Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Stolz und dem Kriegerstand und unvermeidlich auch mit dem Töten zu tun haben. Delia aus den Blauen Bergen hatte das Wort bewundernd ausgesprochen und auch als Kommando. Ich musterte den Fremden und sagte: »Lahal, Jikai.«
Denn er war eindeutig ein Krieger.
Aber damit hatte ich schon einen Fehler gemacht; er verzog das Gesicht und deutete auf den toten Reiter und sein Tier. »Mir steht es zu, dich Jikai zu nennen; welche Tat habe ich begangen, von der du wüßtest?«
»Was das angeht«, sagte ich, »so bezweifle ich nicht, daß du ein großer Krieger bist. Aber ich suche ein Mädchen, das von diesen Ungeheuern entführt wurde.«
Er hatte ein offenes, ehrliches Gesicht, von den Sonnen Antares' gebräunt, helles Haar, das im gleichen Licht gebleicht worden war. Er führte einen Helm am Sattelhorn mit, und sein Reittier war von derselben langbeinigen Art wie das tote Wesen vor mir im Sand. Er trug rotbraune Lederkleidung, die nach Neuenglandart an den Nähten gefranst war, und saß mit jener entspannten und zugleich wachsamen Haltung im Sattel, die einen vorzüglichen Reiter verrät.
»Ich bin Hap Loder, Jiktar der ersten Gruppe des Klans von Felschraung.« Das letzte Wort sprach er mit tiefer Stimme und mächtigem Räusperlaut aus, wodurch es sich drohend, stolz und arrogant anhörte.
»Ich bin Dray Prescot.«
»Nachdem wir nun Pappattu gemacht haben, kämpfe ich mit dir.«
Inzwischen brachte mich nur noch wenig aus der Ruhe. Zu jeder anderen Zeit hätte ich mich gern mit ihm gemessen, wenn das sein Wunsch war; doch jetzt mußte ich Delia finden. Er stieg ab.
»Du hast mir noch nicht gesagt, ob du ein Mädchen gesehen hast ...«, begann ich. Seine Lanze zuckte vor meinem Gesicht herum.
»Unzüchtiger Barbar! Weißt du denn nicht, daß wir über nichts außer Obi sprechen dürfen, bis wir gekämpft haben und Obi empfangen oder gegeben haben?«
Zorn packte mich. Pappattu, das begriff ich, bedeutete die gegenseitige Vorstellung. Hier war der Förmlichkeit Genüge getan; aber nun wollte mir dieser Idiot keine Auskunft geben, ehe er nicht mit mir gekämpft hatte! Also gut – meine eroberte Klinge blitzte auf. Das konnte ja nicht lange dauern.
Er kehrte zu seinem hochbeinigen Tier zurück, steckte die schmale, biegsame Lanze in ihren Sattelschuh und kehrte mit zwei Schwertern zurück. Das eine war lang, schwer und mit gerader Klinge, ein mächtiges Breitschwert. Das andere war kurz, ebenfalls gerade, einfach gestaltet, ein dolchartiges Kurzschwert. »Ich habe dich herausgefordert. Welches Schwert – immerhin besitzt du diese Waffe auch – nimmst du?«
Ich musterte ihn. Wenn ich die Sache auch möglichst schnell hinter mich bringen wollte, spürte ich doch die Ehre, die mir mit dieser Geste erwiesen wurde. Der junge Mann, Hap Loder, bot mir eine Überlebenschance und riskierte selbst den Tod. Das gewaltige Breitschwert konnte gegen meinen Krummsäbel nichts ausrichten, außer vielleicht im Ring. Ich deutete mit einer Kopfbewegung auf das Kurzschwert. Er lächelte. »Es ist mir egal«, sagte ich. »Aber beeil dich.« Immerhin war er ein nett wirkender junger Mann und, wie ich später feststellen sollte, durch und durch ehrlich und furchtlos, und ich fügte hinzu: »Aber ich denke, es wäre gut, wenn du das Kurzschwert wählst.«
»Ja«, sagte er, nahm es am Griff und steckte das lange Breitschwert in die Scheide zurück, die am Sattel seines Reittiers hing. »Solltest du siegen, habe ich nichts dagegen, Obi zu gewähren; aber ich möchte nicht unnötig sterben.«
Mit welcher hübschen Logik wir loslegten.
Er war ein guter Schwertkämpfer, wenn ihm auch die Vorteile des schnellen und gefährlichen Kurzschwerts im Augenblick abgingen. Diese Waffe läßt sich am besten zusammen mit einem Schild verwenden, mit ausreichend Bewegungsfreiheit in den langen Rängen einer disziplinierten Armee, bei der sich jeder auf seinen Nachbarn verlassen kann. Oder im engen, heißen Durcheinander eines Angriffs, wenn sich der Ellbogen nur im engsten Körperbereich bewegen läßt – auch dann beherrscht das Kurzschwert die Szene. Selbst das Breitschwert läßt sich durch einen kühnen und beweglichen Kämpfer damit ausschalten, und ich glaube, er hatte die bessere Wahl getroffen. Doch er hatte nichts gegen die verzweifelte Leidenschaft zu setzen, die mich antrieb.
»Jikai!« brüllte er und machte einen Ausfall.
Ich begegnete dem mit einigen schnellen Pässen, die seine Klinge zurückwarfen und ins Stocken brachten; und mit
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