Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
Prescot«, sagte Lilah. »Du stirbst!«
Wieder legte sie mir die Hand auf den Arm, wollte mich zurückhalten. Ich spürte ihre weichen Finger und zugleich die Entschlossenheit ihres Griffs.
Was aus der Szene geworden wäre, mochte Zair wissen, denn in diesem Augenblick sagte ein Fristle neben mir: »Da kommt Nath der Führer.«
Der Führer drängte sich ans Gitter vor, und ich gab es auf, den Khamorro erreichen zu wollen. Dieser Führer ähnelte sehr dem anderen Helfer der Sklaven, den ich gesehen hatte; er war schlank, gut proportioniert und offenbar gut zu Fuß. Sein Kopf war von einem gewaltigen schwarzen Haarschopf geziert. Nath der Führer ...
Nun ja, es gibt viele Naths auf Kregen.
Etwa ein Dutzend Leute drängte sich um den Mann. Sie waren sehr aufgeregt. Offenbar hatten sie Absprachen mit dem Führer getroffen. Lilah ließ meinen Arm nicht los.
Nalgre knallte mit der Peitsche. Seine Kunden zuckten zusammen und begannen dann zu lachen. Sie unterschieden sich kaum von der ersten Gruppe, die ich draußen gesehen hatte. Ich überzeugte mich mit einem kurzen Blick, daß kein bekanntes Gesicht darunter war. Der Notor, der sich durch Aufmachung und Gestik als wichtigster Kunde zu erkennen gab, war ein rundlicher Mann mit braunem Haar und einem Gesicht, das eindeutig darunter gelitten hatte, daß sein Besitzer zu oft ins Glas schaute.
Nath der Führer flüsterte: »Keine Sorge. Er wird uns aussuchen. Aber denkt daran! Benehmt euch wie Sklaven!«
Der Notor schien sich für einen großen Jikai zu halten, denn die Wächter öffneten das Holztor und begannen gut ein Dutzend Sklaven herauszutreiben. Ein schmächtiger Xaffer wurde zurückgeschickt. Wir wurden in Hitze und Staub hinausgestoßen. Lilah klammerte sich an mir fest. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie sich Tulema mit gequältem Gesichtsausdruck zurückhielt – im nächsten Augenblick knallte die Lenkholztür zu.
»Jetzt sind wir dran, Lilah«, sagte ich. »Die Freiheit winkt!«
»Ich bete darum, Dray Prescot!«
Von Wächtern umringt, deren Speere stoßbereit erhoben waren, wurden wir über die Lichtung zur Sklavenbaracke geführt. Hier sollten wir für die Jagd am nächsten Tag vorbereitet werden.
Der Dray Prescot, der gefügig in der Sklavengruppe dahinschritt und sich von Speeren antreiben ließ, hatte sehr wenig mit dem Dray Prescot gemein, der sich bei anderen Gelegenheiten heftig den Sklavenherren widersetzt hatte. Nur war ich diesmal noch nicht bereit. Ich versuchte festzustellen, ob eine sofortige Flucht uns mehr Vorteile brachte, oder ob es besser war, noch etwas zu warten.
Zwar bezweifelte ich nicht, daß ich im Dschungel überleben konnte – und damit prahle ich nicht. Doch bei Lilah war ich mir nicht so sicher. Nath der Führer erzählte uns, man würde uns Kleidungsstücke und Schuhe geben. Außerdem sollte jeder ein Messer und auch Nahrung erhalten. Ich war schon fast entschlossen, auf diese Gaben zu verzichten und sofort einen Ausbruchsversuch zu unternehmen, als ich eine Szene beobachtete, die meinen Entschluß änderte.
Der arrogante Khamorro dachte nicht ans Warten. Er wollte seinen Gegnern ein paar Knochenbrüche beibringen und in den Dschungel fliehen.
Wir erhielten frische Nahrung, dafür blieb die versprochene Kleidung aus. Das Essen war gut – dicke Vosk- und Taylyne-Suppe, geröstetes Fleisch, frische Roandals, lange kregische Brotlaibe und Palines.
Schließlich brachte man uns im ersten Obergeschoß des Gebäudes unter, während das Erdgeschoß leer blieb. Wenn wir uns über die Sturmholzbalustrade beugten, konnten wir die Wächter unten patrouillieren sehen. Ein kurzer Versuch zeigte mir, daß die Wände fest waren. Der einzige Weg nach draußen führte über die Treppe. Lart der Khamorro ließ seine Muskeln spielen und ging die Treppe hinab.
Drei Wächter standen auf und senkten ihre Speere.
»Zurück, Cramph!«
Lart lachte, sprang vor, und der erste Wächter lag mit gebrochenem Genick am Boden.
Die beiden anderen fluchten und fuhren herum. Lart der Khamorro wich ihrem Stoß elegant aus, duckte sich, und der zweite Wächter starb nach einem fürchterlichen Griff, aus dem er über den Rücken des Kämpfers abgerollt wurde.
Der dritte Wächter begann entsetzt zurückzuweichen. »Hai! Wächter! Ein Wahnsinniger!«
Ich starrte fasziniert in die Tiefe. Ich sah, wie Lart arbeitete, sah das elegante Spiel seiner Muskeln, sah die raffinierten Tricks des Körperkontakts, sah all die Fähigkeiten, die ich in der
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