Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Und begreifen, was geschehen war, und seinem Schmerz erlauben, hervorzubrechen.
Es rauschte, und ein heftiger StoÃwind fuhr durch Gorens schwarze Haare, als Dreyra landete.
»Hast du es gewusst?«, fragte er den Dunklen Drachen.
»Nein«, antwortete Dreyra. »Ich kann es noch nicht einmal begreifen.«
»Ja, da sind wir schon zwei«, brummte Goren. Er zeigte Dreyra den leeren Seelenkristall. »Aber du ahnst, was ich jetzt tun werde?«
»Natürlich. Du hast die Macht dazu, es zu tun. Du kannst alles tun, Goren, denn du beherrschst nun die wahre Magie. Du bist jetzt so mächtig wie es Blutfinder damals war. Wahrscheinlich sogar mächtiger. Du könntest Nadel mit einer leichten Handbewegung vernichten.«
Goren blickte kurz zur Schlacht, die irgendwo in seinem Rücken stattfand und ihn nicht im Mindesten interessierte. »Er ist doch schon auf dem Rückzug, siehst du?«, meinte er. »Das können meine Freunde ohne mich erledigen. Gönn ihnen die Freude, dafür haben sie so eine weite Reise auf sich genommen. Sie werden sein Heer vernichtend schlagen. Unsere Verbündeten brauchen den Sieg, er wird ihnen Hoffnung geben für die Zukunft.«
»Eine weise Entscheidung«, sagte die Urmutter.
Goren hob den Seelenkristall in seiner Hand vor Augen. »Er sieht so harmlos aus, wie ein Glasscherben«, bemerkte er. »Allein dafür sollte Ruorim auf ewig in den Flammen schmoren. Von allen Untaten ist dies die niederträchtigste.«
»Tu es jetzt, bevor keine Gelegenheit mehr dafür ist. Noch ist der Kampf nicht vorüber.« Dreyra näherte ihren gewaltigen Schädel. Aus ihren Nüstern kräuselte sich feiner Dampf.
Goren nickte, er sollte nicht länger zaudern. Er hielt den Blick fest auf den Seelenkristall gerichtet und konzentrierte sich auf seine Magie. Langsam, behutsam näherte er sich dann der Mauer um die zweite Seele tief in seinem Inneren, glitt durch sie hindurch, als wäre sie nichts als Nebel, und sah Blutfinders schlummernde Seele. Er schloss die magischen Finger um sie und nahm sie mit sich, holte sie aus dem tiefen Abgrund empor, und dann übertrug er sie auf den Seelenkristall, der kurzzeitig rot aufglühte. Kurz darauf verbarg ein milchiges Leuchten die Seele in seinem Inneren.
»Er ist nicht aufgewacht. Gut.« Goren übergab den Seelenkristall an Dreyra. »Das ist noch einmal deine letzte Aufgabe als Seelensammler und Bote der Götter. Nimm Blutfinders Seele und werfe sie, wenn alles vorüber ist, in die Schleier, soweit es nur geht, damit sie nie wieder zurückkehren kann. Sie soll sich auflösen im Nichts, für immer und ewig, und uns nie mehr heimsuchen.«
»So wird es geschehen«, versprach Dreyra feierlich.
Das baldige Ende der Schlacht zeichnete sich ab. Schattenwanderer kämpfte jetzt an vorderster Front, und ihn begleiteten nicht nur die Orks, sondern auch die Nyxar. Angehörige der Kaste der Erzmagier waren darunter, und sie unterstützten ihren entthronten Fürsten mit ihrer Magie, die sie geballt gegen den Elfenmagier richteten.
Nadel, des Unbesiegbaren beraubt, einer Ãbermacht ausgesetzt, erkannte, dass ihm nicht mehr viel blieb. Seine Kräfte waren nahezu aufgebraucht.
Noch einmal bot er alles auf, wozu er noch fähig war, schleuderte es seinen Feinden entgegen, aber die Nyxar fingen es auf und zerstörten es.
Ungehindert stürmte Schattenwanderer weiter voran, im gestreckten Galopp auf den Elfenmagier zu, sah dessen Entsetzen in den geweiteten Augen, den Blick gebannt auf das hoch erhobene Schwert gerichtet.
Und dann war es auch schon vorbei.
Nadels Körper sackte zusammen, sein Kopf schlug einige Schritte weiter auf, das Gesicht immer noch von Ãberraschung und Furcht gezeichnet.
Schattenwanderer hielt sein Pferd an und stieg ab. Langsam steckte er das besudelte Schwert ein und ging auf den blutigen, verstümmelten Leichnam zu. Er bückte sich, hob das Grimoire auf, das aus den leblosen Händen gefallen war, wischte mit dem Ãrmel darüber und steckte es dann in einen Beutel am Sattel.
Er sah von der anderen Seite Elfen auf sich zukommen, staunend und ein wenig misstrauisch.
»Es ist vorbei«, sagte er ruhig. »Ihr könnt ihn mit euch nehmen.«
47.
Ruorim
»Flieg nach Hause, Dreyra, und erhol dich«, sagte Goren zu dem Dunklen Drachen. »Du hast es dir verdient. Wir sprechen uns später.«
»Soll ich dich
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