Draußen wartet die Welt
passen auf«, sagte er. »Und wir sprechen nicht mehr darüber, dass du nicht wieder nach Hause zurückgehst – oder dass du zurückgehst. Lass uns einfach im Moment leben.«
»Im Moment leben«, wiederholte ich.
Kapitel 27
Der neue Plan mit Josh schien zu funktionieren. Wie ich feststellte, gefiel es mir, im Moment zu leben. Ich machte mir viel weniger Sorgen. Wir beschlossen, dass Josh nie bei Rachel zu Hause anrufen würde, sondern dass ich mich auf seinem Handy melden würde, wenn die Luft rein war und er mich besuchen konnte. Manchmal trafen wir uns auch im Bean Scene oder bei Josh zu Hause, wenn seine Eltern nicht da waren. An einem Abend jedes Wochenendes, je nachdem, wann Sam und Rachel mich nicht als Babysitterin brauchten, gingen wir zusammen mit Valerie und Greg oder einem anderen Pärchen aus. Ich nahm Josh auch zu meinen inzwischen regelmäßigen sonntäglichen Abendessen bei Beth und John mit.
Da wir ab sofort im Moment lebten, beschlossen wir außerdem, dass Küssen – und vielleicht sogar ein bisschen mehr – in Ordnung war. Ich erzählte Josh vom »Bundling« und er nahm den Begriff sofort in seinen Wortschatz auf. Aber jedes Mal, wenn er sagte: »Haben wir noch ein bisschen Zeit zum Bundling?«, klang er dabei leicht verschmitzt und flirtend.
Manchmal wollte er auch mehr als nur Bundling und ich musste dann jedes Mal die Notbremse ziehen. Eines Abends fragte er: »Wirst du jemals bereit dazu sein?«
»Du bist mit einem amischen Mädchen zusammen«, antwortete ich scherzhaft. »Was denkst du wohl?«
»Da hast du auch wieder recht«, sagte er. »Vielleicht sollte ich sagen: ›Was habe ich mir nur dabei gedacht, mit einem amischen Mädchen zusammen zu sein?‹« Er lächelte und schüttelte den Kopf über seinen eigenen Witz, und ich wusste, dass die Gefahr vorbei war. Ich lehnte mich an ihn, genoss das Gefühl von seiner Haut auf meiner und fragte mich, wie lange sich ein Yankee-Junge wohl mit den bescheidenen intimen Momenten begnügen würde, die wir miteinander genossen.
Es fiel auch mir nicht leicht, eine gewisse Grenze nicht zu überschreiten. Ich fühlte mich immer mehr zu ihm hingezogen. Die Gedanken an die Konsequenzen schlichen sich jedoch hartnäckig in das Vergnügen. Ich war mit gewissen Regeln erzogen worden, die bestimmten, wie man sich anständig verhielt, und diese Lektionen waren tief in mir verwurzelt. Viel entscheidender war jedoch, dass ich nicht zurück nach Hause geschickt werden wollte.
Als der August kam, ertappte ich mich immer öfter dabei, wie ich an das Ende meines Aufenthalts dachte, und ich konnte den Gedanken, wieder abzureisen, kaum ertragen. Auf der Seite mit der Liste in meinem Tagebuch war kaum noch ein Millimeter frei. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich würde nichts Neues mehr erleben, was ich ihr hinzufügen konnte, passierte doch wieder etwas. Valerie und ich gingen zur Maniküre. Oder ich schrieb den Spielstand für Onkel John mit, während wir uns im Fernsehen ein Spiel der Cubs gegen die Mets ansahen. Oder ich nahm die Kinder mit in die Bibliothek, um die Show eines Zauberers zu besuchen.
Dann war da noch Tante Beth. Jedes Mal, wenn ich mit ihr zusammen war, hatte ich das Gefühl, ein Geschenk auszupacken.
Und schließlich konnte ich einfach nicht daran denken, wieder nach Hause zu fahren, ohne traurig darüber zu sein, dass ich Josh würde verlassen müssen.
Mir wurde bewusst, dass mein Leben hier so prall gefüllt war, dass es beinahe aus allen Nähten platzte, und ich konnte es nicht hinter mir lassen. Ich sprach mit Tante Beth, die mir zustimmte und ebenfalls fand, dass ich versuchen sollte, meine Zeit fort von zu Hause ein wenig zu verlängern.
Eines Tages, als Rachel und ich nebeneinander in der Küche standen und das Abendessen zubereiteten, sprach ich das Thema an. »Weißt du, ich hasse es zwar, darüber nachzudenken, aber der Sommer ist beinahe vorbei.«
»Daran muss ich auch oft denken«, erwiderte Rachel.
»Wie läuft es mit deiner Abschlussarbeit?«
»Ich komme ganz gut voran«, antwortete Rachel. »Aber ich bin noch nicht so weit, wie ich gehofft hatte. Denkst du, es besteht die Möglichkeit, dass deine Eltern dich noch ein bisschen länger hierbleiben lassen?«
Ich lächelte. »Ich hatte gehofft, dass du das sagst.«
In meinem nächsten Brief nach Hause schrieb ich: Mrs Aster hat heute mit mir gesprochen. Sie arbeitet noch immer an ihrer Abschlussarbeit und hofft, dass ich noch länger bleiben kann. Ich weiß, dass wir
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