Draußen wartet die Welt
Bischof über unsere Bekanntmachung gesprochen hat. In der folgenden Woche wurde ich getauft.«
»Haben sich die Leute denn nicht darüber gewundert, wie früh Margaret geboren wurde?«, wollte ich wissen.
»Wir haben noch eine letzte Lüge erzählt«, antwortete meine Mutter mit dem Hauch eines Lächelns. »Wir haben unseren Freunden erzählt, dass Amos mich besucht hätte, während ich fort war, und was für eine schöne Zeit wir zusammen gehabt hätten. Wir haben gehofft, dass, falls wirklich jemand die Zeit von Margarets Geburt bis zu unserer Hochzeit zurückrechnete und dabei auf weniger als neun Monate kam, er einfach vermuten würde, dass Margaret Amos’ Besuch entstammte.«
»Und hast du je wieder etwas von Matthew gehört?«, fragte ich.
»Eine Zeit lang hat er jeden Monat einen Scheck geschickt. Als ich den ersten Umschlag geöffnet habe, habe ich gesehen, dass kein Brief dabei war. Er enthielt nur den auf mich ausgestellten Scheck. Ich habe ihn zerrissen und die nächsten Briefe ungeöffnet zurückgeschickt. Nach ein paar Monaten sind keine mehr gekommen.«
Das Zimmer wurde erneut von Stille erfüllt. Gemeinsam saßen wir schweigend auf der Couch. Mein Kopf ruhte auf der Schulter meiner Mutter, während Beth ihre Hand hielt, so als wären sie keine siebzehn Jahre getrennt gewesen. Während dieser Stille öffnete sich die Haustür und John trat ein. Er lächelte uns vorsichtig an.
»John«, sagte Beth, erhob sich von der Couch und ging auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. »Sie ist hier, John. Meine Schwester ist hier.«
Beth nahm ihren Mann an der Hand und führte ihn zur Couch. Meine Mutter erhob sich. Ich hoffte, dass John sie nicht mit einer überschwänglichen Umarmung begrüßen würde, wie er es bei unserem Kennenlernen getan hatte. Ich hatte Angst, dass sie dies als zu vertraulich empfinden würde. Zu meiner Erleichterung sah ich jedoch, dass sich John vor meine Mutter stellte und eine Hand ausstreckte, um sie zu begrüßen. »Danke, dass du gekommen bist«, sagte er, und sein Lächeln wurde breiter, als meine Mutter seine Hand schüttelte. »Ich hoffe, du weißt, wie wichtig dieser Tag für Beth ist. Und für mich.«
»Es freut mich, dich kennenzulernen, John.« Meine Mutter befreite ihre Finger aus Johns Hand und einen Augenblick verschwand sein Lächeln aus seinem Gesicht. Dann schlang sie ihre Arme um seine Schultern und umarmte ihn.
»Also, das fühlt sich schon ein bisschen seltsam an«, hörte ich die Stimme meiner Mutter aus dem Bett neben mir.
Ich drehte mich auf die Seite und wandte mich in dem dunklen Zimmer meiner Mutter zu. Ich musste an all die Dinge denken, die sich im Moment seltsam für sie anfühlen mussten. Im Haus ihrer Schwester zu sein, die sie seit siebzehn Jahren nicht gesehen und über die sie in all der Zeit noch nicht einmal gesprochen hatte. Und zum ersten Mal seit ihrer Hochzeit lag sie ohne ihren Mann in einem Bett.
»Was fühlt sich seltsam an?«, fragte ich.
»Im August unter einem Quilt zu schlafen.«
Ich lachte. »Ja, oder? Den ganzen Sommer über denke ich schon, was für eine großartige Erfindung die Klimaanlage doch ist.« In die Stille, die sich ausbreitete, nachdem das Lachen meiner Mutter verklungen war, sagte ich: »Kann ich dich was fragen, Mom?« Sie drehte sich zu mir. »Wolltest du, dass ich dein Tagebuch finde?«
»Ja«, antwortete sie. »Ich wollte, dass du weißt, dass diese Welt aufregend ist. Aber sie kann auch gefährlich sein. Und ehrlich gesagt habe ich mich bei dem Gedanken nicht wohlgefühlt, diese Unterhaltung mit dir zu führen. Ich hatte gehofft, dass mein Tagebuch das für mich übernehmen würde.«
Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Weiß Margaret es?«
»Ja, sie weiß es. Wir haben es ihr gesagt, als sie volljährig war. Dein Vater hat nur zögernd zugestimmt, aber ich war der Ansicht, dass sie es wissen sollte, bevor sie ihre Entscheidungen als Erwachsene trifft.«
»Wie hat sie es aufgenommen?«
»Ruhig«, antwortete meine Mutter.
Ich wartete darauf, dass sie noch etwas hinzufügte, aber ich verstand, dass dies die Geschichte meiner Schwester war und dass unsere Mutter Margarets Privatsphäre respektieren würde. Ich versuchte, mich an meine Schwester in der Zeit vor ihrer Taufe und ihrer Hochzeit zu erinnern. Margaret war immer ein sehr pflichtbewusstes Mädchen gewesen, und mir wurde bewusst, dass ihr stiller Gehorsam nichts mit diesen feierlichen Anlässen zu tun gehabt hatte. Vielleicht hatte sie damals versucht, ein
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