Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
Izzy an. »Hallo, ihr beiden.«
»Wer bist du?«, wollte Izzy wissen.
»Ich heiße Elisa. Ich bin eine Nolwenn-Älteste.« Sie beugte sich vor und flüsterte Izzy zu – auch wenn Éibhear sie ebenfalls sehr gut hören konnte –: »Und deine Urgroßmutter.«
Izzy riss die Augen auf. »Du musst eine Million Jahre alt sein!«
»Izzy!«
Sie schaute zu Éibhear auf. »Was denn?«
Izzy konnte etwas von Talaith im Gesicht dieser Hexe erkennen. Nicht so viel wie in Haldanes, aber sie sah die Ähnlichkeit. In ihren Augen, an ihren Wangenknochen.
»Mutter hat dich nie erwähnt.«
»Wieso hätte sie das tun sollen? Ich habe wenig Gedanken an sie verschwendet. Ich bin davon ausgegangen, dass sie wie ihre Mutter, wie meine Mutter, wie ich den Weg der Nolwenn gehen würde. Warum hätte ich mich um sie kümmern sollen, bevor sie älter war und echte Macht besaß?«
»Weil sie deine Enkelin ist? Weil du ihre Großmutter bist?«
Elisa lachte. »Du bist wirklich das Kind deiner Mutter.«
»Und stolz darauf.«
»Ich weiß. Ich kann es sehen. Sogar spüren.«
Sie machte eine Bewegung zu den Hexen und Wachen, die den Saal füllten. »Ihr alle … raus!«
»Mylady …«, begann eine von ihnen, aber da richteten sich dunkelbraune Augen, die vom Alter völlig ungetrübt waren, auf die Hexe, und sie hielt augenblicklich den Mund und neigte den Kopf.
»Zwingt mich nicht, es zweimal zu sagen!«, befahl Elisa. Es brauchte weniger als eine Minute, bis der Raum leer war.
Die Hexe wandte sich ihnen zu. »Tee?«
»Ooh«, sagte Éibhear. »Also, ein Tässchen …«
Izzy wirbelte mit erhobenen Händen, offenem Mund und gefletschten Zähnen zu ihm herum.
»Was ist denn?«, fragte er. »Ich mag Tee!«
37 Izzy war noch bei ihrer ersten Tasse Tee, während Éibhear – jetzt in Menschengestalt und angekleidet – und Elisa schon beinahe mit ihrer zweiten fertig waren. Die Hexe hatte außerdem Kekse herausgeholt und war ausgesprochen liebenswürdig, aber im Moment bedeutete das Izzy nichts. Gar nichts. Nicht nach dem, was gerade zwischen Izzy und ihrer Großmutter geschehen war. Diese abscheuliche Ziege. Izzy hatte immer gewusst, dass diese Frau nicht einmal eine Sekunde von Rhis kostbarer Zeit wert war. Aber dann dachte Izzy wieder daran, was Rhi wirklich in ihrem Leben brauchte.
»Deine Wut strahlt förmlich von dir ab, Iseabail.«
Izzy blickte zu ihrer Urgroßmutter Elisa auf. Ihrer Schätzung nach war Elisa gut sechshundert Jahre alt, und doch sah sie nicht älter aus als um die fünfzig Winter. Izzy musste zugeben, ihr Gefiel der Gedanke, in ihrem sechs- oder siebenhundertsten Winter auch noch so gut auszusehen.
Abgesehen davon war sie allerdings einfach stinksauer über die ganze Sache.
»Ich habe diese Frau schon gehasst, bevor ich sie überhaupt gesehen hatte«, sagte Izzy rundheraus, »und jetzt hasse ich sie noch mehr.«
»Du bist deiner Mutter so ähnlich. Sie war genauso ehrlich.«
»Sie ist es auch heute noch.«
»Und Haldane hat sie dafür gehasst.«
»Dann bin ich froh, dass ich das Erbe meiner Mutter weitertragen konnte.«
»Ich auch. Ich mochte meine Tochter selbst nie besonders. Also scheint es, du trägst auch mein Erbe weiter.« Sie hielt einen Teller hoch. »Kekse?«
Izzy nahm ihr den Teller ab und warf das ganze Ding an die Wand. Samt Keksen und allem.
»He!«, schnauzte Éibhear. »Die wollte ich noch essen!«
Als Izzy ihm einen wütenden Blick zuwarf, fügte er eilig hinzu: »Na ja … sie sahen allerdings schon ein bisschen trocken aus.«
»Keine Sorge«, sagte Elisa lächelnd. »Ich habe noch mehr.« Sie stand auf und ging zu einem kleinen Schrank in einem Raum, den Izzy für ihr Arbeitszimmer hielt. Es war vom Boden bis zur Decke voller Bücher und Kisten mit Hexenbedarf. Wenigstens nahm sie an, dass es das war, denn die Sachen sahen aus wie die, die sie ihre Mutter und Morfyd immer an Vollmond benutzen sah.
Elisa kam zum Tisch zurück und stellte einen weiteren Teller Kekse vor Éibhear hin. Dann setzte sie sich, immer noch lächelnd, wieder hin.
»Also«, sagte Elisa, als wäre nicht eben Izzys Temperament mit ihr durchgegangen, »du willst, dass wir die kleine Rhianwen aufnehmen.«
»Sie ist keine Waise, die ich euch anzuhängen versuche.«
»Nein. Sie ist ein mächtiges Wesen, über das ihr keine Kontrolle habt.«
Izzy musterte ihre Urgroßmutter. »Vielleicht.«
»Du glaubst, wir können dabei helfen?«
»Meine Mutter glaubt es. Ich habe keine Ahnung, was ihr könnt.«
»Wir
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