Dragon Fire
tun wir
eigentlich?«, konnte er endlich fragen.
»Das ist die Schlampe,
die Bampour umgebracht hat«, antwortete Keita flüsternd. »Jetzt ist sie hier.
Das kann kein Zufall sein.« Sie schaute vorsichtig um die Hausecke, dann
schnappte sie nach Luft und sah wieder Ragnar an.
»Was?«, fragte er.
»Was ist los?«
»Er? Ich fasse es
nicht!«
»Wer?«
Statt zu antworten,
wie es jeder vernunftbegabte Drache getan hätte, schoss sie davon und zwang
Ragnar, ihr zu folgen, denn er hatte keine Ahnung, was sie vorhatte. Sie kam
schlitternd vor etwas zum Stehen, das aussah wie ein altes Warenlager. Sie
hielt den Türgriff mit einer Hand, wartete ein paar Sekunden, dann riss sie die
Tür auf.
»Hure!«, schrie sie
anklagend, was Ragnar ein wenig hart vorkam, da Keita diese Frau ja eigentlich
gar nicht kannte. Aber als er das Lagerhaus betrat, sah er, mit wem die Frau
dort stand und wusste, dass Keita recht hatte. Definitiv eine Hure.
Der Verderber packte
das Schankmädchen und zog sie vor sich, um sich hinter ihr zu verstecken.
»Beschütze mich,
Dana!«, flehte Gwenvael, und Ragnar konnte nur hoffen, dass das ein Scherz sein
sollte. »Bevor diese Händlerin des Bösen und ihr beschränkter Handlanger uns
beide töten!«
Ragnar wagte die
Vermutung, dass er der beschränkte Handlanger war.
»Du Hure«, sagte Keita
noch einmal. »Was ist mit deiner Gefährtin? Was wird sie sagen, wenn sie es
herausfindet?«
»Du darfst es ihr
nicht sagen!«, heulte Gwenvael. »Sie wird uns alle umbringen!«
»Wie kann ich ihr die
Wahrheit verschweigen?«, widersprach Keita. »Ich würde damit sämtliche Frauen
der Welt verraten!«
Die Frau deutete auf
Keita. »Sie war es, die mich aus dem Fenster geworfen hat.«
Gwenvael schaute zu
seiner Schwester, und sein Jammern und Weinen hörte augenblicklich auf. Bruder
und Schwester waren beide Schauspieler, aber Keita war eine viel bessere. »Du
hast sie aus einem Fenster geworfen?«, fragte er.
»Ich habe dieser
undankbaren Ziege das Leben gerettet. Erinnere mich nächstes Mal daran, dass
ich mir das sparen kann. Ehrlich, wenn ich gewusst hätte, dass sie nur eine von
deinen Huren ist …«
Sie warf wirklich ganz
schön um sich mit diesem Wort.
Die Frau ging auf
Keita zu. »Ich bin keine Hure, du Schlampe. Und ich wusste, ich hätte dich
töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
»Vielleicht, aber du
warst zu beschäftigt damit, dir das Sperma des alten Mannes von den
Oberschenkeln zu wischen, um die Zeit dafür zu haben.«
Gwenvael prustete, und
er und seine Schwester brachen in Gelächter aus.
»Achte nicht auf uns,
Dana.« Gwenvael wischte sich mit einer Hand die Lachtränen aus den Augen und
gab der verwirrten Frau mit der anderen Hand eine Geldbörse. »Wie versprochen.«
»Danke, Mylord.«
Während sie Keita, die sie eindeutig als die größere Gefahr betrachtete, mit
kühlem Blick im Auge behielt, ging die Frau rückwärts, bis sie an einer Seitentür
ankam und hinausschlüpfen konnte.
»Ich bezweifle, dass
sie zurückkommt«, sagte Ragnar.
»Sie arbeitet für
mich, und ich bezahle sie gut«, sagte eine andere Stimme aus den Schatten. »Sie
wird zurückkommen.«
Dagmar Reinholds Hund
Knut trat ins Licht, und Keita wich zu Ragnar zurück. »Gute Götter! Der Hund
spricht!« Ragnar hatte nur einen Augenblick Zeit, um die Augen zu verdrehen,
bevor Dagmar hinter ihrem Hund den Raum betrat. Keita atmete hörbar aus. »Den
Göttern sei Dank, das warst du, Schwester. Was für eine Erleichterung. Kannst
du dir etwas Seltsameres vorstellen als einen Hund, der sprechen kann?«
Dagmar musterte die
drei Drachen in Menschengestalt, die vor ihr standen, und schüttelte
schließlich den Kopf. »Nein, Prinzessin Keita. Ich kann mir nichts auch nur
annähernd Seltsames vorstellen.«
Keita grinste. »Da ist
wieder dieser Sarkasmus.«
»Ich? Sarkastisch?
Niemals.« Und die Worte hätten nicht in ausdrucksloserem Tonfall gesprochen
werden können, wenn die Frau tot gewesen wäre. Die blassen Hände vor dem Rock
ihres Kleides verschränkt, wirkte die Tochter des Warlords fast … jungfräulich.
Ein junges, unverheiratetes Fräulein, das gerade in ein Nonnenkloster
eingetreten war. Bis auf ihre Augen. Für Keita waren diese kalten Augen, die
alles sahen, das, was sie verriet.
Das änderte aber für
Keita die Schlange nichts – sie fand wirklich langsam Gefallen an der
Partnerwahl ihres Bruders! Dagmar Reinholdt war so unverhohlen skrupellos und
gemein und dabei so direkt,
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