Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
bist, wie es deiner Herkunft entspricht«, sagte Menor plötzlich. »Dem muss man Achtung zollen. Und ich glaube dir, Goren. Natürlich glaube ich dir, nach allem, was du für uns getan hast! Wenn du im Bund mit deinem Vater wärst, hätte er dich wohl kaum den Orks ausgeliefert. Und Diebe gehören auch nicht zu den hochangesehenen Edlen. Ich erkenne einen guten Menschen, das bringt mein Beruf so mit sich. Ich sehe, dass du gespalten bist, und dass eine Menge Dunkelheit in dir lauert. Aber du hast ein gutes Herz, deine Augen sind klar und ehrlich, und du bist sehr jung. Mir genügt das. Und ich für mein Teil werde mich jetzt schlafen legen, denn es geht schon auf Mitternacht zu, und ich bin völlig benebelt von dem Kräutertee. Ich möchte morgen ausgeruht und mit neuen Kräften mein zurückgeschenktes Leben beginnen. Gute Nacht, ihr Mitstreiter.« Er zog seinen Umhang um sich, legte sich näher ans Feuer, mit dem Gesicht in die Dunkelheit, und schnarchte bald darauf leise.
»Dieses dürre Elend hat recht«, stimmte Buldr zu und gähnte herzhaft. »Nachdem ich noch dieses Rauchkraut geatmet habe, bin ich sowieso nicht mehr zurechnungsfähig.« Er kuschelte sich ebenfalls näher ans Feuer, von den Anderen abgewandt.
Die Ãbrigen taten es den beiden gleich, ohne Goren in die Augen zu sehen.
SchlieÃlich saà er allein am Feuer, trotz der Gesellschaft der einsamste Mensch an diesem Ort.
Goren fand noch keinen Schlaf, der Kräutertee hatte eher belebend auf ihn gewirkt. Er musste nachdenken, wie es nun weitergehen sollte. Für einen Tag hatte er Freunde gehabt, Gefährten, die einst Leidensgefährten gewesen waren. Doch kaum entstanden, war dieser Bund bereits wieder zerbrochen, und das allein durch seine Schuld. Selbst Buldr und Weylin, als Zwerg und Elfe pure Gegensätze, konnten den Abgrund zwischen sich überwinden. Aber ein Drakhim zu sein und der Sohn eines berüchtigten, grausamen Heerführers, das war etwas anderes. Er hatte es in ihren Augen gesehen.Â
Was werden sie erst dazu sagen, wenn sie den Rest erfahren?
Goren hätte darauf wetten können, dass sich sein Urahn zu Wort melden würde. Es hatte ihn gewundert, dass er bis hierher geschwiegen hatte. Oder vielleicht hatte Goren ihn auch nicht gehört. Noch gehörten sein Körper und seine Gedanken ihm, auch wenn er spürte, dass Blutfinder jeden Tag stärker in ihm wurde.
Nun? , drängte der Urvater hohnlachend. Warum hast du ihnen nicht auch das mit mir gebeichtet, wenn du schon dabei warst?
Sie werden es nicht erfahren , gab Goren zurück. Das ist unbedeutend für sie, denn ich werde meine Geschichte ohne sie fortsetzen. Das Drachenblut in mir hat mir geholfen zu überleben und mir die Stärke verliehen, die Winde zu Hilfe zu rufen. Damit habe ich auch sie alle gerettet, und sie haben mich in Sicherheit gebracht. Wir schulden uns gegenseitig nichts.
Aber was hast du denn vor? Willst du etwa ernsthaft gegen deinen Vater zu Felde ziehen?
Ich habe es geschworen, Blutfinder, beim Blut meiner Mutter. Dieser Schwur ist mein einziges Lebensziel, da gibt es nichts sonst.
Das ist eine Dummheit, törichtes Kind, und ein Fehler. Ich werde das nicht zulassen.
Doch, das wirst du. Mit Ruorim hast du nichts zu schaffen, er ist nur mein Erzeuger, ein Nachfahre in einer langen Reihe für dich. Ich bin es, den du willst, doch solange ich meine Rache nicht gefunden habe, wirst du mich nicht bekommen.
Schlägst du mir etwa einen Handel vor?
Ich schlage dir vor, zu schweigen. Geh zurück in dein Verlies unten in meiner Seele, wo du hingehörst. Du bist nur ein launischer Schatten der Vergangenheit, ein Dreckfleck auf meiner Seele, der eines Tages weggewischt sein wird.
Goren hörte das Zetern in sich, aber er achtete nicht mehr darauf. Er verdrängte diese dunkle Seite in sich, die er verachtete, es gab jetzt Wichtigeres zu tun: eine Entscheidung zu treffen.
Im Grunde genommen gab es nur eine Wahl. Er musste die Anderen verlassen, und zwar so schnell wie möglich. Er war kein Gefährte, auf den Verlass sein konnte, kein guter Freund, dem man vertraute. Zu viele düstere Geheimnisse umgaben ihn, und mit seiner Rache hatten die Anderen nichts zu tun. Das war allein seine Sache. Er musste es einsehen: Er war und blieb ein Drakhim, für ihn gab es keine Zuneigung, keine Anteilnahme, keine Lebensbegleitung. Nur Rache, Krieg und Tod. Das einzige
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