Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
hören wollte. Er wollte die Wahrheit. Er wollte … ach, das war nicht so wichtig. Er wusste einfach, dass er das hier nicht wollte … diesen Zentaurenmist voller Plattitüden.
Die Familie ist das Wichtigste? Sollte das ein Scherz sein?
Éibhear beschloss, dass sie mit diesem Thema noch nicht annähernd durch waren und wollte zurück zu den anderen. Doch bevor er den ersten Schritt machen konnte, bemerkte er, dass Izzys Hund – schon wieder – mit gefletschten Zähnen und wildem Blick auf ihn losging.
Ihr Götter, war das sein Ernst?
»Alles klar?«, fragte Brannie so leise, dass nur Izzy sie hören konnte.
»Natürlich. Alles vergeben.« Dann grinste sie. »Die Familie ist das Wichtigste, nicht wahr?«
Brannie schloss kurz die Augen, bevor sie sagte: »Oh, das ist genial !«
Sie kicherten, bis Éibhears Kamerad Aidan herankam. »Alles klar?«
Die Frauen nickten. »Aye.«
Er kniff ein wenig die hellen Augen zu, doch Izzy, die spürte, dass Aidan viel schlauer war als die beiden anderen Mì-runach, die Éibhear begleiteten, schaute sich um und rief nach ihrem Hund.
»Macsen? Macsen!«
»Er kommt gleich.« Éibhear tauchte aus dem Wald auf.
»Was meinst du damit?«
»Lass ihm eine Sekunde Zeit.« Er ging zur Seite, und sie sah, wie Macsen fröhlich einen großen Bären auf die Lichtung schleppte.
»Oh, nicht das schon wieder!«, seufzte Brannie.
Aidan blinzelte. »Schon wieder? Wie oft greift er Bären an?«
»Er mag Bär«, gab Izzy zu.
»Er hat sich von hinten an mich angeschlichen«, erklärte Éibhear. »Und der Köter ist auf ihn losgegangen wie auf einen Knochen.«
Brannie deutete auf den Bären. »Macsen hat ihn allein erlegt?«
Eine berechtigte Frage. Macsen forderte Bären gern zum Kampf heraus, aber normalerweise waren es Izzy oder ihre Soldaten, die das Tier schließlich zur Strecke brachten, damit der Hund es fressen konnte.
Éibhear kam näher, beugte sich herab und flüsterte: »Eigentlich nicht. Ich konnte sehen, dass der Bär nicht gut gelaunt war und den Hund in Stücke gerissen hätte, also habe ich ihn sozusagen« – er zuckte die Achseln – »niedergeschlagen, als der Hund nicht hinschaute. Der Bär ist bewusstlos. Wir sollten wohl besser gehen, bevor er aufwacht.«
»Warum flüsterst du?«, flüsterte Brannie.
»Schau ihn dir doch an.« Er warf einen Blick auf Macsen. »Er ist so stolz auf sich. Das will ich ihm nicht nehmen.«
Brannie verdrehte die Augen und ging an ihrem Cousin vorbei.
»Was ist?«, fragte er, als Izzy ihn weiter anstarrte.
»Nichts.« Sie fing an zu lachen und konnte gar nicht mehr aufhören, während sie ihrer Freundin folgte. »Überhaupt nichts.«
9 Sie waren bis zum späten Abend unterwegs und hielten schließlich in einem Tal an, das noch ein paar Stunden von der Insel Garbhán entfernt war.
In der Gruppe aßen sie schweigend ihr Trockenfleisch und Brot, zogen ihre Matten hervor und gingen schlafen.
Als Éibhear am nächsten Morgen aufwachte, war er allein. Da er weder Blutspuren noch verstreute Körperteile sah, nahm er an, dass alle irgendwo am Leben waren.
Éibhear aß noch etwas getrocknetes Rind und Brot und dachte dabei schon an das Essen, das er bekommen würde, wenn er erst wieder auf Garbhán war. Das hatte ihm sehr gefehlt in der Zeit, in der er hauptsächlich im Norden gelebt hatte. Wenn die Bewohner der Eisländer auch durchaus einige interessante Gewürze hatten und gutes, reichhaltiges Essen der einzige Genuss war, den sie sich in ihrer rauen Welt erlaubten. Allerdings hatte er die Hausmannskost der Eisländer nicht sehr oft genießen können, während er und seine Einheit den größten Teil ihrer Zeit unter Eis und Erde vergraben verbrachten und auf den richtigen Moment warteten, gegen irgendeinen ahnungslosen Stammesführer loszuschlagen.
Aye. Es war gut, ein bisschen Urlaub zu bekommen. Es war gut, seine Familie wiederzusehen … na ja, es war gut, seine Mutter und die Gefährtinnen seiner Brüder wiederzusehen.
Als er mit dem Essen fertig war, bemerkte Éibhear, dass er nicht mehr allein war, aber seine einzige Gesellschaft war dieser verdammte Hund. Wo waren eigentlich alle anderen?
Der Hund schnüffelte herum und drückte sich schließlich an seine Seite, den Blick auf den Rest von Éibhears Rindfleisch gerichtet.
»Ich sollte dich verhungern lassen«, sagte er zu dem Tier. »Allein für das Geschnarche, mit dem du uns letzte Nacht gequält hast, sollte ich dich verhungern lassen.«
Doch am Ende gab er ihm doch ein
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