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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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durchflutet, als ich daran dachte, wie sehr meine Eltern einander liebten. Ich schnitt das Gemüse für den Salat, während Tante Beth in einer großen blauen Schüssel Kartoffeln stampfte. »Wo ist denn dein junger Mann heute Abend?«, fragte sie.
    Ich konzentrierte mich auf die Tomate, die ich gerade schnitt. »Ich weiß es nicht.«
    »Oh-oh«, erwiderte Beth. »Das hört sich aber gar nicht gut an. Möchtest du darüber sprechen?«
    Ich erzählte ihr von Rachels Warnung, dem Tanz mit Josh und dem anschließenden Bundling im Auto.
    »Das ist schon okay«, sagte Beth. »Während deines Rumspringa darfst du das alles tun.«
    »Na ja, beim Tanzen haben wir etwas zueinander gesagt, was sich in dem Moment richtig anfühlte. Aber jetzt bin ich deswegen ganz durcheinander.«
    »Was habt ihr denn gesagt?«, hakte Beth vorsichtig nach.
    »Er hat gesagt, dass ich nicht mehr zurück nach Hause gehen soll, und ich habe geantwortet: ›Das werde ich nicht.‹«
    »Und hast du es auch so gemeint?«
    »Ich weiß es nicht. In dem Moment hatte ich schon das Gefühl, dass ich es auch so meine. Aber dann, später, habe ich noch mal darüber nachgedacht, was ich da eigentlich gesagt habe. Es ist genauso, als hätte ich geantwortet: ›Ich werde keine Amische mehr sein.‹«
    »Ja, das ist es«, erwiderte Beth.
    »Am nächsten Tag habe ich mich deswegen ganz schrecklich gefühlt und beschlossen, mit ihm darüber zu reden, wenn er anruft. Ihm zu sagen, dass es vielleicht besser wäre, unsere Beziehung im Moment nicht so ernst werden zu lassen.«
    »Und, hast du?«
    Meine Augen füllten sich mit Tränen. »Tja, das ist genau das Problem. Er hat nicht angerufen.«
    Beths Seufzen klang wie ein Windstoß. »Oh, Eliza«, sagte sie. »Jungs in diesem Alter geben gerne den Draufgänger, aber in Wahrheit sind sie furchtbar unsicher. Er ist bestimmt genauso nervös darüber, was ihr gesagt habt, wie du auch.«
    Ich nickte. »Aber warum hat er dann nicht angerufen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht wartet er ja darauf, dass du ihn anrufst. Bestimmt ist es das Letzte, was er im Moment will, dass Rachel ans Telefon geht, wenn er dich anruft.«
    Das ergab tatsächlich Sinn. Bevor sich durch unsere Versprechen und unsere intime Nähe alles in ein riesiges Durcheinander verwandelt hatte, hatten wir einander geschworen, dass Rachel nichts von unseren wahren Gefühlen erfahren durfte.
    Im Nebenzimmer stöhnte Onkel John laut auf und schaltete den Fernseher aus. »Ist es vorbei?«, rief Beth.
    John kam in die Küche und schüttelte den Kopf. »Einen Run hinten am Ende des neunten. Erstes und drittes. Keiner out. Die Cubs bringen nicht mal einen einzigen lausigen Run zustande.«
    »Tja, da habt ihr wohl beide mit Enttäuschungen zu kämpfen«, sagte Tante Beth entschlossen. »Ich denke, wir sollten jetzt was essen.«
    Ich setzte mich mit meiner Tante und meinem Onkel an den Tisch, von denen ich vor zwei Wochen noch nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab, und die mich als Teil ihrer Familie in ihrem Haus willkommen geheißen hatten. Zwar war es ein verwirrendes Wochenende gewesen, aber das hier fühlte sich ganz und gar richtig an.

 
Kapitel 26
    Am nächsten Morgen stand ich um halb sieben auf und fühlte mich wieder mehr wie ich selbst als noch am vergangenen Wochenende. Ich konnte es kaum erwarten, wieder in meine gewohnte Routine zu verfallen, wusch mich hastig, zog mich an und ging nach unten. Ich packte die Pausenbrote der Kinder in braune Papiertüten und stellte eine Kanne mit Kaffee für Sam und Rachel bereit. Janie kam als Erste nach unten, mit völlig zerzaustem Haar und ihrem abgeschabten Plüschhasen namens Sophie im Arm.
    »Was machen wir zum Frühstück?«, trällerte sie.
    »French Toast«, antwortete ich. Janie zog sich einen Stuhl an die Küchentheke und kletterte darauf, um mir zu helfen. Ben kam ein paar Minuten später in die Küche, als ich Janie gerade dabei half, einen Tropfen Vanillearoma zu der Eiermischung hinzuzufügen. »Guten Morgen, Ben«, begrüßte ich ihn. Er deckte den Tisch fürs Frühstück, bevor er nach draußen ging und die Zeitung aus der Einfahrt holte. Zurück am Tisch, überflog er die Baseballergebnisse des vergangenen Tages. »Die Cubs haben schon wieder verloren«, sagte er und blickte von der Zeitung auf.
    »Ich weiß«, erwiderte ich mit einem Lächeln. Ich sah zu, wie Janie eine Scheibe Brot in die Eiermischung tauchte und sie umdrehte, um auch die andere Seite zu bedecken. Dann ließ ich das Brot

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