Dragon Dream (epub)
an Tollwut grenzte. Die Götter der Menschen waren weniger fürsorglich, aber es gab ja auch viel mehr Menschen. Seit einer großen Schlacht vor vielen Äonen konnten menschliche Götter und Drachengötter nicht mehr gegeneinander kämpfen, weil sie die jeweils andere Existenzebene nicht betreten konnten. Also benutzten sie ihre loyalen Anhänger, um ihre Kämpfe für sie auszufechten, und lehnten sich zurück, um das Gemetzel zu genießen.
Dennoch hatte sich über die letzten ungefähr tausend Jahre hinweg eine sehr unsichere Allianz zwischen Menschen und Drachen entwickelt. Früher war es so gewesen: Ließ man die Drachen in Ruhe und ignorierte von Zeit zu Zeit eine gestohlene Kuh oder ein vernichtetes Bataillon, dann hielten sich die Drachen von den Dörfern und Menschen fern. Die Menschen, die nach Ruhm und Ehre strebten und den unausgesprochenen Pakt brachen, lenkten normalerweise den brutalen Zorn der Drachen schnell auf irgendein armes Königreich und den Kopf seines Königs.
In den letzten paar Jahren hatte es jedoch zunehmend Gerüchte in den kleinen Städten und Dörfern gegeben. Gerüchte über mehr und mehr Drachen, die am Himmel gesehen wurden. Obwohl noch keine Rede von Zerstörungen oder Gewalt war, hatte die Furcht Wurzeln geschlagen und sich ausgebreitet. Vor allem in Madron, wo Lord Hamish mit harter Hand regierte. Die wenigen Gerüchte, die er in ihrem winzigen Dorf zuließ, besagten, dass die Drachen wieder willkürlich töteten und Städte und Dörfer und alles, was sie ärgerte, zerstörten. Doch die Heere von Madron bereiteten sich auf eine Art Krieg gegen die Drachen vor … als hätten die Menschen eine Chance zu gewinnen. Alles, was für die Menschen sprach, war ihre Anzahl. Einer ihrer Lehrer damals in Alsandair hatte Menschen und Drachen mit Fliegen verglichen, die um einen Wolf schwärmten. Genug von ihnen konnten unerträgliche Pein verursachen, aber normalerweise genügte ein ordentliches Bad, um sie abzuwaschen.
Talaith hatte nie geglaubt, je einen Drachen zu sehen, geschweige denn, von einem entführt zu werden. Entführt zu werden, damit er mit ihr ins Bett gehen konnte. Er kam eindeutig nicht oft aus seiner Höhle heraus, wenn sie das Beste war, was er finden konnte. Vielleicht hätte sie von Hingabe und Verbindlichkeit sprechen sollen, damit er vor Angst in seine Höhle zurückkehrte. Dieser Gedanke brachte sie beinahe zum Lächeln, doch sie wusste, dass ihre Zunge die Oberhand gewinnen würde.
Er ärgerte sie. Außerordentlich. Und wenn der Zorn in ihrem Kopf regierte, bedeutete das, dass ihr Mund das Kommando übernahm. Wehe denen, die dann auf der falschen Seite standen.
Aber wer hätte gedacht, dass es ein Wesen gab, das so verflucht arrogant war? Und fordernd? Und ungehobelt? Und umwerfend? Und so gut ausgestattet, dass es sie an ein Schlachtross erinnerte?
Lord Hamish scheuchte seine besten Männer auf, noch bevor die zwei Sonnen aufgingen. Er ließ sie Reisekleidung anlegen und die Waffen verbergen und teilte sie in mehrere Gruppen auf, damit sie in kürzester Zeit möglichst viel Fläche abdecken konnten.
»Ich will die kleine Schlampe vor dem nächsten Vollmond zurück. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Aye, Lord Hamish«, antworteten sie im Chor.
»Wir haben unsere Göttin einmal enttäuscht. Das wird nicht wieder vorkommen. Nicht, wenn ihr weiterleben wollt.«
Sie hatten sie enttäuscht. Vor neun Jahren. Sie hatten sie enttäuscht, und er versuchte seither, es wieder gutzumachen. Was ihn überraschte, war, dass sie ihn nicht getötete hatte, als sie sein Versagen entdeckt hatte. Stattdessen hatte sie ihm vergeben und ihm gesagt, wenn er weiterhin tat, was sie wollte, würde sie ihn mit mehr Macht belohnen, als je ein Mensch zu erlangen hoffen konnte. Seitdem hatte sie ihn vor der verrückten Schlampe von Garbhán beschützt. Er schauderte, wenn er daran dachte, dass er diese Dämonenbefleckte fast geheiratet hätte. Sie hätte ihm wahrscheinlich im Schlaf die Kehle aufgeschlitzt. Er hatte nicht geglaubt, dass er einmal jemanden treffen würde, der wahnsinniger war als ihr Bruder. Aber sie war wahnsinniger, und die letzten drei Jahre ihrer Herrschaft waren der Beweis dafür.
Nein, er würde seine Göttin nie wieder enttäuschen. Und sei es nur, weil Arzhela die Einzige war, die ihn vor der Blutigen Königin von Garbhán schützen konnte.
»Und der Drache, der bei der Frau ist, Mylord?«, fragte einer seiner Männer.
Er zögerte nicht. »Tötet ihn.
Weitere Kostenlose Bücher