Dragon Sin: Roman (German Edition)
Felsblock herum. Der Lindwurm hatte sich auf seinem Schwanz aufgerichtet und reichte nun fast bis zur Decke, obwohl sich ein Teil seines Körpers noch außerhalb der Höhle befand. Mit seinen Augen suchte er die Höhle ab. Seine Schuppen schimmerten in der Dunkelheit, in der Rhona glücklicherweise noch sehen konnte. Wäre sie durch und durch ein Mensch gewesen, hätte sie sich schnell in der Finsternis verirrt und wäre schon längst gefressen worden.
Der Blick des Lindwurms heftete sich schließlich auf den Felsblock, hinter dem Rhona stand, und das Untier zog die Lefzen hoch.
Mist , dachte Rhona, dann duckte sie sich wieder so tief wie möglich hinter den Fels. Das Gift traf auf den Stein, und sie hörte es zischen und nahm den Brandgeruch des tropfenden Todes wahr. Gute Götter, sie musste schnell handeln.
Sie hastete zur anderen Seite des Felsens, sprang hervor und ergriff eine der Wurfäxte, die an ihrem Gürtel hingen. Sie hob die Waffe und schleuderte sie. Sie hatte sehr genau gezielt, die Axt schwirrte durch die Höhle und traf den Lindwurm mitten in die Brust – und prallte von ihm ab. Aus dieser Entfernung war die Axt völlig wirkungslos.
Der Lindwurm zischte verärgert und glitt auf sie zu. Rhona stellte sich breitbeinig hin und beobachtete das Wesen, das auf sie zukam.
Doch hinter dem Lindwurm verließ nun Vigholf seine Position an der Wand, rannte los und schwang seine Kriegsaxt durch die Luft.
Rhona machte sich bereit, wartete aber noch ab. Die Axt traf den Schwanz des Wesens und hackte die Spitze ab. Das Kreischen, das der Lindwurm ausstieß, erschütterte die Höhlenwände. Das Wesen drehte sich um und wollte Vigholf angreifen. Nun aber sprang Rhona vor, hob den Speer, der auf fünf, dann auf sechs Fuß Länge anwuchs, sich noch weiter ausdehnte, bis er an den Hals des Lindwurms heranreichte. Nun stieß Rhona den Speer nach vorn und trieb ihn zwischen den Schuppen hindurch in das verwundbare Fleisch. Sie traf nicht nur eine Arterie, sondern nahm dem Wesen gleichzeitig die Möglichkeit, weiterhin Gift zu spucken. Sie war genau so vorgegangen, wie ihre Mutter es ihr vor vielen Jahren beigebracht hatte.
Der Lindwurm versuchte sich umzudrehen. Sein Körper zuckte wild umher, und Blut spritzte aus Schwanz und Hals. Rhona hielt ihren Speer fest gepackt und weigerte sich, das verzweifelte Tier loszulassen, auch wenn ihr menschlicher Körper viel schneller ermüdete, als es ihr lieb war.
»Zieh ihn zu Boden!«, schrie Vigholf, während er nach vorn sprang.
Es war nicht leicht, aber sie tat, was er befahl, machte einen Schritt zurück und zerrte die Bestie nach unten. Als diese noch etwa zehn Fuß vom Boden entfernt war, kletterte Vigholf auf ihren Rücken und arbeitete sich bis zum Hals vor. Er hob seinen Kriegshammer mit beiden Händen – die Waffe, die Rhonas Vater gemacht hatte, vergrößerte sich nun um das Dreifache – und schwang ihn. Der schwere Stahl traf den Lindwurm an der Schläfe, und es ertönte ein knackendes Geräusch. Doch die Bestie kämpfte weiter. Noch immer versuchte sie, ihre Gegner umzubringen oder davonzukommen – oder beides. Rhona packte ihren Speer fester, drehte ihn und rammte die Spitze noch tiefer ins Fleisch. Vigholf hob erneut seinen Hammer und schmetterte ihn immer wieder gegen den Kopf des Lindwurms, bis dieser endlich zusammenbrach. Das Einzige, was seinen Kopf noch in der Höhe hielt, war Rhonas Speer.
Vigholf stand einen Augenblick lang da, drückte den Kriegshammer gegen den Hals des Wesens und stützte seinen Körper darauf ab.
»Das ist nicht besonders bequem für mich, Blitzdrache.«
»Oh, Entschuldigung.« Er glitt den Hals des Wesens herunter, bis er abspringen konnte, ohne sich etwas Wichtiges zu brechen. Aber als er auf Rhona zuging, hörte er es hinter sich. Es kam näher. Ein Zischen.
»Rhona?«
Sie beugte sich vor; ihre Hände hielten immer noch den Speer umklammert.
»Ich glaube, da sind noch mehr«, sagte er zu ihr.
Sie blinzelte und betrachtete den Lindwurm, der an ihrem Speer aufgespießt war. »Verdammt … ich hatte recht.«
»Womit?«
»Das hier ist das Baby.« Sie zog ihre Waffe heraus und lief los. »Du solltest besser mitkommen!«
Vigholf schoss hinter ihr her und beachtete die wütenden Laute hinter sich nicht mehr. Rhona rannte durch Höhlen und Gänge; das Einzige, wovon sie sich leiten ließen, war der Geruch frischer Luft. Als sie endlich den Ausgang sahen, stürmten sie gleichzeitig darauf zu und hasteten hindurch in die
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