Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
floss an ihr herab wie Regenwasser. »Das hat nichts mit mir zu tun.«
»In gewisser Weise hast du recht. Es hat nichts mit dir zu tun. Andererseits hat es alles mit dir zu tun. Aber hasse mich nicht dafür, wer ich bin, kleine Izzy. Denn ich bin ein Gott.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Tu mir einen Gefallen, ja? Pass auf deine Flanke auf.«
»Meine …« Izzy wirbelte herum. Rhydderch Hael war fort, an seiner Stelle befand sich etwas anderes. Ein Drache. Von der Gestalt her denjenigen ähnlich, die sie schon ihr ganzes Leben kannte, aber … auf zwei Arten anders. Der Mond über ihr sagte ihr, dass er rot war, aber das Rot hatte einen hellen, bronzefarbenen Überzug, der im Mondlicht funkelte, wie es die Schuppen ihrer Drachenverwandten nicht taten. Und seine Schuppen … waren anders als alle, die sie in ihrem Leben je gesehen hatte. Diese Schuppen waren nicht getrennt. Sie waren wie eine harte Schale, die perfekt um seinen ganzen Körper geformt war und nur Aussparungen für die Flügel, die Vorder- und Hinterklauen und die Augen ließ. Die Haare des Drachen waren lang und allesamt zu Kriegerzöpfen geflochten, und die Farbe hatte denselben bronzefarbenen Schimmer. Izzys Meinung nach war er das schönste Wesen, das sie je gesehen hatte. Seine Färbung ließ ihn aussehen wie ein Juwel, das im Mondlicht funkelte.
Doch er war kein Südlanddrache, da war sie sich sicher. Außerdem hatte sie keine Ahnung, wo er so plötzlich herkam, und deshalb senkte sie langsam die Hand und legte sie um den Metallstab, den sie am Schwertgürtel hatte. Ein Metallstab, den ihr Meisterschmied Sulien vor Jahren geschenkt hatte.
»Betest du zu deinen Göttern, Mensch?«, fragte der Drache.
»Ich bete zu keinem Gott. Nicht mehr.«
»Aber den richtigen Gott zu wählen, wird dich befreien.« Er senkte den langen Hals, bis sie sich in die Augen schauen konnten, hob eine Kralle und legte sie an die Schnauze. »Pssssst, Menschliche«, sagte er flüsternd. »Bringen wir es schnell hinter uns, damit keiner verletzt werden muss.«
Izzy nickte und antwortete: »Zumindest schnell.« Dann schwang sie Suliens Waffe herum und dachte an das, was sie im Augenblick brauchte. Das war alles. Ein Gedanke, und die Waffe verlängerte sich, die flache Spitze wurde zu einem Stachel. Sie packte sie fest mit beiden Händen und rammte sie vorwärts, dem Drachen ins Auge und direkt in sein Gehirn.
Als Izzy die Waffe herausriss, brüllte der Drache vor Schmerz und hielt sich die Klauen vor das Loch, wo einmal sein Auge gewesen war. Er würde bald tot sein, daher wandte Izzy sich von ihm ab und beugte sich über die Kante des Balkons. Da sah sie noch mehr Drachen seitlich am Berg heraufklettern. Sie nahm an, dass sie das taten, weil ihr Flügelschlag jedem Drachen im Umkreis von einer Meile ihre Ankunft verraten hätte.
Wenn sie also Stille wollten … die würde Izzy ihnen nicht geben.
Sie trat zurück, hob ihre Waffe, und während das Wunderding mit dem nächsten Gedanken noch länger und breiter wurde, öffnete sie den Mund und brüllte: »Éibhear!«
Éibhear hielt Fal mit der Hinterklaue auf dem Boden fest und wollte gerade anfangen, seinen Cousin mit der Schwanzspitze zu stechen, als er Izzy seinen Namen rufen hörte. Hätte sie jemand anderen gerufen, er hätte weitergekämpft. Doch Izzy würde niemals seinen Namen rufen, es sei denn …
Er breitete die Schwingen aus und schwang sich über der Schlägerei in der Höhle in die Luft. »Mì-runach!« , brüllte er. »Mir nach!«
Izzy hatte nicht vor zu versuchen, einen Schwarm Drachen zu töten, über die sie so wenig wusste, denen sie noch nie im Kampf begegnet war und die größer waren als sie. Also rannte sie davon. Manchmal mussten selbst die größten Krieger der Welt weglaufen – und sie war nicht einmal die größte Kriegerin der Welt.
Izzy rannte und hoffte, dass sie in Richtung von Éibhear und den anderen rannte, aber sicher war sie sich nicht. Noch schlimmer: Sie wusste jetzt, dass diese Angreifer hinter ihr her waren. Sie wusste es, als sie einen rufen hörte: »Sie ist da lang! Los, los!«
Flügel schrammten an Tunnelwänden entlang, Krallen schlugen auf Felsen, als die Fremden nach ihr suchten.
Sie hatte keine Ahnung, was sie wollten, aber darüber würde sie sich auch jetzt keine Sorgen machen. Sie wollte nur an einen sicheren Ort und …
Eine Klaue schob sich aus einer dunklen Seitenhöhle; Izzy sah sie zu spät, um ihr auszuweichen. Sie legte sich um sie
Weitere Kostenlose Bücher