Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
hätten, sich mit ihm in einer Bar zu treffen. Salzman antwortete überhaupt nicht, Ming sagte bedauernd ab, Aragon wollte am Wushu-Turnier teilnehmen und musste früh ins Bett. Aidepone bereitete sich auf das Fatugui-Spiel vor. Nur Mukerji nahm die Einladung an. Als er die atmosphärischen Störungen der Übertragung sah, wurde Martinez klar, dass sein Kollege sich bereits in einer Bar aufhielt.
Martinez traf ihn in der Mördergrube , einem dunklen, schummrigen Lokal mit ohrenbetäubend lauter Musik und einer Tanzfläche. Mukerji gab drei Runden aus, während Martinez ihm auf dem Ärmeldisplay die naxidischen Manöver vorführte und seine Theorie darlegte.
Mukerji legte freundschaftlich den Arm um Martinez’ Schultern. »Ich habe dich schon immer für verrückt gehalten«, sagte er. »Absolut verrückt!«
»Sag es deinem Kapitän.« Martinez musste schreien, um sich im Lärm verständlich zu machen. »Ich kann dir alle Daten überspielen. Vielleicht schafft er es noch, sein Schiff zu retten.«
»Völlig verrückt!«, wiederholte Mukerji. Dann deutete er auf zwei weibliche Kadetten, die in der Nähe an der Bar standen. »Wenn es meine letzte Nacht in Freiheit ist, dann will ich sie auch genießen«, verkündete er. »Welche nimmst du, die Rothaarige oder die andere?«
Martinez verabschiedete sich und wanderte, vom Whisky einigermaßen benebelt, durch die Ringstation.
Vielleicht war er ja wirklich verrückt. Keiner der anderen Offiziere wollte seine Theorie über die Naxiden glauben. Vielleicht hatten sie Recht damit, dass seine Annahmen absurd waren. Es klang unglaubhaft, dass die konservativste und gehorsamste Spezies unter der Praxis auf einmal aus der Reihe tanzen sollte.
Er musste zugeben, dass er die Naxiden noch nie gemocht hatte. Außerdem musste er sich eingestehen, dass es ein irrationales Vorurteil war. In der Gegenwart von Naxiden fühlte er sich im Gegensatz zu allen anderen Spezies, die in der Praxis vereint waren, immer unwohl. Vielleicht hatten Vorurteile seine Gedanken getrübt.
Wieder dachte er an die Gruppen, die auf dem breiten Hauptweg der Ringstation hin und her gewandert waren, und wieder lief es ihm kalt den Rücken hinunter.
Nein, er hatte Recht. Die Naxiden wollten wirklich das Schiff entern. Möglicherweise gab es eine andere vernünftige Erklärung dafür, es musste ja nicht unbedingt ein Aufstand sein. Auf diese Idee war er bisher noch nicht gekommen. Auf jeden Fall wollten sie eindringen.
Wenn der Enterversuch verhindert werden sollte, dann musste Martinez sich selbst darum kümmern.
Er kehrte in seine Kabine auf der Corona zurück und rief Alikhan.
»Mein Lord?«
»Beim Kapitän hatte ich kein Glück, ebenso wenig bei allen anderen.«
Das schien seinen Diener nicht zu überraschen. »Ich habe mit dem Meisteringenieur gesprochen«, berichtete er.
»Und?«
»Maheshwari ist der gleichen Meinung wie Euer Lordschaft.« Er drückte sich vorsichtig aus, weil man nie wissen konnte, wer gerade lauschte.
Martinez seufzte. Immerhin, Maheshwari war besser als gar keiner.
»Sehr gut«, sagte Martinez. »Geben Sie mir sofort Bescheid, falls …« Niedergeschlagen unterbrach er sich. »Falls irgendetwas passiert.«
»Jawohl, mein Lord.«
Das orangefarbene Symbol auf Martinez’ Ärmeldisplay zeigte das Ende der Übertragung an.
Im vollen Bewusstsein, dass er dies vielleicht zum letzten Mal im Leben tun würde, zog er sich aus, hängte seine Sachen ordentlich in den winzigen Schrank und ging zu Bett.
Immer wieder schossen ihm Überlegungen durch den Kopf, wie er die Corona am besten retten konnte, bis alles im Nebel des Vergessens versank.
Sorensen auf Villa, Villa auf Yamana, zurück zu Sorensen und weiter auf Digby, dachte er.
Und Tor.
10
Wie die meisten Mannschaftsmitglieder der Corona stand Martinez jubelnd und applaudierend auf der Ringstraße der Station, als Tarafah die Bordmannschaft aus dem Schiff führte. Der Kapitän trug ein makellos weißes Sweatshirt mit dem Abzeichen der Corona auf der Brust und hatte sich seine Leutnantsstreifen auf die Schultern geheftet. Er grinste und winkte, als liefe er in ein Stadion ein, in dem Zehntausende Fans ihn erwarteten. Koslowski führte hinter ihm die übrigen Spieler an.
» Corona! Corona! «, jubelte die Crew. Martinez klatschte, bis ihm die Hände wehtaten.
Im Laufschritt eilte das Team zur Ringbahn, mit der sie zum Skyhook-Terminal fahren würden. Als Letzter wackelte ihnen der Trainer Mancini hinterdrein. Leutnant
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