Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
höhere Offiziere - und sogar Konvokaten - Haltung annehmen und die Goldene Kugel grüßen mussten, wenn der Träger vorbeikam. Das war eine Art von Macht, die er nutzen, missbrauchen und genießen konnte.
»Wir möchten Ihnen dies hier schenken, weil Sie uns und das Schiff gerettet haben«, erklärte Maheshwari, als sie ihm die selbst gebaute Kugel auf einem dicken Kissen überreichten. Natürlich war sie nicht mit dem wundervollen magischen Objekt zu vergleichen, das Martinez im Flottenmuseum bewundert hatte, sondern nur eine schlichte glänzende Kugel auf einem polierten Stab, doch er war entzückt, als sich die Mannschaft erhob und applaudierte.
»Ich glaube, es ist der Brauch, bei einer solchen Gelegenheit eine Rede zu halten, mein Lord«, sagte Alikhan mit verstörend freundlichem Lächeln, hinter dem sich, wie Martinez vermutete, ein gewisser Sadismus verbarg.
Also stand er auf und hielt eine Rede. Zuerst wusste er nicht recht, was er sagen sollte. Er bedankte sich bei der Crew für das großzügige und passende Geschenk und erklärte, selbst wenn ihm die Konvokation das echte Objekt überreichte, würde es ihm nicht so viel bedeuten
wie dieses hier. Außerdem dankte er der Besatzung dafür, dass sie alle seine Befehle befolgt hatten, obwohl man ihn genau genommen durchaus für verrückt hätte halten können.
»Wir haben Sie wirklich für verrückt gehalten, mein Lord«, warf Dietrich ein. »Aber andererseits hatten Sie ja diese große Pistole.«
Darauf lachten alle. »Tja«, erwiderte Martinez etwas lahm, »wenn ihr keinen Respekt für den Offizier habt, dann solltet ihr wenigstens seine Kanone fürchten.«
Wieder lachten sie. Glücklicherweise hatte er ein dankbares Publikum.
Dann sprach er über konkretere Dinge, vor allem über die Qualitäten seiner kämpfenden Truppe, obwohl er über Gefechte im Grunde so wenig wusste wie sie alle. Jedenfalls hob er ihren Mut, ihre Begabung und ihre Beharrlichkeit hervor und lobte ihre Entschlossenheit, trotz der überwältigenden Übermacht und der Todesgefahr. Seiner Ansicht nach, so sagte er, besaß die Besatzung der Corona all diese Eigenschaften im Übermaß, und er hätte ohne die Unterstützung der Crew nichts erreicht. Das würde er ihnen nie vergessen, und er sei stolz darauf, sie auf seinem Schiff zu haben. »Das gilt sogar für Sie«, sagte er zu Ahmet, und wieder lachten alle.
Er schloss mit der Bemerkung, dass die Mannschaft der Corona hoffentlich lange genug zusammenbleiben konnte, um das Ende des Krieges zu erleben, und sie würden sicher alle gern nach Magaria zurückkehren,
um die naxidischen Rebellen von der Station zu vertreiben und ihren Kapitän sowie die anderen Besatzungsmitglieder zu befreien.
Die Zuhörer applaudierten, als er sich setzte, und dann trug er Alikhan auf, die eingeschlossenen Spirituosen herauszuholen, damit sie alle auf die Rückkehr nach Magaria anstoßen konnten.
Am nächsten Tag erfuhr Martinez, dass er zum Kapitänleutnant befördert worden war und die Corona behalten sollte. Alikhan beschaffte Schulterklappen von Tarafahs Reserveuniformen und setzte sie auf eine von Martinez’ eigenen Jacken, die er ihm wiederum beim Abendessen überreichte.
»Ich glaube, bei solchen Anlässen ist es üblich, eine Rede zu halten, mein Lord«, sagte er, abermals mit seinem freundlichen, bösen Lächeln.
Ich habe doch schon alles gesagt, dachte Martinez. Da ihm nichts anderes übrigblieb, erhob er sich und sagte alles noch einmal. Er schilderte die Besatzung der Corona sogar noch tapferer und strahlender als am Vortag, beschrieb die Gefahren in drastischeren Farben und malte die siegreiche Rückkehr noch schöner aus. Dann gab er erschöpft die Anweisung, abermals das Schnapslager zu öffnen.
Am nächsten Tag ging die Meldung ein, dass ihm der Flottenausschuss für seine Beteiligung an der Bergung von Kapitän Blitsharts und der Midnight Runner auch den Verdienstorden Erster Klasse verliehen hatte. »Bei einem solchen Anlass ist es nicht üblich, eine Rede zu
halten«, sagte er energisch zu Alikhan, gab unter allgemeinem Applaus aber trotzdem die Erlaubnis, das Schnapslager ein letztes Mal zu öffnen.
Damit niemand auf die Idee kam, er würde die Corona zu einer Säuferhöhle verkommen lassen, ließ er am nächsten Morgen die ganze Mannschaft zu einer Inspektion antreten, prüfte die persönlichen Unterkünfte und verteilte großzügig Tadel.
Nach und nach gingen über die Kommunikationslaser Glückwünsche von Angehörigen und
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