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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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fühlte mich inzwischen besser als noch am Morgen. Mein Kopf war wieder klar und ich machte mich nützlich.
    Während ich Janie dabei half, die Gießkanne zu füllen, dachte ich an Josh und das Durcheinander, in das sich unsere Beziehung allmählich verwandelte. Unsere Freundschaft hatte sich behaglich angefühlt, aber vielleicht war sie auch nur so verlockend gewesen, weil sie die Möglichkeit einer Romanze beinhaltet hatte. Jetzt zerrten diese romantischen Gefühle an mir und führten mich in Versuchung. Dann fiel mir Rachels Warnung wieder ein, dass eine ernsthafte Beziehung für mich die Fahrt zurück nach Hause bedeuten konnte.
    Vielleicht war eine Freundschaft mit Josh ja die Antwort. Aber ich fragte mich, ob es überhaupt möglich war, die Zeit zurückzudrehen. War ich nun, da ich die Anziehungskraft einer romantischen Beziehung gespürt hatte, überhaupt noch in der Lage, mich mit einer reinen Freundschaft zu begnügen? Ich kannte die Antwort darauf nicht, aber ich wusste, dass ich mich unbedingt mit Josh unterhalten musste. Wenn er anrief, würde ich ihm sagen, wie ich mich fühlte, und sehen, ob er womöglich dieselben Bedenken hatte.
    In meinem Kopf übte ich immer wieder, was ich sagen wollte. Ich musste jedoch gar nichts sagen, weil Josh nicht anrief.
    Am Sonntagnachmittag half ich Beth, das Abendessen zuzubereiten, und lauschte dabei ihrer Geschichte, wie sie zum ersten Mal einen Geldautomaten benutzt hatte. »Ich habe die Karte reingesteckt, die John mir gegeben hatte, und dachte, der Automat würde mir das Geld einfach entgegenspucken. Der Mann hinter mir meinte: ›Er will Ihre PIN-Nummer.‹ Die Vorstellung, dass eine Maschine etwas ›wollen‹ konnte, hat mich total abgelenkt. Hinter mir hat sich ziemlich schnell eine lange Schlange gebildet, und dann kam ein Bankangestellter auf mich zu und wollte wissen, was los sei. Und ich stand da und habe wahllos auf irgendwelche Knöpfe gedrückt, um meine Karte wiederzubekommen, damit ich endlich nach Hause gehen konnte. Oh, ich habe mich so töricht gefühlt.«
    Mir fiel auf, wie herzlich Beth über ihre eigenen Missgeschicke lachen konnte, und ich fragte mich, ob es noch jemand in unserer Familie gab, der in dieser Hinsicht so war wie sie. Tante Miriam war jedenfalls die meiste Zeit über mürrisch. Und meine Mutter hatte zwar Freude an guten Geschichten, schien aber immer zu beschäftigt zu sein, um sie zu erzählen. »Niemand in unserer Familie erzählt Geschichten so wie du«, sagte ich. »Niemand in unserer Familie ist lustig.«
    »Deine Mom war es«, erwiderte Beth. »Bevor sie weggegangen ist, meine ich. In der Schule hat sie immer die Lehrerin nachgemacht oder so getan, als würde sie während einer langweiligen Stunde einschlafen. Ich musste mein Gesicht in meiner Schürze vergraben, um mein Lachen zu verstecken.«
    Noch so eine Geschichte über meine Mutter, die ich kaum glauben konnte. »Warum, denkst du, war sie irgendwann nicht mehr lustig?«, wollte ich wissen.
    »Genau dasselbe habe ich mich auch schon gefragt«, antwortete Beth. »Vieles hat sich verändert, als sie zurück nach Hause gekommen ist. Zuerst kam ihre Taufe, dann wurde der Sellerie gepflanzt, und sie und dein Dad wurden ›bekannt gegeben‹. Ich glaube, das Leben wurde für deine Mom einfach ernster.«
    Ich lächelte bei dem Gedanken an die Hochzeitsfeiern der Amisch und daran, wie schnell sich Gerüchte verbreiteten, wenn im Garten einer Familie mit einer heiratsfähigen Tochter Sellerie gepflanzt wurde. Während des Gottesdienstes am Sonntag verkündete der Dekan bei der »Bekanntmachung« dann die Heiratsabsicht des Paares und machte die Sache damit offiziell. Ich fand es schön, über diese Bräuche zu sprechen. Ich fragte mich, ob es Beth genauso ging.
    »Ich habe mich gefreut, dass Amos Becky ausgewählt hat«, fuhr Beth fort. »Er war immer nett zu uns Mädchen und er hatte so eine freundliche Art an sich. Bevor sie fortgegangen ist, kam er fast jeden Abend zu uns nach Hause und hat mit seiner Laterne in ihr Fenster geleuchtet, um sie zu fragen, ob sie mit ihm spazieren gehen möchte. Nachdem sie wieder nach Hause zurückgekehrt war, hat sie mich als Allererstes zu Amos geschickt, um ihm auszurichten, dass sie auf die Laterne wartete.« Beth seufzte. »Ich erinnere mich noch daran, wie ich eines Tages sah, wie deine Mom deinen Dad anstrahlte, als er Margaret im Arm hielt. Ich fand, sie sah unglaublich dankbar aus, dass sie ihn hatte.«
    Ich fühlte mich von Wärme

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