Draußen wartet die Welt
dich«, flüsterte sie. »Verstehst du, was ich meine?«
Beth lehnte sich nach vorn und ihre Knie berührten die Knie meiner Mutter. »Du wolltest, dass ich gehe?«
»Zu Hause zu bleiben, war die richtige Entscheidung für mich, aber ich wusste, dass es für dich nicht richtig wäre«, sagte meine Mutter, und ihre Stimme brach. »Ich wusste, dass du fortgehen musstest, um glücklich zu sein. Deshalb war ich bereit, dich zu meiden – um sicherzugehen, dass du dieses Leben bekommst.«
»Oh, Becky.« Beth beugte sich vor und legte ihre Arme um meine Mutter. Sie weinten beide. Ich schluckte schwer und schob meinen Stuhl zurück. Meinen Blick noch immer auf meine Mutter und Tante Beth gerichtet, die einander umarmt hielten, schwer atmeten und von Schluchzern geschüttelt wurden, ging ich zur Tür. »Oh, Becky«, sagte Beth erneut, als ich aus der Küche schlich.
Ich ging auf Zehenspitzen nach oben. Mein Herz klopfte wie wild und ein kummervoller Gedanke ließ mich nicht los. Hatte meine Mutter ein Leben akzeptiert, das sie gar nicht gewollt hatte? Als ich ein paar Minuten später wieder nach unten ging, saßen meine Mutter und meine Tante zusammen auf der Couch im Wohnzimmer. Ihre Augen waren rot und verquollen, aber sie wirkten sehr friedvoll. Ich setzte mich neben meine Mutter auf die Couch. Sie schwieg einen Moment, bevor sie sich zu mir umdrehte. »Verstehst du, in welche Schwierigkeiten ein Mädchen geraten kann?«
»Natürlich verstehe ich das«, antwortete ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Das tat ich auch. Aber es ist mir trotzdem passiert.« Ihre Stimme klang sanfter, als sie hinzufügte: »Ich weiß von deinem jungen Mann, Eliza. Und ich glaube, dass er der Grund ist, warum du uns um mehr Zeit hier gebeten hast.«
Das war das erste Mal, dass meine Mutter meinen Wunsch erwähnte, noch länger bleiben zu dürfen. Tante Beth musste ihr von Josh erzählt haben. Ich wollte wütend auf sie sein, aber stattdessen fühlte ich mich erleichtert. Ich wollte, dass meine Mutter es wusste. »Er ist nur ein Grund dafür«, entgegnete ich und versuchte, beiläufig zu klingen. »Ich genieße einfach all die Dinge, die ich zu Hause nicht tun kann. Mir gefällt meine Arbeit bei Rachels Familie sehr. Und jetzt, wo ich Tante Beth gefunden habe, kann ich den Gedanken nicht ertragen, sie wieder verlassen zu müssen.«
»Ich weiß«, sagte meine Mutter. »Aber du wirst noch viel mehr verlassen, wenn du hierbleibst.«
Ich schloss die Augen. Ich wollte sie fragen, wie sie sich aufgrund der Entscheidung fühlte, die sie für sich getroffen hatte, aber ich brachte die Worte einfach nicht über die Lippen. Ich öffnete die Augen und sah, dass meine Mutter und Beth mich anschauten. »Du hast Tante Beth gemieden.«
»Man hat mir beigebracht, dass es nur eine Art zu leben gibt«, erwiderte sie. »Und dass jeder, der das nicht akzeptiert, gehen muss. Es war die einzige Möglichkeit, die mir eingefallen ist, um ihr zu helfen.«
»Ich wünschte, wir hätten nicht all diese Jahre verloren«, sagte Beth mit weicher Stimme. »Aber ich weiß jetzt, dass meine Schwester mich nicht wirklich verstoßen hat. Sie hat mir ermöglicht, das Leben zu führen, das ich führen wollte.« Sie sah meiner Mutter direkt in die Augen. »Sie hat es getan, weil sie mich liebt.« Meine Mutter bestätigte Beths Worte mit einem Nicken.
Ich wandte mich wieder meiner Mutter zu. »Bereust du deine Entscheidung?«, fragte ich. »Wünschst du dir, du hättest auch dieses Leben?«
»Ich muss zugeben, dass es am Anfang sehr hart war. Hin und wieder habe ich mich dabei ertappt, wie ich ein Lied von James Taylor summte, während ich die Wäsche auf die Leine hängte. Und ich habe oft an Debbies große CD-Sammlung gedacht.« Sie unterbrach sich. »Aber allmählich wurde mir klar, dass all das, was ich vermisste, nur Dinge waren. Wir können viel leichter auf Dinge verzichten als auf Menschen. Das, was zu Hause auf mich wartete, war wichtiger als das, was ich zurücklassen musste.«
»Und Dad?«, fragte ich beinahe flüsternd.
Meine Mutter sah mir mit festem Blick in die Augen. »Dein Vater ist mein Held.«
Ein Gefühl der Erleichterung strömte durch meinen Körper. Die Geschichte meiner Mutter war erzählt, aber meine wurde noch immer geschrieben. Es gab noch so viel zu tun.
Kapitel 32
Am Freitagabend gaben Beth und John eine kleine Party. Sie luden Sam und Rachel mit den Kindern ein, und ich konnte es kaum erwarten, dass meine Mutter die Familie endlich
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