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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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in die Pfanne gleiten, wo es sofort zu brutzeln begann. »Ende des neunten, keiner out, Männer am ersten und dritten, und sie kriegen nicht mal einen lausigen Punkt zustande.«
    Ben starrte mich mit offenem Mund an. Ich lachte. »Ich war gestern Abend bei meinem Onkel John zu Besuch. Er hat’s mir erzählt.«
    Ich frühstückte mit den Kindern und schickte sie dann wieder nach oben, damit sie sich die Zähne putzten und sich die Kleider anzogen, die ich ihnen am Abend zuvor herausgelegt hatte. Ich räumte die Küche auf und stellte die Rucksäcke der Kinder bereit. Als sie wieder nach unten kamen, war Rachel bei ihnen. »French Toast?«, fragte sie.
    Ich nickte. »Es sind noch zwei Scheiben für dich im Kühlschrank. Du musst sie nur im Ofen aufwärmen, wenn du essen möchtest.«
    Ich wusste, dass auch Sam in ein paar Minuten herunterkommen würde, seine Krawatte um den Kragen seines Hemds geknotet. Er würde mich anlächeln, zwei tiefe Schlucke aus einer Tasse mit schwarzem Kaffee trinken und mit seiner Aktentasche in der Hand das Haus verlassen, nachdem er die Kinder umarmt und Rachel einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. Rachel und ich würden den Kindern helfen, Sonnencreme und Insektenspray aufzutragen, und sie nach draußen schicken, sobald wir das donnernde Rumpeln des leuchtend gelben Busses hörten.
    Dann würde Rachel den French Toast ohne Sirup essen, während sie an der Küchentheke stehend die erste Seite der Zeitung überflog, bevor sie ihre Sachen zusammensuchte und in die Bibliothek aufbrach.
    Die Vorhersehbarkeit dieser morgendlichen Routine gab mir ein tröstliches Gefühl. Mir wurde bewusst, dass ich ein Teil davon geworden war.
    Als ich allein im Haus war, setzte ich mich an den Schreibtisch, um einen Brief an Daniel zu schreiben. Es fühlte sich jedoch seltsam an, da ich erst vor wenigen Tagen mit einem anderen Jungen getanzt und in seinem Wagen mit ihm gekuschelt hatte. Seit Daniels Besuch hatte ich ein paar kurze Briefe von ihm erhalten, in denen er vor allem von der Arbeit schrieb, die er im Laden seines Vaters verrichtete. Und von den Freunden, die er bei seinen Ausflügen in die Stadt traf. Jeder Brief endete mit den Worten: »Ich vermisse dich, Daniel.«
    Ich musste immer noch mehrmals täglich an ihn denken, zum Beispiel, wenn ich mich fragte, wie er auf den aufgedruckten Spruch auf einem T-Shirt reagieren würde oder auf die vielen Piercings, die jemand im Ohr hatte. Aber schon sehr bald nach seinem Besuch war meine Beziehung zu Josh um einiges intensiver geworden, und ich verspürte jedes Mal ein Stechen der Schuld, wenn ich an Daniel dachte. Dann erinnerte ich mich wieder an die letzten Worte, die er bei seinem Besuch zu mir gesagt hatte. Ich hatte Daniel nie darum gebeten, auf mich zu warten, und daher war ich ihm eigentlich auch keine Rechenschaft schuldig. Bei diesem Gedanken wurde das schuldbewusste Stechen durch ein Gefühl des Trotzes ersetzt, und das war entschieden angenehmer.
    Ich legte den Brief an Daniel beiseite, da ich wusste, dass ich zuerst all das, was in den letzten beiden Tagen zwischen Josh und mir unausgesprochen geblieben war, ausdiskutieren musste. Ich versuchte, meine Nervosität abzuschütteln, griff zum Telefon und rief ihn an.
    »Hey«, meldete er sich. »Ich bin froh, dass du anrufst. Kann ich in einer Stunde vorbeikommen? Ist die Luft rein?«
    »Ja«, antwortete ich. »Rachel ist nicht da und die Kinder sind im Ferienlager. Bis später dann.«
    Als er die Einfahrt heraufkam, öffnete ich die Haustür und sah sein vertrautes Grinsen. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn ebenfalls anstrahlte, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte.
    »Hey.« Er trat ein und beugte sich nach vorne, um mich zu küssen. Ich wich im ersten Moment zurück, ließ den Kuss dann aber zu.
    »Irgendwie komisch«, sagte er, als er mir in die Küche folgte.
    »Was ist komisch?«
    Er öffnete den Kühlschrank und nahm sich eine Dose Cola. »Wollen wir uns raussetzen?«, fragte er. Ich nickte und öffnete die Schiebetür, die auf die kleine Terrasse führte. Wir setzten uns nebeneinander auf eine gepolsterte Bank. Josh öffnete die Dose und trank einen Schluck.
    »Was hast du mit ›komisch‹ gemeint?«, wiederholte ich meine Frage.
    »Ich weiß nicht. Freitag. Gerade als wir beschlossen hatten, vorsichtiger zu sein und so zu tun, als wärst du nur ein Kumpel für den Sommer, verbringen wir diesen ziemlich intimen Abend miteinander.«
    Ich räusperte mich. »Also, wir haben da beim

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