Dragon Love 01 - Feuer und Flamme fuer diesen Mann
die Erkenntnis nicht zunichte machen können, dass sich etwas geändert hatte. Ich wusste zwar nicht genau, ob ich oder die Welt es war, aber das war mir im Moment auch egal. Ich wusste nur, dass ich mich in einer komischen Version von Wunderland befand, doch das bedeutete noch lange nicht, dass ich nicht zurechtkam. Dämonen waren also real, Drachen sahen aus wie attraktive Männer mit tollen Körpern und Stimmen zum Niederknien, und Elfen hatten es mit Brüsten. Ja und? Ich war immer noch ich, und ich war ein Profi. „Ich bin selbstbewusst. Ich bin überlegen. Ich habe alles im Griff ...“
„Ach ja? Wie schön für dich. Ich hatte noch nie etwas im Griff. Ich finde es auf der Welt viel schöner, wenn man den Dingen einfach ihren Lauf lässt.“
Eine junge Frau mit dicken blonden Locken, die ihr bis zur Taille reichten, blieb vor mir stehen. Ihre blauen Augen funkelten fröhlich. „Habe ich dich erschreckt? Das tut mir leid, aber ich habe gehört, dass du Englisch gesprochen hast, und es sind so selten Amerikaner hier im G & T, geschweige denn amerikanische Hüter, deshalb dachte ich, ich sage mal Hallo. Hallo!“
„Hi“, sagte ich. „Äh ...bist du aus England?“
„Ja, eigentlich aus Wales. Allerdings spreche ich kein Walisisch. Darf ich?“ Sie deutete auf den Stuhl mir gegenüber.
„Entschuldigung. Ja, klar.“
Sie setzte sich und arrangierte ihren meergrünen, durchsichtigen Rock sorgfältig um sich. Dabei lächelte sie mich nett und normal an. Was mochte sie sein? Eine Waldnymphe? Ein Wassergeist? Eine Opferjungfrau?
„Ich heiße Ophelia. Jetzt lach bloß nicht. Shakespeare war Mums Spezialgebiet.“
Ich erwiderte ihr Lächeln. Sie konnte ganz sicher nichts Unnatürliches sein. Dazu war sie zu nett.
„Ich finde, Ophelia ist ein hübscher Name. Ich heiße Aisling.“
„Hallo, Aisling. Und der Name könnte schlimmer sein - meine Schwester heißt Perdita. Da ist sie, dort drüben, die gerade mit dem Venediger redet. Du siehst ein bisschen verwirrt aus. Bist du zum ersten Mal hier?“
„In Frankreich, in Paris und in diesem Club, ja“, erwiderte ich nervös lachend. „Merkt man mir das an?“
„Nur, wenn du lächelst“, antwortete Ophelia. „Also, was kann ich dir über das G & T erzählen? Du hast die Regeln gelesen, deshalb weißt du, dass wir uns hier auf neutralem Grund befinden. Sowohl die hellen als auch die dunklen Mächte sind hier willkommen, weil sie sich alle damit einverstanden erklären, ihre Differenzen im Club nicht auszutragen. Es ist wirklich angenehm hier, man muss nur auf die Satyrn achten, vor allem wenn sie etwas getrunken haben. Sie grapschen gerne.“
„Grapschen?“, fragte ich und gelobte insgeheim, immer ruhig und gefasst zu bleiben, ganz gleich, wie merkwürdig sich die Leute benahmen. Ich würde nicht glotzen, ich würde nicht starren, ich würde nicht ausrasten. Wenn ich später endlich in Ruhe über alles nachdenken könnte, würde wahrscheinlich alles klar werden.
Ophelia drückte ihre Hände andeutungsweise auf ihre Brust. „Sie grapschen halt. Aber die anderen Stammgäste sind ziemlich wohlerzogen. Das müssen wir auch sein - der Venediger würde keine Verletzung der Regeln dulden.“
„Der Venediger? Äh ...“ Ich bedauerte bereits meinen Entschluss, ganz cool zu bleiben, aber ich steckte schon zu tief drin, um wieder die Ahnungslose zu spielen.
„Du bist tatsächlich neu, was? Der Venediger ist der mächtigste Magier in Frankreich. Er ist wirklich ein Tyrann. Es ist nicht gut, wenn ein einzelner Mann so viel Macht hat, aber daran kann niemand von uns etwas ändern. Das Wort Venediger kommt ursprünglich aus Deutschland - und es bedeutet: ‚Mann aus Venedig’. Nicht dass Albert aus Venedig stammt, aber er ist ein bisschen altmodisch. Er heißt Albert Camus, aber wir nennen ihn meistens nur den Venediger. Das kann man sich viel besser merken, weißt du.“
Ich wusste es zwar nicht, aber ich hatte mir ja gerade geschworen, das hier mit Gelassenheit durchzustehen. Später hätte ich immer noch Zeit, einen Nervenzusammenbruch zu bekommen.
Ophelia sah mir meine Verwirrung wahrscheinlich an, denn sie klopfte mir mitfühlend auf die Schulter. „Du brauchst dir nur zu merken, dass er die einzige Person in ganz Frankreich ist, die so viel Macht besitzt, dass sie jeden in Schach halten kann. Du willst ihn doch sicher nicht reizen.“
Das klang ziemlich interessant. Neugierig blickte ich zu dem Mann, der neben der Frau stand, die sie als ihre
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