Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie

allein, solange es noch solche Sonnenaufgänge gab. 

    Goren wollte sich gerade abwenden, als er unten am Fuß des Hügels, seiner Spur folgend, eine kleine dunkle Gestalt sah, die sich anschickte, zu ihm heraufzukommen. Seine Augen waren scharf wie die eines Falken, er brauchte nicht zweimal hinzusehen, um zu wissen, wer ihn da verfolgte: Der Schweigsame.
    Was sollte er jetzt tun? Sich einfach umdrehen und schnell den Hügel hinunterlaufen, mehrere Haken schlagen, die Deckung von Büschen nutzend, und den Abstand vergrößern?
    Aber wie weit würde er damit kommen? Wenn der Schweigsame ihm bis hierher gefolgt war, würde er sich nicht so leicht abschütteln lassen. Früher oder später würde es zur Konfrontation kommen. Also besser jetzt gleich.
    Goren wartete, bis die verhüllte Gestalt ihn erreicht hatte, die keineswegs so beschwerlich ging und mühsam atmete wie er selbst vorhin.
    Â»Ich werde allein gehen«, begann er ohne Umschweife. »Ich will nicht, dass du mir folgst, ich will nicht, dass du mich begleitest. Bitte nimm meinen Willen hin und belaste mich nicht. Es ist meine Entscheidung, an der nichts mehr zu ändern ist.«
    Er drehte sich um und ging ein paar Schritte auf der anderen Seite den Hügel hinab. Er brauchte sich nicht umzusehen um zu wissen, dass der Schweigsame immer noch hinter ihm war.
    Er fuhr herum und hob die Hand. »Halt! Ich sage dir, bleib stehen! Wähle deine eigene Richtung, deinen eigenen Weg! Für uns gibt es nichts Gemeinsames!«
    Er ging weiter, und der Schweigsame mit ihm. Er holte nun sogar auf und kam an seine Seite.
    Goren knurrte wütend. »Warum respektierst du mich nicht? Ich will dich nicht bei mir haben, kapierst du das nicht?«
    Der Schweigsame deutete Richtung Osten und wies dann auf sich selbst.
    Â»Komm mir nicht so!«, schnappte Goren. »Das ist überhaupt nicht dein Weg. Ach, was rede ich da, ich habe keine Ahnung, was dein Weg ist, weil ich nicht weiß, woher du kommst. Aber jedenfalls werde ich dorthin gehen, und allein! Du hast noch drei Himmelsrichtungen zur Auswahl, also bescheide dich damit!«
    Der Schweigsame schüttelte den Kopf.
    Â»Willst du mir sagen, warum?« Goren stand kurz vor einem heftigen Wutausbruch, aber er bezähmte sich. Er spürte, wie sich sofort Blutfinder in ihm regte.
    Der Schweigsame schüttelte den Kopf. 
    Dann überholte er Goren und schritt munter aus. Der junge Drakhim gab auf.

    Den ganzen Tag, bis zum Abend, dachte Goren darüber nach, wie er den Schweigsamen wieder loswerden konnte. Immerhin war nicht viel Unterschied zu vorher, da die Kapuzengestalt nicht sprach. Die Reise würde also ruhig verlaufen. Demnach konnte er es wohl riskieren, den Schweigsamen ein Stückweit mitzunehmen. Aber spätestens in der nächsten Stadt würden sich ihre Wege unwiderruflich trennen!
    Am Abend entfachten sie ein kärgliches Feuer, denn es gab nur sehr wenig brauchbares Holz. Das Wasser aus Gorens Schlauch musste reichen, und er hatte noch ein paar Tartuffen und Süßwurzeln vom Vortag übrig. Ein kleines Bratenstück hatte er unterwegs schon verspeist.
    Schweigend hockten sie sich gegenüber, das Feuer zwischen sich. Seltsam, dass Goren diese Stille nicht unangenehm war. Im Gegenteil, er genoss diese Ruhe, so hatte er sie selten erlebt. In Guldenmarkt war Tag und Nacht Betrieb gewesen, im Tal der Tränen hatte er das Seufzen und Schreien der Anderen gehört, oder das Gegrunze der Orks. In der letzten Nacht hatten die Gefährten mehr oder minder lautstark geschnarcht, und die Insekten hatten einen ziemlichen Lärm mit ihrem Rasseln und Schaben veranstaltet.
    Doch hier, genau an dieser Stelle, schien es kein Leben zu geben. Kein Vogel, der am Himmel entlangzog, keine Insekten, auch keine Grasfresser. Vielleicht würde sich das in der Nacht ändern. Aber jetzt konnte Goren der Stille lauschen und eigenen Gedanken nachhängen.

    Als er ein Knacken hörte, fuhr er herum, das Messer griffbereit in der Hand.
    Â»Langsam, langsam, hier ist kein Feind!«, hörte er eine bekannte Stimme, und er sah Hag den Falken in den Lichtkreis des Feuers treten.
    Â»Was tust du denn hier?«, fragte Goren verdutzt.
    Â»Und er ist nicht allein«, erklang Buldr Rotbarts dröhnende Stimme, und er trat neben Hag, gefolgt von Menor und Weylin.
    Goren starrte sie an wie grünleuchtende Gespenster, die soeben der Ahnengruft entstiegen