Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
meinen können. Mit einem bezahlten Begleiter in der Enge eines Kriegsschiffs zu hocken, das entsprach viel zu sehr den weniger attraktiven Aspekten einer Ehe - all die Langeweile und die Notwendigkeit, ständig in der Nähe
eines Menschen zu leben, dem man einfach nicht entkommen konnte, und die Entspannung und der Reiz, aus der Routine auszubrechen und einen Geliebten in dessen eigener Umgebung aufzusuchen, entfielen dabei.
Die Corona hatte insgesamt acht Freizeitkammern. Zwei davon lagen vorne und waren den Offizieren vorbehalten. Martinez loggte sich ordentlich ein, damit Vonderheydte ihn wenn nötig erreichen konnte. Er rechnete jede Sekunde mit Beschuss oder irgendwelchen anderen Notfällen, und so blieb wenig Zeit für das Vorspiel und ausgedehnte Zärtlichkeiten. Er war überrascht, wie dringend sein eigenes Begehren war, und wie heftig die Lust in ihm erwachte. Kelly schien ganz ähnlich zu empfinden, auch sie schien gleich zu Anfang förmlich zu explodieren und umklammerte ihn fest mit ihren langen schlanken Armen. Lebendig! , dachte er. Lebendig!
Danach, als Kellys Kopf auf seiner Brust lag, fragte er sich, wie lange er seine Pause ausdehnen und wie viel Entspannung er sich gönnen durfte. Gern wäre er noch in dem kleinen, röhrenförmigen Raum geblieben, der nach sauberen Laken und leicht nach Desinfektionsmittel roch, hätte die Augen geschlossen und den Muskeln Zeit gelassen, sich nach den Qualen der hohen Beschleunigung bei einem halben Grav auf der Matratze zu entspannen. Er fragte sich, wie viele andere Freizeitkammern in diesem Moment belegt waren, und ob noch andere Besatzungsmitglieder die Rettung aus der Todesgefahr feierten.
Schließlich war es aber nicht ein Ruf von der Brücke, der ihn in die Gegenwart zurückriss, sondern ein lautes Krachen ganz in der Nähe. Es klang, als wäre ein voller Schrank umgekippt. Darauf folgte ein ausgedehntes, bellendes Lachen.
So etwas kam nicht infrage.
Martinez zog sich an, verließ die Kammer und folgte den Geräuschen bis in die Kabine des Kapitäns, wo er Zhou, Knadjian und Ahmet vorfand. Alle drei hatten sich mit dem Schnaps des Kapitäns betrunken, und Zhou lag fast besinnungslos auf dem Boden. Er konnte nicht mehr reden und keinen Finger mehr rühren.
»Hallo, Leutnant«, sagte Ahmet und winkte. »Leisten Sie uns doch Gesellschaft.«
Sex war natürlich nicht die einzige Art, einen Sieg zu feiern.
Auf Martinez’ Befehl hatten sie den Schlüssel des Kapitäns gesucht, alle nur denkbaren Verstecke aufgebrochen und dabei die Schnapsvorräte des Kapitäns entdeckt. Sobald sie eine Pause zum Essen bekommen hatten, waren sie geradewegs dorthin zurückgekehrt, wo sie sich ins Koma trinken konnten.
Martinez rief Alikhan. »Schnallen Sie die drei auf Liegen, binden Sie sie fest und stellen Sie sicher, dass sie keinen einzigen Schalter berühren können. Dann suchen Sie sämtliche Flaschen Alkohol auf diesem Schiff, geben alles den Köchen und sorgen dafür, dass der Vorrat hinter Schloss und Riegel eingesperrt wird.«
»Jawohl, mein Lord.«
»Das schließt die Vorräte in meiner und in Garcias Kabine ein.«
»Jawohl, mein Lord. Ich komme sofort.«
Martinez kehrte kurz zu Kelly zurück, die sich inzwischen ebenfalls angekleidet hatte und gerade in die Schuhe stieg. Er drückte kurz ihren Fuß - als er sich in die Röhre lehnte, war das der einzige Körperteil, den er erreichen konnte -, und bedankte sich aufrichtig dafür, dass sie ihm Gesellschaft geleistet hatte.
»Es ist ja nicht so, als hätte ich überhaupt nichts davon gehabt«, sagte sie.
Dann kehrte Martinez auf die Brücke zurück, wartete noch einen Moment, bis auch Kelly wieder da war, und gab Befehl, die Vakuumanzüge wieder anzulegen, weil er den Schub erhöhen wollte. Es war das Beste, sich möglichst weit zu entfernen, solange die Naxiden nichts unternahmen.
Es dauerte noch einmal etwa zehn Minuten, bis die drei Besinnungslosen in ihre Anzüge gesteckt und angeschnallt waren, und noch einmal eine Weile, bis die Köche ihr Reich gesichert hatten. Dann befahl Martinez, den Schub zu steigern und vier Grav vorzulegen. Für sechs Grav, erkannte er, war sein Bauch wohl doch noch ein wenig zu voll.
Stunden vergingen. Martinez beobachtete die ganze Zeit über nervös die Displays, betrachtete Magarias Ring, der sich langsam um den Planeten drehte, und überlegte, warum die Naxiden sich so passiv verhielten.
»Mein Lord«, meldete sich Tracy von ihrer Station, »die Judge Kybiq nimmt
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