Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
trocken, und seine Stimme brach beinahe. »Außerdem werden Sie alle notwendigen Zwangsmaßnahmen
ergreifen, um jeden, der ohne meine ausdrückliche Erlaubnis an Bord gelangen will, daran zu hindern. Haben Sie verstanden?«
»Ja, Lord Leutnant«, sagten die beiden wie aus einem Munde. Martinez bemerkte durchaus, dass ihre Augen mehr Weiß zeigten, als es unbedingt nötig gewesen wäre. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie den dritten Leutnant für übergeschnappt hielten.
»Ich muss Ihnen noch einen weiteren Befehl geben«, sagte Martinez. »Falls ich es für nötig halte, dass Sie diesen Posten verlassen und sich ins Schiff begeben, werde ich Ihnen die Worte ›Buena Vista‹ übermitteln.« Er sah sie an und sagte es noch einmal mit besonderer Betonung: »Buena … Vista. Bitte wiederholen Sie das.«
»Buena Vista«, stießen sie gemeinsam hervor.
»Buena Vista.« Es war der Name des Hauses auf Laredo, in dem er zur Welt gekommen war. Seine romantische Mutter hatte Worte einer alten terranischen Sprache ausgewählt, die nicht mehr gesprochen und nur noch von Gelehrten gelesen wurde.
Auf den Ätherwellen, die zwischen den beiden Wachtmeistern unsichtbar hin und her liefen, entbrannte eine lebhafte Diskussion über seinen Wahn.
»Sehr gut«, endete Martinez. »Ich schicke hin und wieder Alikhan mit Erfrischungen heraus. Vergessen Sie nur nicht, was ich Ihnen gesagt habe.«
Zwischen Martinez und dem Inneren der Corona lagen vier Luken. Zwei auf der Seite der Luftschleuse im Ring, wo Dietrich und Hong Wache hielten, zwei weitere
in der Bugschleuse der Fregatte. Zwischen beiden erstreckte sich die Andockröhre. Martinez wanderte durch die Barrieren und betrat sein Königreich.
Ein Königreich mit neunzehn Untertanen, die größtenteils nur aufgrund der Vorschrift da waren, dass jedes im Dienst befindliche Schiff auch im angedockten Zustand genügend Personal an Bord haben musste, um manövrierfähig zu bleiben. Ein Dutzend Helfer waren genug, um das Schiff zu steuern, zu den anderen gehörten die beiden Wachtmeister und die komplette Küchenbesatzung, die zu Ehren der siegreichen Bordmannschaft jetzt schon ein gewaltiges Festmahl vorbereitete.
Martinez öffnete mit dem Leutnantsschlüssel den Zugang zur kleinen Waffenkammer und rief Alikhan und Maheshwari zu sich. Während er auf sie wartete, unterschrieb er für eine Handfeuerwaffe und befestigte sie an seinem roten Gürtel. Dann entnahm er zwei weitere für Alikhan und Maheshwari und rüstete seinen Diener, der zuerst eingetroffen war, mit dem roten Armband und dem Helm der Militärpolizei aus.
»Ich überlege mir, ob ich Sie zur Luftschleuse schicke«, sagte er. »Möglicherweise brauchen die Jungs etwas Rückendeckung.«
»Jawohl, mein Lord.« Er blickte auf das Datenpad der Waffenkammer, unterschrieb für seine Waffe und hinterließ seinen Daumenabdruck.
»Noch etwas«, fuhr Martinez fort. »Gehen Sie ins Lager der Monteure und holen Sie, was immer Sie brauchen, um den Safe des Ersten Leutnants aufzubohren.«
Alikhan nickte. »Soll ich das sofort erledigen, mein Lord?«
»Nein.« Immerhin war es ein Kapitalverbrechen, den Safe des Ersten Offiziers auf der Suche nach dessen Schlüssel zu knacken. Im Falle der Entdeckung würden die normale Strafverfolgung und die Legion der Gerechten darum wetteifern, ihn als Ersten zu töten. Martinez war noch nicht ganz bereit, freiwillig aufs Schafott zu steigen.
»Legen Sie die Ausrüstung nur in der Kabine des Lord Leutnants bereit. Falls wir mit hoher Geschwindigkeit fliehen müssen, ist es besser, wenn Sie schon alles zur Hand haben, statt es bei dreieinhalb Grav erst in Koslowskis Kabine schleppen zu müssen.«
»Jawohl, mein Lord.«
Kurz danach kam auch Maheshwari und nahm Haltung an. Er war ein kleiner Mann mit mahagonibrauner Haut und ergrautem Kraushaar, einem Spitzbart und leuchtend rot gefärbtem Schnurrbart.
Martinez gab ihm die Waffe. »Hoffentlich brauchen Sie die nicht.«
»In meiner Abteilung gibt es garantiert keinen Ärger«, versprach Maheshwari, als er unterschrieb und seinen Daumenabdruck scannen ließ. »Für einige andere an Bord kann ich natürlich nicht die Hand ins Feuer legen.«
»Ich werde bald eine Übung ansetzen und den Start der Maschinen einleiten. Bei einem Kaltstart brauchen wir doch etwa vierzig Minuten, bis die Maschinen bereit sind, oder?«
Maheshwari zeigte ihm lächelnd seine kieselsteingroßen weißen Zähne. »Wenn nötig, geht es auch viel schneller, mein
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