Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio
ausgedehnten Durchsuchung der Enklave Strombor nach Hause zurückgekehrt. Auch das übrige Zenicce, das für die Suchgruppen der verbündeten Häuser der Ewards, der Reinmans und der Wickens erreichbar war, hatte man durchforscht; außerdem waren die Klansleute von Felschraung und Longuelm mit Flugbooten aufgesucht und nach meinem Verbleib befragt worden. Natürlich fand man mich nicht. Zu der Zeit versuchte ich gerade zu erklären, was ich nackt an einem Küstenstreifen in Portugal zu suchen hatte – vierhundert Lichtjahre entfernt.
»Nachdem wir dich jetzt gefunden haben, Lord Strombor«, sagte Tharu mit metallischer Stimme, »segeln wir sofort nach Pattelonia an der Südostküste von Proconia ab. Dort wartet ein Flugboot auf uns. Du weißt, wovon ich spreche.«
Ich nickte. Ich spürte mein Herz heftig schlagen. Delia war nach Vallia zurückgekehrt und hatte eine Suchaktion eingeleitet, in deren Verlauf sie fast die ganze Welt durchkämmt hatte.
Sie hatte gewußt – und das war bei ihr ganz verständlich –, daß ich von einem Geheimnis umgeben war. Ich hatte ihr von meiner Herkunft nichts erzählt, obwohl das für später meine Absicht gewesen war. Doch hatte sie das unheimliche Abenteuer mitgemacht, als ich in einer Geste der Verachtung aus dem heiligen Taufbecken des fernen Aphrasöe vertrieben worden war – um sie schließlich an einem segesthischen Strand wiederzufinden. Sie mußte sich gesagt haben, daß mir etwas Ähnliches noch einmal widerfahren war – und diesmal nur mir allein. Also hatte sie sich daran gemacht, mich zu suchen. Der junge Vomanus berichtete mir von den Anstrengungen, die man unternommen hatte. Er entschuldigte sich dabei vielmals, daß er und Tharu mich schon einmal verpaßt hatten. Ich schloß daraus, daß sie in Magdag gesucht, mich jedoch in all dem Durcheinander von Sklaven und Arbeitern nicht gefunden hatten – was auch kein Wunder war! Der Zufall bestimmte, daß die beiden Sanurkazz besuchten, als ich gerade auf Zy war. Sie hatten aber auf meine Rückkehr gewartet, da sie den Abt des Ordens nicht belästigen wollten.
»Nun muß sofort Nachricht nach Vallia geschickt werden«, sagte Tharu. »Daraufhin wird die Prinzessin Majestrix untertänigst all die Hunderte von anderen Gesandten zurückziehen, die sie auf der Suche nach dir in die Welt geschickt hat.«
Sein Tonfall gefiel mir nicht.
Ich sah, wie Vomanus seinem Begleiter einen besorgten Blick zuwarf, und da ich mir meiner Position bewußt war, hielt ich es für besser, nichts zu sagen. Ich bat Zolta und Nath, sich um Vomanus zu kümmern; ich hielt ihn für einen Freund.
In meinen Gesprächen mit den Vallianern wurde Tharus Haltung schnell verständlich. Auch in Vallia schienen zahlreiche Intrigen zu gedeihen. Es gab verschiedene politische Gruppen – ganz zu schweigen von der Religion, die offenbar in Vallia in einer Art Umsturz begriffen war. Tharu war wütend, daß seine Gruppe nicht die wichtige eheliche Verbindung mit Delia hergestellt hatte, mußte aber all diese Gefühle unterdrücken, da er, wie er sich ausdrückte, auf Befehl der Majestrix handelte und ihr nicht untreu werden dürfe. Tharu mochte mich nicht. Er glaubte nicht nur, die Chance verloren zu haben, seinen Lieblingssohn oder Neffen an Delia zu verheiraten, sondern war auch der Überzeugung, daß Delia weit unter ihrem Stande heiratete.
Damit hatte er natürlich recht.
Shellen, mein Agent, hatte ein Breitschiff gefunden, das mit Vorräten für die bevorstehende Expedition nach Pattelonia fahren sollte. Daraufhin führte ich ein unangenehmes Gespräch mit König Zo, dem ich nicht recht erklären konnte, warum ich plötzlich mein Kommando, Sanurkazz und ihn im Stich ließ. Als ich den Saal verließ, war ich praktisch in Ungnade gefallen – aber das war nicht wichtig. Ich wollte dem Binnenmeer ein für allemal den Rücken kehren.
Auf das Gespräch mit Mayfwy will ich erst recht nicht eingehen. Sie hatte die Nachricht schon gehört und hatte geweint, doch sie trocknete ihre Tränen und gab sich gefaßt. Ich küßte sie zärtlich, küßte auch Fwymay, die zu einer Schönheit heranwuchs wie ihre Mutter, und gab schließlich dem jungen Zorg die Hand.
Das Problem Harknels von Hoch-Heysh mußte ich leider ungelöst lassen. Nach seinem letzten Mordversuch am Pier war ich geneigt gewesen, meine Männer zu sammeln, zu seiner Villa zu marschieren und das Gebäude in Schutt und Asche zu legen – ungeachtet des Hohen Admirals und des Königs. Die fröhlichen
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