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Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie

Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie

Titel: Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabylon-Verlag
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Sonne. Er ließ das Schwert fallen, richtete sich auf und hob die Arme. Ein tiefes, weithin hallendes Seufzen drang aus ihm hervor, und dann löste sich das orangegrüne Leuchten aus seinem Inneren und schwebte heraus, in das Licht hinein. Eine ätherische Gestalt, durchsichtig wie ein Geist, formte sich.
    Blinzelnd richtete sich Goren auf, seine Augen tränten von dem grellen Licht. Aber es war auch Schmerz dabei, als er die Gestalt erkannte, die langen Haare, das edle Gesicht, doch nicht greifbar, nur ein ferner Traum.
    Â»Mutter ...«, wiederholte er rau.
    Die sichtbar gewordene Seele lächelte. »Ich danke dir, mein Sohn«, hauchte sie, ihre Stimme nicht mehr als das Wispern des Windes. »Du hast mich befreit und mir zurückgegeben, was mir genommen wurde: Die Erinnerung, und mein Selbst. Nun kann ich endlich meine letzte Reise antreten. Das Nichts wartet schon auf mich.«
    Â»Verlass mich nicht«, flehte er. »Ich habe die Macht, dir einen Körper zu gestalten. Du kannst neu beginnen und ein glücklicheres Leben führen ...«
    Â»Goren, willst du das wirklich? In die Schöpfung eingreifen?«, fragte Derata sanft. »Du bist ein Mensch, kein Gott. Es hat seinen Grund, weshalb sie stürzten, und weshalb sie nicht wiederkehrten. Sie haben uns nicht vergessen, doch mehr als das Leuchten aus der Ferne werden sie uns nie mehr geben. Mein Sohn – ich habe meine Aufgabe vollendet und mein Leben gelebt. Lass mich gehen. Ich werde frei sein auf immer und zu den Sternen reisen oder im Nichts vergehen, wer weiß schon, ob es da einen Unterschied gibt.«
    Â»Verzeih mir«, stieß er da brüchig hervor. »Ich rede schon wie die anderen ... Du sollst frei sein, ich will dir keine neue Gefangenschaft bringen. Geh ein ins Nichts, doch wirst du bei den Lebenden unvergessen sein. Und weiterleben in ... in deinen Nachfahren ...«
    Â»Leb wohl, mein Sohn. Die Schleier seien mit dir.«

    Darmos Eisenhand schrieb mit schwerer Feder, Bogen um Bogen. Die Hand schmerzte, die Augen waren müde, doch es war noch so viel zu sagen. Er hatte das Fenster geschlossen, denn er wollte nichts mehr vom Kampf draußen wissen. Er wollte nicht sehen oder hören, was mit Goren geschah, das wäre über seine Kräfte gegangen. Es gab für ihn nur noch eines zu tun.
    Er sah auf, als plötzlich ein kühler Lufthauch durchs Zimmer wehte, was unmöglich war. Die Kerze, die er für das Siegelwachs angezündet hatte, flackerte. 
    Dann zuckte er zusammen, als er eine Berührung an seiner Wange fühlte, und ... einen Kuss. Und er glaubte ein zartes Wispern zu vernehmen, dicht an seinem Ohr: Ich liebe dich, Vater. Leb wohl.
    Darmos Eisenhands Augen füllten sich mit Tränen, und er legte die Hand an die geküsste Wange. »Ich liebe dich auch, Tochter«, flüsterte er. »Leb wohl. Ich danke dir ...«

46.
Seelenkristall

    Das Leuchten erlosch, und die Rüstung des Unbesiegbaren sank haltlos, scheppernd in sich zusammen und zerfiel in hunderte Stücke aus blindem, stumpfem Metall. Der Mechanische war nicht mehr.
    Auch die Rüstung Silberfeuer schrumpfte wieder zur gewohnten Schäbigkeit zusammen. Erschöpft und kraftlos kam Goren taumelnd auf die Beine. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hob er das Schwert auf und steckte es ein. Er griff nach dem leeren Seelenkristall, der unscheinbar neben der zerstörten Rüstung im Staub lag.
    Nur von Ferne bekam er mit, dass zum Angriff geblasen wurde, und die verbündeten Völker stürmten vor. Und zum ersten Mal seit Beginn der Schlacht schwankten die Feinde und wichen zurück.
    Goldpfeil kam langsam angetrabt und stupste Goren mit leisen, zärtlichen Lauten, die seltsam traurig klangen. Der junge Drakhim streichelte die Samtnüstern des Hengstes.
    Â»Du hast es gewusst, nicht wahr?«, murmelte er. »Du hast sie erkannt, deswegen konntest du dich ihr nicht nähern. Deine Augen sahen den Feind, doch dein Herz erkannte deine Herrin.« Er blickte zum Himmel, wo noch immer Dreyra kreiste, und winkte sie zu sich. »Da ist noch etwas, das wir tun müssen, mein Goldjunge«, wisperte er. »Und dann ist auch diese Geschichte endlich beendet.«
    Er fühlte sich immer noch wie betäubt, aber er dachte nicht über das Geschehene nach. Dazu hatte er jetzt keine Zeit. Später, ja, da würde er sich irgendwo verstecken und alles noch einmal an sich vorüberziehen lassen.

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