrägen Winkel nach unten haltend, sahen sie Cam herausfordernd an. Für einen Moment waren sie wie erstarrt. Kalter Haß lag auf ihren Gesichtern.
Der Moment ging vorbei.
Ka-Zadoks Befehl war kurz.
»Tötet ihn!«
Die Worte waren kaum ausgesprochen, als die Lanzen auch schon hochgerissen wurden. Die Krieger waren zum ersten Stoß bereit. Einer hatte es auf Cams Kehle abgesehen, der zweite auf das Herz, der dritte auf die Lenden. Zur Ausführung des ersten Stoßes kam es jedoch nicht, denn Cam griff bereits an.
Mit einem aufmunternden Schrei schleuderte er die Lanze nach vorn. Ihre Spitze bohrte sich in den rechten Oberschenkel des Mannes, der links vor ihm stand. Mit wütendem Geheul griff der Krieger nach dem Schaft der Lanze und ging in die Knie. Dabei kam es zu einer Verwirrung, die Cam zwar nicht einkalkuliert hatte, die ihm aber zum Vorteil gereichte. Die beiden Lanzen des
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