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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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dich vor mir zu verbeugen.«
    Ich stand vor ihr im Licht der beiden Sonnen – ein rötlicher Schatten erstreckte sich von meinen Hacken nach Nordnordwest und ein grünlicher Schatten ziemlich genau nach Nordwest zu Nord. Ich hob den Kopf und starrte sie verblüfft an.
    In diesem Augenblick drängte sich Galna vor, den ich noch deutlich in Erinnerung hatte. Sein Gesicht war rot vor Zorn und Rachedurst – zugleich schien er zu triumphieren. Seine grüne Lederkleidung schimmerte im antarischen Sonnenschein.
    »Ich durchbohre den Rast, Prinzessin, wie du befohlen hast.«
    Er zog ein Rapier aus einer samtbezogenen Scheide. Ich achtete kaum auf die Waffe, sondern starrte die Frau an. Ich sollte mich vor ihr verbeugen? Ich wollte nicht sterben und gehorchte also; ich machte einen steifen Kratzfuß, riß meinen imaginären Dreispitz vom Kopf, fuchtelte mit der rechten Hand elegant vor der Brust herum und streckte sie mit anmutig gekrümmten Fingern schließlich in die Höhe; ein Bein nach vorn, das andere nach hinten gestreckt, den linken Arm auf dem Rücken – so beugte ich mich tief hinab.
    Wenn diese absurde Geste, die so sorgsam in den europäischen Kammern gelehrt wurde, als Beleidigung aufgefaßt werden konnte, dann ... Ich hörte ein Lachen.
    »Töte den Rast noch nicht, Galna. Er wird uns noch Spaß bereiten – später.«
    Ich richtete mich auf. »Unser Rapawächter hat mir die Kette abgenommen, damit ich besser zufassen konnte ...«, begann ich. Galna versetzte mir mit der flachen Klinge seines Rapiers einen Schlag über das Gesicht – wenigstens wäre ihm das gelungen, wenn ich den Kopf nicht blitzartig zurückgezogen hätte. Die Männer ringsum gerieten in Bewegung.
    »Auf die Knie, Unwürdiger, wenn die Prinzessin mit dir spricht.«
    Ein Arm fuhr mir über den Rücken, ein Fuß trat mir gegen die Schenkel, und ich fand mich auf dem Boden wieder, den Kopf vorgeneigt, das Gesicht schmerzhaft gegen die Steine des Piers gedrückt, so daß mir Marmorstaub beißend in die Augen und die Nase stieg. Vier Männer hielten mich fest.
    »Verbeuge dich, Rast.«
    Und ich verbeugte mich. Ich wußte nun schon etwas von den Dingen, die ein Sklave im Haushalt der Esztercaris beherrschen mußte, um am Leben zu bleiben. Während ich die Nase immer wieder in den Marmorstaub drückte, verglich ich diese barbarische Haltung mit den ehrenvollen Gesten einer Obi-Zeremonie.
    Ich wußte, daß ich dem Tode diesmal sehr, sehr nahe war.
    Prinzessin Natema Cydones berührte mich mit ihrem juwelengeschmückten Fuß. Selbst ihre entzückenden Zehennägel waren in der Hausfarbe lackiert.
    »Du darfst dich hinhocken, Sklave.«
    Ich hielt es für richtig, diesen Befehl genau zu befolgen, und setzte mich hin wie ein Hund. Niemand schlug mich – also hatte ich wohl noch etwas gelernt. Einige erregte Ausrufe waren laut geworden, verschiedene Leute murmelten vor sich hin, und jemand hatte Befehle gegeben; jetzt hörte ich Kettengeklirr. Es näherte sich ein stämmiger kleiner Mann in einer hellgrauen Tunika, die smaragdgrün umsäumt und auf der Brust mit zwei großen, schlüsselförmigen Zeichen bestickt war. Unter den wilden Blicken und gezückten Rapieren von Galna und den anderen Edelleuten belud mich dieser Mann mit Ketten. Er ließ einen Metallring um meinen Hals zuschnappen, ein zweites Band um meine Hüfte, verpaßte mir Arm- und Fußreifen, und an all diesen gewichtigen Fesseln befestigte er Ketten, die mir mehr als ein Kabel lang zu sein schienen.
    »Sorge dafür, daß er in meinen Opalpalast gebracht wird, Nijni«, befahl die Prinzessin beiläufig, als bespreche sie die Lieferung neuer Handschuhe. Nein – das stimmte nicht. Als ich von dem Berufssymbol des Sklavenmeisters, einem Holzstab, angetrieben wurde, überlegte ich, daß Natema auf die Auswahl neuer Handschuhe sicher mehr Zeit und Sorgfalt verwenden würde.
    Ich war der Sklaverei entkommen, nur um gleich wieder versklavt zu werden.
    Die Zukunft sah so düster, gefahrvoll und trostlos aus wie eh und je. Nur ein Hoffnungsschimmer blieb mir – meine Männer, meine loyalen Klansleute, meine Brüder in Obi waren entkommen – sie waren ihrer Ketten und der Sklaverei ledig.

11
     
     
    Wie hätten meine Brüder in Obi gelacht, wenn ich ihnen so vor die Augen getreten wäre! Brüllend hätten sich meine wilden und fanatischen Klansleute die Bäuche gehalten, ihren Zorcander, ihren Vovetier wie einen Gecken herausgeputzt zu sehen. Drei Tage waren seit meinem fehlgeschlagenen

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