Draußen wartet die Welt
brauchte. Sie öffnete den Reißverschluss meines Kleids, zog es mir über den Kopf, streifte mir das Nachthemd über und half mir, die Ärmel zu finden. Es war mir peinlich, mich wie ein kleines Mädchen aus-und anziehen zu lassen, aber aus irgendeinem Grund schien ich es nicht mehr alleine zu können und musste zulassen, dass Rachel es für mich tat.
Rachel sagte, sie sei gleich wieder da, und als sie zurückkam, stellte sie eine große Schüssel auf meinen Nachttisch. »Für den Fall, dass du dich noch mal übergeben musst«, erklärte sie. Ich nickte und hoffte, dass ich das Gefäß nicht brauchen würde. Dann legte sie zwei weiße Tabletten auf den Nachttisch. »Morgen früh wirst du ganz sicher Kopfschmerzen haben«, sagte sie. Ich trank ein paar Schluck Wasser aus dem Glas, das sie mir reichte, und kletterte dann ins Bett. Rachel zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch. Ich nickte ihr zum Dank zu und hatte das Gefühl, dass etwas Schweres an mir zerrte.
Rachel legte für einen Moment eine Hand auf meine Schulter, bevor sie flüsterte: »Und jetzt schlaf deinen Rausch aus.«
Und genau das tat ich.
Kapitel 40
Es war ein unruhiger Schlaf. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich sei wach, und die Ereignisse der vergangenen Nacht wiederholten sich. Ich war auf der Tanzfläche und dann in Valeries Partykeller und vor Rachels Haus auf dem Rasen. Diesmal wusste ich jedoch, was passieren würde, und versuchte alles, damit die Nacht ein anderes Ende nahm. Hin und wieder wachte ich auf und trank ein paar Schluck Wasser, bevor ich wieder einschlief. Als es im Zimmer heller wurde, konnte ich zuerst Bens und Janies Stimmen und dann Rachel hören, die sie ermahnte, leise zu sein, weil ich mich nicht wohlfühlte. Ich war ihr dankbar dafür, aber es war mir auch unangenehm. Selbst im Schlaf wusste ich, dass es einiges gab, worum ich mich kümmern musste, wenn ich aufwachte.
Schließlich quälte ich mich aus dem Bett, und mir graute vor dem Tag, der vor mir lag. Ich hatte rasende Kopfschmerzen und einen bitteren Geschmack im Mund. Mit den weißen Tabletten in der Hand ging ich ins Badezimmer. Bei jedem Schritt spürte ich einen hämmernden Schmerz in meinem Kopf. Ich schluckte die Tabletten und stürzte das Wasser gierig hinunter. Anschließend wusch ich mir das Gesicht, schrubbte das restliche Make-up kräftig ab und putzte mir dreimal die Zähne, bis der säuerliche Geschmack verschwunden war. Ich stieg in die Dusche, stellte mich dankbar in den heißen Dampf und seifte jeden Zentimeter von mir ausführlich ein, so als könne ich wegwaschen, was letzte Nacht geschehen war. Wieder in meinem Zimmer, schlüpfte ich in meine Jeans und ein Sweatshirt. Von meinem nassen Pferdeschwanz wurde die Kapuze ganz feucht. Mein neues blaues Kleid hing über dem Stuhl und ich hob es vorsichtig hoch. Es war zerknittert und voller Flecken. Ich musste daran denken, wie viel Geld ich dafür ausgegeben und wie aufgeregt ich es am Abend zuvor angezogen hatte. Dann hörte ich ein leises Klopfen an der Tür, und als ich sie öffnete, sah ich Rachel im Flur stehen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte sie. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, ob ich sie letzte Nacht gesehen hatte. Und dann brach die Erinnerung über mich herein: Rachel, die mich vom Vorgarten in mein Zimmer führte und mir beim Umziehen half. Entsetzliche Scham erfüllte mich.
»Es ging mir schon mal besser«, antwortete ich. Dann fügte ich leise hinzu: »Ich schätze, ich habe meinen Kopf wohl nicht zum Denken benutzt.«
Rachel nickte und sah mich sehr ernst an. »Sam ist mit den Kindern unterwegs«, sagte sie. »Können wir uns unterhalten?« Ich ging wieder ins Zimmer und setzte mich auf die Bettkante. Sie setzte sich neben mich.
»Wir müssen ein paar Dinge wegen gestern Nacht klären«, begann sie. »Ich habe auch schon mit Joshs Eltern telefoniert.«
»Es tut mir so leid, Rachel. Ich wollte nicht, dass das alles passiert. Ich wusste nicht, dass es auf der Party etwas zu trinken geben würde. Aber ich hätte trotzdem Nein sagen sollen.«
Rachel seufzte. »Deine Eltern haben mir vertraut und ich habe sie hintergangen. Wir beide haben sie hintergangen.«
Mein Brustkorb verkrampfte sich. An meine Eltern hatte ich überhaupt nicht gedacht. Ich sah Rachel an. »Können wir ihnen bitte nichts davon erzählen? Sie wären so furchtbar enttäuscht von mir.« Ich sagte ihr nicht, wovor ich wirklich Angst hatte: dass sie mich wieder nach Hause holen würden.
»Ich muss darüber
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