Draußen wartet die Welt
Holzschnitzerei hinzu. Als ich meinen Blick über die offenen Schubladen und das allgemeine Durcheinander im Zimmer schweifen ließ, verspürte ich nicht das Bedürfnis, aufzuräumen. Ich schlüpfte in meine alten Arbeitsschuhe und ließ die Turnschuhe, die Sandalen und die albernen hochhackigen Schuhe stehen. Ich ließ auch die Kette und die Ohrringe zurück, die ich für den Ball gekauft hatte. Im Badezimmer schnappte ich mir meine Zahnbürste, meinen Kamm und Shampoo, ließ das Make-up jedoch in der Schublade liegen.
Ich trug die Reisetasche nach unten und legte den Stoffbeutel mit dem unfertigen Quilt zu meinen Habseligkeiten. Ich war bereit, zu gehen, aber dann wurde mir bewusst, dass ich gar nicht wegkonnte. Rachel war noch nicht da, und es musste jemand zu Hause sein, wenn die Kinder zurückkamen. Ich würde warten müssen, bis Rachel nach Hause kam, was wiederum bedeutete, dass ich sie mit meiner Entdeckung konfrontieren musste. Ich stellte meine Tasche neben der Haustür ab und ging nervös auf und ab. Ich nahm das Telefon, um Josh anzurufen, legte jedoch sofort wieder auf, als ich seine Mailbox hörte. Dann rief ich Tante Beth an, und als ihr Anrufbeantworter sich meldete, sagte ich: »Ich muss zu euch kommen. Falls ihr nicht da seid, gehe ich durch die Garage rein. Wenn es in Ordnung ist, bleibe ich über Nacht.«
Ich legte auf und sah auf die Uhr. Die Kinder würden in einer halben Stunde nach Hause kommen. Dann hörte ich Rachels Schlüssel in der Haustür und blickte erschrocken auf. Aber ich war bereit. Die Tür fiel ins Schloss. Einen Moment lang herrschte Stille, bevor Rachel vorsichtig rief: »Eliza?«
Ich verließ das Familienzimmer und ging zur Haustür. Mein Herz pochte heftig. Rachel stand an der Tür und starrte auf meine Reisetasche hinunter. Sie drehte sich zu mir um und schaute mich an, und ich hörte, wie sie kurz nach Luft schnappte, als sie mich in meinen amischen Kleidern sah.
»Was ist denn los, Eliza? Ist alles in Ordnung?«
»Ich gehe«, antwortete ich. »Ich habe nur gewartet, bis du nach Hause kommst, damit Ben und Janie nicht alleine sind.«
»Ich dachte, du bleibst noch bis Ende November. Ist irgendwas passiert?«
»Ja. Ich habe gesehen, was du schreibst.«
Rachel legte eine Hand auf ihre Brust. »Oh nein«, sagte sie. »Bitte, es ist nicht so, wie du denkst.« Ihre Stimme klang erstickt. Ich hatte sie noch nie so gehört.
Ich schüttelte den Kopf und drängte mich dicht an ihr vorbei zur Haustür. Aus ihrem verzerrten Gesicht sprachen die unterschiedlichsten Gefühle, aber ich wollte nichts davon wissen.
Rachel sah mich flehend an. Ich wandte mich ab. »Sag den Kindern, dass es mir leidtut, dass ich ihnen nicht Auf Wiedersehen sagen konnte.«
Rachel legte ihre Hand auf meinen Arm. »Bitte, Eliza. Lass es mich erklären.«
Ich sah sie an und musste daran denken, wie ich sie am Fremdenabend kennengelernt hatte und wie aufgeregt ich gewesen war, als meine Eltern mir erlaubt hatten, sie zu begleiten. »Nein«, erwiderte ich. »Du musst dir ein anderes amisches Mädchen suchen, das du studieren kannst.«
Dann war ich draußen und entfernte mich vom Haus. Ich ging mit unbeholfenen Schritten zum Bahnhof, und die Reisetasche baumelte immer wieder gegen mein Bein, während ich an den Tag zurückdachte, an dem ich vom Gottesdienst weggelaufen war. Ich wollte nicht ständig vor etwas weglaufen. Ich wollte an einem Ort bleiben, an dem ich glücklich sein konnte. Als ich auf den Zug wartete, die Blicke der Menschen auf mir spürte und ihr gemurmeltes Flüstern hörte, wusste ich, dass ich wieder anders war als die anderen.
Tante Beth wartete schon an der Haustür auf mich und auf ihrer Stirn zeichneten sich leichte Sorgenfalten ab. Sie nahm mir die Reisetasche aus der Hand, zog mich ins Haus und nahm mich ganz fest in den Arm. Meine Tränen tropften auf die Vorderseite ihrer Bluse. Sie führte mich zur Couch und wir setzten uns einander gegenüber. »Rachel hat mich angerufen«, sagte sie. »Sie war ganz aufgelöst.«
Ich konnte nicht antworten. Mein Atem ging hektisch, so als hätte ich Schluckauf. »Okay«, sagte Beth mit leiser, sanfter Stimme. Sie legte einen Arm um mich und ich ließ meinen Kopf auf ihre Schulter sinken. »Ich rede und du hörst zu.« Ich nickte und versuchte, normal zu atmen. »Rachel hat einen Fehler gemacht. Sie hätte dir sagen müssen, worüber sie schreibt. Aber sie hat mit ihren Recherchen schon vor Jahren begonnen. Es geht dabei nicht um
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